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Warner Bros. und Paramount: Hollywood-Krimi mit Trump-Faktor | ABC-Z

Die Übernahmeschlacht um den Medienkonzern Warner Bros. Discovery elektrisiert nicht nur Hollywood, sondern auch Washington. Donald Trump hat gesagt, er werde persönlich in die kartellrechtliche Prüfung eines Warner-Verkaufs eingebunden sein. Und wie sich zu Wochenbeginn herausgestellt hat, gibt es in dem Bieterkampf auch finanzielle Interessen in der Trump-Familie. Paramount Skydance , das von David Ellison geführte Filmstudio, das am Montag ein feindliches Übernahmeangebot für Warner abgegeben hat, wird bei diesem Manöver von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner unterstützt.

Dessen Beteiligungsgesellschaft Affinity Partners zählt zu den Investoren, die Ellison bei der Finanzierung der Übernahme helfen wollen. Wenn Paramount Skydance also zum Zuge kommt, würde jemand aus der Trump-Familie einen Anteil an dem fusionierten Konzern halten. Das wirft die Frage nach Interessenkonflikten auf, zumal wenn Trump Einfluss auf die Entscheidung der Kartellbehörden nehmen will. Der Präsident gab sich ahnungslos, als er am Montag auf Kushners Rolle im Rennen um Warner angesprochen wurde. Er sagte, er habe nicht mit seinem Schwiegersohn darüber geredet.

Die Übernahme von Warner wäre eine der größten, die es jemals in Hollywood gegeben hat. Am vergangenen Freitag schien es zunächst, als sei Netflix als Sieger aus dem Bieterverfahren hervorgegangen. Der Streamingdienst teilte mit, er habe sich mit Warner auf eine Transaktion zu einem Kaufpreis von 72,0 Milliarden Dollar geeinigt.

Paramount Skydance will den ganzen Kuchen

Am Montag funkte aber der Wettbewerber Paramount Skydance dazwischen und gab ein feindliches Übernahmeangebot ab, über das er die Warner-Aktionäre direkt entscheiden lassen will. Paramount Skydance will 77,9 Milliarden Dollar zahlen, und zwar zu 100 Prozent in bar, wohingegen Netflix nur einen Baranteil von knapp 85 Prozent in Aussicht gestellt hat. Die Angebote sind allerdings nicht vollständig vergleichbar. Paramount Skydance will den Warner-Konzern komplett kaufen, Netflix nur den größeren und auch attraktiveren Teil. Die Transaktion mit Netflix würde unter anderem das Filmstudio Warner Bros. und den Streamingdienst HBO Max umfassen, nicht aber eine Reihe von Fernsehkanälen wie den Nachrichtensender CNN.

Netflix scheint in vielerlei Hinsicht in einer guten Ausgangsposition in dem Bieterkampf. Gemessen am Umsatz oder der Marktkapitalisierung ist der Streamingdienst deutlich größer als sein Rivale. Netflix wird an der Börse mit mehr als 400 Milliarden Dollar bewertet, Paramount Skydance mit knapp 16 Milliarden Dollar.

Angebot mit großer Finanzkraft im Rücken

Aber hinter Paramount steckt gewaltige Finanzkraft. David Ellisons Vater ist Larry Ellison, der Mitgründer des Softwarekonzerns Oracle und einer der reichsten Menschen der Welt, dessen Vermögen im „Bloomberg Billionaires Index“ derzeit auf 279 Milliarden Dollar geschätzt wird. Larry Ellison hat seinem Sohn mit seinem Geld auch schon dabei geholfen, vor wenigen Monaten Paramount Skydance zu schmieden. Damals hat das von David Ellison geführte Filmstudio Skydance den viel größeren Wettbewerber Paramount gekauft. Der Zeitschrift „Forbes“ zufolge hält Larry Ellison jetzt fast 50 Prozent an Paramount Skydance.

In einer Mitteilung an die Börsenaufsicht SEC wies Paramount selbst auf Larry Ellisons Reichtum hin und versprach „sicheres Geld von einer der wohlhabendsten Familien der Welt“. Die Ellison-Familie und die Investmentgesellschaft Redbird geben dieser Mitteilung zufolge eine Garantie für die Bezahlung des Eigenkapitalanteils der Übernahme, der auf rund 40 Milliarden Dollar beziffert wird. Darüber hinaus gebe es auch Kreditzusagen in Höhe von 54 Milliarden Dollar von Finanzhäusern wie Bank of America und Citigroup.

Investoren aus Ölstaaten mischen mit

Auch wenn die Ellisons zusammen mit Redbird den Eigenkapitalanteil garantieren, heißt das nicht, dass sie ihn komplett selbst stemmen. Sie haben sich dafür auch andere Investoren ins Boot geholt, darunter Kushner sowie Staatsfonds aus Saudi-Arabien, Abu Dhabi und Qatar. Diese Staatsfonds haben der SEC-Mitteilung zufolge 24 Milliarden Dollar zugesagt, also einen erheblichen Teil des Kaufpreises. Von den Ellisons selbst sollen knapp zwölf Milliarden Dollar kommen, Kushners Beitrag wurde nicht beziffert. Kushners Beteiligungsgesellschaft und der saudische Staatsfonds PIF sind auch schon Partner in einem anderen großen Übernahmevorhaben. Sie gehören zu einem Konsortium von Investoren, die im September den Kauf des Videospieleherstellers Electronic Arts für 55 Milliarden Dollar vereinbart haben.

David Ellison betreibt nun eine aggressive Kampagne, um sich als Bieter für Warner in ein positives Licht zu rücken. Er weist nicht nur auf den Reichtum seines Vaters hin, sondern setzt sich auch als Retter der Unterhaltungsindustrie in Szene. In einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC sagte er: „Was wir anbieten, ist unserer Überzeugung nach besser für Hollywood.“ Ein Verkauf von Warner an Netflix würde den „Tod“ des Kinogeschäfts in Hollywood bedeuten, und Paramount Skydance versuche, es zu „retten“.

Das war eine Anspielung darauf, dass Netflix in erster Linie darauf setzt, seine Produktionen direkt seinen Streaming-Abonnenten zur Verfügung zu stellen, und das gilt auch für Filme. Dies ist eine Abkehr vom traditionellen Branchenmodell, Filme erst eine Zeit lang exklusiv in Kinos zu zeigen, so wie Warner und Paramount dies überwiegend tun. Netflix hat allerdings bei der Ankündigung der Übernahme versprochen, Warner-Filme auch in Zukunft in die Kinos bringen zu wollen. Ellison sagte in dem Interview weiter, Netflix versuche, sich mit Warner im Streaminggeschäft „noch nie da gewesene Marktmacht“ zu erkaufen, was den Wettbewerb in der Industrie „töten“ werde.

Kein Weg an Trump vorbei

Ellison argumentiert, Paramount habe bessere Chancen auf eine kartellrechtliche Genehmigung einer Übernahme von Warner als Netflix. Hinter den Kulissen versucht er offenbar, Trump auf seine Seite zu bringen. Wie das „Wall Street Journal“ berichtete, hat er Regierungsvertretern in den vergangenen Tagen zugesichert, er werde größere Veränderungen bei CNN durchsetzen. Trump beklagt sich oft über die Berichterstattung des Nachrichtensenders. In dem CNBC-Interview sagte Ellison: „Ich bin unglaublich dankbar für die Beziehung, die ich zum Präsidenten habe, und ich glaube, dass er an Wettbewerb glaubt.“

Trump selbst will sich aber offenbar noch nicht allzu sehr in die Karten blicken lassen. Am Wochenende weckte er Zweifel an der kartellrechtlichen Genehmigung eines Warner-Verkaufs an Netflix und verwies dabei auf die kombinierten Marktanteile der beiden Unternehmen, aber er äußerte sich auch sehr lobend über Ted Sarandos, den Ko-Vorstandschef von Netflix, der ihn wenige Tage zuvor im Weißen Haus besucht habe. Und auch wenn Trump ein freundliches Verhältnis zu den Ellisons kultiviert, hält ihn dies nicht davon ab, Kritik zu äußern. Erst zu Wochenbeginn beschwerte er sich über ein Interview, das der zu Paramount gehörende Sender CBS ausgestrahlt hat, und er sagte, die neuen CBS-Eigentümer seien auch nicht besser als die alten. Trump hält sich somit alle Türen offen – aber er macht klar, dass beim Warner-Verkauf kein Weg an ihm vorbei führt.

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