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Warren Buffetts zehn wichtigste Börsentipps | ABC-Z

Die Stadt Omaha im amerikanischen Bundesstaat Nebraska hat einige bemerkenswerte Persönlichkeiten hervorgebracht. Der Bürgerrechtler Malcolm X stammte von dort oder der Schauspieler Marlon Brando. Doch der berühmteste lebende Bürger Omahas dürfte zweifelsohne ein 94 Jahre alter Herr sein, der jedes Jahr fast 40.000 Menschen aus aller Welt zur Hauptversammlung seiner Investmentfirma Berkshire Hathaway dort zusammenbringt: Die Rede ist von Warren Buffett.

Der Starinvestor hat geschafft, was in der Theorie eigentlich niemandem gelingen sollte. Er hat mit schöner Regelmäßigkeit bessere Zuwächse erzielt als der Aktienmarkt im Durchschnitt – über die lange Dauer von 60 Jahren hinweg (siehe Grafik). „Ein schwieriger Fall“ sei Buffett, hat selbst Ökonomie-Nobelpreisträger Eugene Fama einmal im Interview mit dieser Zeitung gesagt, was ein erstaunliches Zugeständnis war. Denn Fama hat seine Auszeichnung vor allem für den Beleg folgender These erhalten: Niemand kann auf Dauer den Markt schlagen. Buffett ist es trotzdem gelungen, was erklärt, warum seine Auftritte einen solchen Zulauf haben: Seine Anhänger wollen von ihm das Unmögliche lernen. Dieses Mal haben sie besonders genau hingehört. Auf der Hauptversammlung am ersten Mai-Wochenende verkündete Buffett seinen Rückzug von der Spitze seiner Investmentfirma – zum Jahresende mit dann 95 Jahren. Grund genug also, sich seine wichtigsten Anlagetipps vor Augen zu führen, die die F.A.S. hier zusammengestellt hat.

1 Investiere nur in das, was du verstehst.

Buffetts Satz „Wir investieren nur in ein Unternehmen, wenn wir die Geschäfte verstehen“ klingt einfacher, als er gemeint ist. Wer versteht schon im Detail, wie beispielsweise Eisenbahnen funktionieren, in deren Betreiber Buffett im großen Stil investiert hat? Gemeint ist eher, dass man verstehen sollte, wie Eisenbahnen und das dazugehörige Eisenbahnnetz ökonomisch sinnvoll betrieben werden können – also zum Beispiel zu wissen, von welcher Größe an ein Streckennetz gute Profite abwirft.

Hendrik Leber, Geschäftsführer der Fondsgesellschaft Acatis und einer der besten deutschen Buffett-Kenner, sagt: „Dieser Investmentansatz macht Arbeit und ist eher nichts für Anfänger, auch wenn das zunächst anders wirkt.“ Der Starinvestor selbst hat stets davor gewarnt, bei der Geldanlage das zu überschreiten, was er den eigenen „Kompetenzzirkel“ nennt. „Jeder sollte seinen Kompetenzzirkel kennen und ihn nicht verlassen. Es ist entscheidend, seine Grenzen zu kennen.“

2 Kaufe nur Firmen mit einem guten und robusten Geschäftsmodell.

Das ist der Kern der buffettschen Anlageüberzeugung. Ein gutes Geschäftsmodell muss unmittelbar einleuchtend sein. Dinge, die die Menschen gerne zu sich nehmen, gehörten für Buffett schon immer ins Portfolio.

Seit Jahrzehnten investiert er beispielsweise in den Getränkehersteller Coca-Cola, seit einigen Jahren auch in den Lebensmittelhersteller Kraft Heinz, der hierzulande besonders für Ketchup bekannt ist. Allgemeiner gesagt sollte eine Firma aus Buffetts Sicht also wichtige menschliche Grundbedürfnisse abdecken. Das ist eine der Voraussetzungen für ihren Erfolg. Dass man am gesundheitlichen Nutzen einiger seiner Lieblingsprodukte durchaus Zweifel haben kann, hat Buffett übrigens nie interessiert. Sein hohes Lebensalter führt das PR-Genie in eigener Sache auch auf seinen hohen Cola-Konsum zurück.

Es reicht aber nicht, die Bedürfnisse der Menschen nur im Augenblick zu erfüllen. Buffett versucht immer, die Frage zu beantworten, ob das Geschäftsmodell einer Firma auch in mehreren Jahrzehnten noch Erfolg haben wird. „Wie eine Firma geführt wird, ist für ihn zweitrangig“, sagt Buffett-Kenner Leber. „Es geht ihm weniger ums Management, sondern mehr um die grundsätzliche Unternehmensidee.“

3 Lies Geschäftsberichte.

Um der Unternehmensidee auf den Grund zu gehen, vertraut Warren Buffett lieber den Zahlen als den Auftritten und Aussagen der Unternehmensvorstände. Buffett soll in seinem Leben rund 100.000 Geschäftsberichte gelesen haben – und zwar komplett, nicht nur die Zusammenfassung. Auf die oft an ihn gerichtete Frage, wie man einen Geschäftsbericht am besten lese, hat Buffett stets zwei kurze und prägnante Antworten gegeben.

Erstens: beim Buchstaben A anfangen, also vorne. Und zweitens: jede Seite lesen. Dies zeigt noch einmal, dass die Anlagegrundsätze des 94-Jährigen zwar simpel klingen, aber gar nicht so leicht umzusetzen sind. Wer Buffett wirklich folgen will, sollte sich also in Buchhaltung auskennen. Dann kann es auch gelingen, in den Zahlen das zu finden, was Buffett mit einem Bild als „Burggraben“ bezeichnet hat. Dahinter steht die Frage: Ist eine Firma sinnbildlich von einem schützenden Burggraben umgeben – hat sie also eine Marktposition, die sich schwer erschüttern und immer weiter ausbauen lässt? Als Paradebeispiel dafür kann die Aktie der Kreditkartenfirma American Express gelten, die er ebenfalls seit Langem im Portfolio hat.

4 Kenne den Unterschied zwischen Preis und Wert.

Einer der bekanntesten Buffett-Sprüche lautet: „Der Preis ist das, was man für eine Aktie bezahlt, und der Wert ist das, was man dafür erhält.“ Auf Englisch klingt das flotter: „Price is what you pay, and value is what you get.“ Zu Beginn seiner Laufbahn hing Warren Buffett diesem Anlagegrundsatz mit Vehemenz an. Dahinter steckt der Gedanke, dass man eine Aktie nur dann kaufen sollte, wenn der Gesamtwert einer Firma an der Börse unter dem vom Investor angenommenen Firmenwert liegt.

Viele sogenannte Value-Investoren folgen diesem Ansatz bis heute. Er hat allerdings seine Tücken, weil solche Gelegenheiten an der Börse eher selten sind und typischerweise nur in schweren Krisen auftreten. Buffetts Geschäftspartner, der 2023 verstorbene Charlie Munger, hat den Starinvestor später davon überzeugen können, dass man auch in eine Firma mit robustem Geschäftsmodell investieren könne, wenn der Preis „passabel“ sei und nicht notwendigerweise „sehr günstig“. Trotzdem betont Buffett bis heute, wie wichtig ihm ein günstiger Einkaufspreis bei Aktien ist.

5 Achte auf die Kapitalbindung.

Lange Zeit hat Warren Buffett vor allem Unternehmen bevorzugt, die weitgehend ohne große Fabriken und schwere Maschinen auskommen. Im Englischen werden solche Firmen als „Asset Light“-Unternehmen bezeichnet. Das vereinfacht den Blick auf das Kerngeschäft. Ein Musterbeispiel für ein Unternehmen dieser Art ist der Süßwarenhersteller See’s Candies, den Buffett 1972 kaufte.

6 Denke immer vom Gegenteil her.

Das Prinzip stammt ebenfalls ursprünglich von Buffetts Partner Charlie Munger. Der stellte jede Investmententscheidung Buffetts zunächst einmal prinzipiell infrage. Dies geschah aber nicht aus bösem Willen heraus, sondern sollte dazu dienen, die eigene Anlageidee von allen Seiten auf den Prüfstand zu stellen. Was könnte dazu führen, dass ein Unternehmen doch keinen Erfolg haben wird? Was wäre der schlimmste anzunehmende Fall, mit dem das Unternehmen umgehen müsste, und was geschähe dann mit der Aktie? Solch unbequeme Fragen sollten sich Investoren stellen, bevor sie eine Aktie kaufen.

Das mag im ersten Moment überraschend klingen für einen Aktieninvestor wie Buffett. Aber der Mann aus Omaha hat immer große Barbestände gehalten, zuletzt stiegen sie gar auf einen Rekordwert von 348 Milliarden Dollar. Den Grund dafür hat Buffett mit einem Vergleich einmal so umschrieben: „Cash ist im Geschäftsleben genauso bedeutend wie Sauerstoff für einen einzelnen Menschen: Niemand denkt darüber nach, wenn es genug davon gibt. Und alle denken nur noch daran, wenn plötzlich nicht mehr genügend da ist.“

8 Kombiniere Geduld mit Tempo.

Geradezu meisterhaft hat es Warren Buffett in seiner Karriere verstanden, sich in Geduld zu üben. Salopp formuliert: Wenn er keine Kaufgelegenheiten am Aktienmarkt sieht, lässt er es eben bleiben. Dies hat ihm auch immer wieder Kritik eingebracht, da viele seiner Milliarden gar nicht am Aktienmarkt investiert sind (siehe Punkt 7).

Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.



Wenn sich dann aber plötzlich Chancen ergeben, handelt der Starinvestor blitzschnell. In der Finanzkrise 2008 beispielsweise beteiligte er sich an der Investmentbank Goldman Sachs, die damals dringend Kapital benötigte. Man muss aber einräumen, dass sich gerade dieses phänomenale Gespür für das richtige Timing kaum nachahmen lässt. Wer es dennoch versuchen will, kann sich dabei an einem anderen berühmten Buffett-Spruch orientieren: „Seid ängstlich, wenn andere gierig sind, und nur dann gierig, wenn andere ängstlich sind.“

Situationen wie jene in der Finanzkrise 2008 hat Buffett oft knallhart ausgenutzt. Goldman Sachs stützte er damals auch deswegen mit seinem Geld, weil ihm die Bank als Gegenleistung eine Sonderdividende einräumte. Für einfache Aktionäre ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Kopieren können sie aber den Gedanken, sich in Finanzfragen nicht über den Tisch ziehen zu lassen. Dazu gehört es beispielsweise, bei der Auswahl des eigenen Onlinedepots Preise zu vergleichen und es nie zu versäumen, nach einem Rabatt zu fragen.

10 Wenn du nichts über die Börse weißt, kauf dir einen ETF.

Das ist fast das Erstaunlichste an Warren Buffett. Anders als andere bekannte Investoren hatte er es nie nötig, gegen Indexfonds (ETF) zu wettern, die die durchschnittliche Entwicklung eines Börsenbarometers wie des S&P 500 eins zu eins abbilden. Im Gegenteil: Der Mann aus Omaha rät allen, die sich nicht tiefer mit der Börse beschäftigen wollen, sogar ausdrücklich zu ETF. Zwar hat er angekündigt, 99 Prozent seines Vermögens in Höhe von sagenhaften 160 Milliarden Dollar zu spenden. Aber den Rest, so hat Buffett es seinen Erben mehrfach geraten, sollten diese nach seinem Tod vor allem in ETF investieren.

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