Warum ein „Biscuit“ im Ernstfall entscheidend ist | ABC-Z
Berlin. Sie sind das Symbol der militärischen Macht: die Atomkoffer für das mächtigste Waffenarsenal der Welt. Es gab schon gravierende Pannen.
In wenigen Stunden ist Donald Trump offiziell 47. Präsident der Vereinigten Staaten. Um auch militärisch der mächtigste Mann der Welt zu sein, bedarf es noch eines besonders heiklen Briefings, dem sich jeder Präsident im Rahmen der Amtsübergabe am Tag der Vereidigung zu unterziehen hat: Die Übergabe der Befehlsgewalt über das tödliche Atomwaffenarsenal der US-Streitkräfte.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
Hinter den Kulissen der Politik – meinungsstark, exklusiv, relevant.
Donald Trump wird in diesem Briefing die Hoheit über den „Atomkoffer“ bekommen, den Militärs und Secret Service nur den „Football“ nennen. Der schwarze Koffer wird mit Amtsbeginn immer in der Nähe des Präsidenten sein. Ein Adjutant, der wiederum durch eigene Bodyguards bewacht ist, wird ihn für Donald Trump bereithalten. Insgesamt sind fünf bewaffnete Adjutanten berechtigt, den Koffer zu tragen, wobei jede US-Teilstreitkraft einen Kofferträger stellt. Die Soldaten haben alle die schärfste Kategorie der Sicherheitsüberprüfung „Yankee White“ durchlaufen.
Den „roten Knopf“ im Atomkoffer kann Trump nicht drücken
In dem schwarzen Koffer der Marke Zero Halliburton befindet sich nicht ein „roter Knopf“ – wie in schlechten Spielfilmen – sondern ein Dossier für die Auslösung eines Nuklearschlags in verschiedenen Eskalationsstufen. Im „Black Book“ findet Trump die verschiedenen nuklearen und nicht-nuklearen Angriffspläne, die vom United States Strategic Command erstellt wurden. Außerdem sind im Koffer die sogenannten „Go Codes“, mit denen die Angriffspläne befohlen werden.
Damit Trump alles versteht, sind die Anleitungen einfach gehalten und mit Illustrationen versehen. Das hatte US-Präsident Jimmy Carter angeregt, der die Dokumente bei einer Übung 1977 viel zu kompliziert fand. Im Koffer befindet sich auch ein abhörsicheres Gerät, das Kommunikation von jedem Teil der Erde sicherstellt.
Eine kleine Plastikkarte am Körper von Donald Trump entscheidet über die Zukunft der Menschheit
Die Codes, mit denen der Präsident sich identifiziert und die Angriffspläne in letzter Instanz freigibt, heißen „Gold Codes“ und befinden sich auf einer Scheckkarte, die der Präsident direkt am Körper bei sich tragen muss. Dieses Stück Plastik heißt bei den Militärs „Biscuit“ und ist der Schlüssel für Trump, wenn er das atomare Feuer entfesseln will.
Trump bekommt neue Codes, die Daten für Joe Biden werden bei der Übergabe gelöscht. Im Ernstfall bleiben dem Präsidenten nur wenige Minuten für eine Reaktion, daher ist das Briefing so wichtig.
Sowohl Jimmy Carter als auch Bill Clinton soll US-Medienberichten zufolge der „Biscuit“ mit den Atomcodes schon abhandengekommen sein. Carter gab einen Anzug mit den Codes in die Reinigung und bekam den „Biscuit“ wieder. Bill Clinton verschlampte ihn im Weißen Haus und erhielt eine neue Karte. Eine offizielle Bestätigung gab es für diese Vorfälle nie. Nach dem Attentat auf Ronald Reagan im März 1981 war der Koffer sogar verschwunden und tauchte samt Begleitoffizier erst nach Stunden wieder auf.
Zwischenfall mit dem Atomkoffer in Trumps erster Amtszeit
Auch in Trumps erster Amtszeit gab es einen Zwischenfall mit dem „Football“. Beim Staatsbesuch in China 2017 verwehrten chinesische Leibwächter dem Adjutanten den Zugang zur „Halle des Volkes“, woraufhin Mitglieder des Secret Service den Mann niederringen mussten. Chinas oberster Sicherheitschef entschuldigte sich anschließend für den Vorfall.
Sollte der Präsident nicht mehr handlungsfähig sein, verfügt auch Vizepräsident JD Vance über einen weiteren Atomkoffer.