Öko-Test sucht den Kick: Zehn Energydrinks sind “ungenügend” | ABC-Z

Öko-Test sucht den Kick
Zehn Energydrinks sind “ungenügend”
24.04.2025, 06:59 Uhr
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Insbesondere junge Menschen greifen gerne zu Wachmacher-Getränken aus der Dose. Die sind meist voller Zucker, Koffein und anderer umstrittener Zusatzstoffe. Was sich auch in fast allen Büchsen versteckt: die Industriechemikalie Bisphenol A.
Für die Wirtschaft sind Energydrinks ein Geschäft, für die Gesundheit der Kundschaft womöglich eine Gefahr. Denn Zucker, Zusatzstoffe und Koffein gibt es frei verkäuflich in der Dose, auch für Kinder. Verbände und Mediziner fordern eine Altersgrenze für den Verkauf von Energydrinks. Der Grund: Zu hohe Mengen Koffein können Nervosität, Schlaflosigkeit, Schweißausbrüche und Herzrasen verursachen und zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Beträgt der Koffeingehalt mehr als 150 Milligramm pro Liter, müssen Getränke laut Lebensmittelinformationsverordnung seit Ende 2014 den Hinweis tragen: “Erhöhter Koffeingehalt. Für Kinder und schwangere oder stillende Frauen nicht empfohlen”. Zu viel Zucker kann unter anderem Erkrankungen wie Diabetes auslösen.
Öko-Test hat sich 22 der Wachmacher-Getränke genauer angeschaut. Dabei wurden bevorzugt Sorten wie “classic” oder “original” ausgewählt. Zuckerfreie oder als zuckerreduziert ausgelobte Produkte, extrasaure Energydrinks und Mixgetränke wurden außen vor gelassen. 250 Milliliter der günstigsten Energydrinks kosteten 0,30 Euro, für die gleiche Menge des teuersten wurden 1,49 Euro gezahlt.
Im Labor wurden alle Produkte auf einen oder mehrere der für Energydrinks typischen Inhaltsstoffe wie Taurin, Inosit und Glukuronolakton bei entsprechender Deklaration analysiert. Bei allen wurde der Gesamtzuckergehalt und der Koffeingehalt untersucht.
20 Energydrinks mit Bisphenol A
Während Koffein- und Zuckergehalte öffentlich diskutiert werden und mindestens genauso prominent in der Inhaltsstoffliste stehen, haben die Tester einen Stoff in der Mehrzahl der Produkte gefunden, der sich bald nicht mehr in den Dosen verstecken darf: In 20 Energydrinks wurde Bisphenol-A (BPA) festgestellt. Schon lange ist bekannt, dass BPA beispielsweise aus den Epoxidharzen der Doseninnenlackierungen auf Lebensmittel übergehen kann. BPA besitzt eine hormonelle Wirkung auf Mensch und Umwelt, welche die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen kann, und wird unter anderem in Zusammenhang mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko, Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern diskutiert.
Nach einer Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) soll BPA außerdem bereits in sehr geringen Mengen das Immunsystem beeinträchtigen. Deshalb hat die EFSA die am Gewicht orientierte Tagesdosis an BPA, die sie noch für gesundheitlich vertretbar hält – den TDI – stark abgesenkt. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält den TDI zwar für zu streng, Öko-Test orientierte sich aber trotzdem aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes an ihm.
18 Drinks “ungenügend” oder “mangelhaft”
18 Energydrinks im Test fallen infolgedessen mit “ungenügend” oder “mangelhaft” durch. Besser als “ausreichend” wurde kein Getränk bewertet. Nur bei zwei Produkten im Test wurden nicht wegen BPA abgewertet – einmal, weil es nicht nachweisbar war (“Hell Energy Drink”), und einmal, weil es nur in sehr geringen Spuren in dem Produkt steckte (“Red Bull Energy Drink”. Beide wurden deshalb für “ausreichend” befunden.
Bei allen zehn für “ungenügend” bewerteten Waren wurden hingegen stark erhöhte BPA-Werte festgestellt. Unter anderem waren dies: “Monster Energy”, “WellMix Energy Classic” von Rossmann, “Booster Energy Drink” von Edeka und “Flying Power Energy Original” von Aldi Nord.