Warum die Wirtz-Verlängerung dem FC Bayern zu denken geben sollte | ABC-Z
München – Es gilt nur noch als eine Frage der Zeit, bis Bayer 04 Leverkusen einen der spektakulärsten Deals seiner Vereinsgeschichte offiziell macht: die Vertragsverlängerung von Florian Wirtz – einem der begehrtesten Offensiv-Stars in ganz Europa.
Dass sich der 21-Jährige für einen Verbleib unterm Bayer-Kreuz entscheidet, kommt durchaus überraschend. Bislang war man fest davon ausgegangen, dass Wirtz im kommenden Sommer den Schritt zu einem absoluten Spitzenklub machen würde. Der FC Bayern hatte sein Interesse schon länger hinterlegt, auch Real Madrid hat den Zauberfuß ganz weit oben auf seinem Wunschzettel. Nun also die Verlängerung beim Double-Sieger.
Der neue Kontrakt soll eine Gültigkeit bis 2028 besitzen, Wirtz ein Spitzengehalt einbringen und zudem eine Ausstiegsklausel beinhalten. Doch was bedeutet die Verlängerung für die beteiligten Parteien? Und was bedeutet sie für den FC Bayern, der bereit gewesen sein soll, den Nationalspieler im Sommer zum neuen Rekordtransfer zu machen? Die AZ beleuchtet den Wirtz-Deal aus drei Perspektiven:
Nach Alonso und Tah: Leverkusen wehrt bei Wirtz den dritten Bayern-Angriff ab
Die Leverkusen-Perspektive: Aus Sicht des Double-Siegers ist die Verlängerung gleich in mehrerlei Hinsicht ein absoluter Coup. Wirtz hat sich längst als unverzichtbare Stütze etabliert und ist der Unterschiedsspieler im System von Xabi Alonso. Dass er der Werkself erhalten bleibt, unterstreicht die gewachsenen Ansprüche der Leverkusener, auch künftig mit den Bayern sportlich auf Augenhöhe bleiben zu wollen.
Neben dem Platz gelingt das mittlerweile bemerkenswert gut. Wirtz ist nach Trainer Xabi Alonso und Abwehrchef Jonathan Tah mittlerweile bereits die dritte Personalie, die vom Rekordmeister umworben wurde, letztendlich aber gehalten werden konnte. Die Verlängerung des Offensivspielers zeigt: Im Duell mit den Bayern gibt Leverkusen längst nicht mehr klein bei!
Florian Wirtz steigt bei Bayer Leverkusen zum Spitzenverdiener auf
Die Wirtz-Perspektive: Die für viele überraschende Verlängerung zeigt einmal mehr, dass der Nationalspieler konsequent einen klaren Karriereplan verfolgt. Wirtz wird von seinen Eltern beraten – und denen ist eine nachhaltige Entwicklung lieber als das schnelle Geld. Nicht umsonst hat die Familie in der Vergangenheit bereits mehrere Offerten von Bayern und Borussia Dortmund abgelehnt, damit der Spielmacher in seinem gewohnten Umfeld reifen kann, bis er bereit für einen Wechsel zu einem Spitzenklub ist.
Finanziell wird Wirtz die Verlängerung freilich nicht zum Nachteil gereichen. Der 21-Jährige steigt mit seiner Unterschrift zum Spitzenverdiener der Leverkusener auf und darf sich künftig über ein jährliches Salär im zweistelligen Millionenbereich freuen – so viel hat Bayer noch nie einem Spieler gezahlt. Zudem soll in dem neuen Vertrag eine Ausstiegsklausel enthalten sein. Mit Blick auf einen künftigen Wechsel hätte Wirtz damit immer noch die Karten selbst in der Hand.
Wirtz ist nicht der einzige Spieler, den Bayern nicht bekommen hat
Die Bayern-Perspektive: Für den Rekordmeister bedeutet die Wirtz-Verlängerung zunächst einmal einen herben Rückschlag. Die Bayern buhlen bereits seit Jahren um die Dienste des Supertalents, vor allem Ehrenpräsident Uli Hoeneß ist ein Fan: “Ich bin ein Freund von Jamal Musiala und von Florian Wirtz. Jeder von uns weiß, dass ich ihn sehr gern bei Bayern München sehen würde.” Bundestrainer Julian Nagelsmann sieht beide als Kandidaten für die Weltfußballer-Ehrung: “Beide haben das Potenzial dazu.”
Der Traum, das Zauber-Duo “Wusiala”, das in der Nationalmannschaft mit spektakulärem Fußball begeistert, gemeinsam im FCB-Trikot aufspielen zu sehen, wird sich im Sommer nun doch nicht erfüllen.
Auch mit Blick auf das eigene Selbstverständnis ist die Wirtz-Verlängerung bitter für den Rekordmeister. Schon bei der bisweilen peinlichen Trainersuche im Sommer wurde deutlich, dass die Bayern längst nicht mehr nur mit dem Finger schnipsen müssen, um begehrte Personalien zu sich zu holen. Auch bei Spielern holte man sich seine Schlappen. Bei Tah scheiterte es am Geld, bei Xavi Simons am Willen des Spielers.
Letzterer entschied sich für eine erneute Leihe zu RB Leipzig und damit für einen Verbleib bei seinem Klub. Selbiges gilt nun für Wirtz.