Wall Street vor Wahl auf Habacht: “Trump Trades” verlieren bei US-Anlegern an Boden | ABC-Z
Wall Street vor Wahl auf Habacht
“Trump Trades” verlieren bei US-Anlegern an Boden
04.11.2024, 23:16 Uhr
Kurz vor der Präsidentschaftswahl ist bei US-Anlegern die Risikoneigung wenig ausgeprägt. Nach der Umfrage in Iowa, die Harris vorne sieht, erhalten Unternehmen aus dem Trump-Umfeld einen Dämpfer. Die Nervosität steigt.
Zum Auftakt der Entscheidungswoche mit Präsidentenwahl und US-Zinsentscheid lassen sind Anleger an der Wall Street vorsichtig. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte büßte bis Börsenschluss 0,6 Prozent auf 41.794 Zähler ein. Der breiter gefasste S&P 500 und der Index der Technologiebörse Nasdaq gaben jeweils 0,3 Prozent auf 5712 sowie 18.179 Punkte nach. “Das ist das größte Ereignis für die Märkte in diesem Jahr, aber wir denken, dass es am klügsten ist, keine großen Wetten einzugehen”, sagte Michael Reynolds, Anlage-Experte bei Glenmede, mit Blick auf die Präsidentenwahl am morgigen Dienstag. Einige der sogenannten “Trump Trades” verloren an Boden, nachdem die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris laut einer aktuellen Umfrage in Iowa vor ihrem Rivalen Donald Trump lag, was einen Rückgang des Dollars, der Anleiherenditen und des Bitcoins auslöste.
Staatsanleihen gefragt
Die Nervosität unter den Anlegern zeigte sich vor allem am Devisenmarkt. Hier geriet die US-Währung unter die Räder. Der Dollar-Index fiel um 0,35 Prozent auf 103,916 Punkte. Der Euro rückte um 0,4 Prozent auf 1,0874 Dollar vor. Der Rückgang des Dollars könnte mit der Iowa-Umfrage zusammenhängen, sagten Händler. Iowa war in den vergangenen Jahren stark republikanisch geprägt.
Neben der Wahl am Dienstag steht am Donnerstag auch der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed an. Die Währungshüter werden wohl zum zweiten Mal in diesem Jahr die Zinsen senken. Die leicht aufgehellten Aussichten für Harris ließen Investoren zu US-Staatsanleihen greifen. Im Gegenzug gab die Rendite der zehnjährigen US-Benchmark-Anleihe leicht nach. “Was die Renditen im vergangenen Monat nach oben getrieben hat, war Trumps besseres Abschneiden”, sagte Stan Shipley, Stratege bei Evercore ISI. “Doch in der letzten Woche hat sein Schwung definitiv nachgelassen und er hat sich auf Harris verlagert, und im Allgemeinen sind die Zinsaussichten nach einem Sieg von Harris schlechter.”
Börsianer gehen davon aus, dass Trumps Einwanderungs-, Steuersenkungs- und Zollpolitik einen Aufwärtsdruck auf die Inflation, die Anleiherenditen und den Dollar ausüben würde. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen ist seit Anfang Oktober um über 50 Basispunkte gestiegen. Auf mehreren Wettseiten haben sich die Quoten für Harris zuletzt verbessert – ein Wahlindikator, den viele Marktteilnehmer beobachten.
Börsenschwergewichte lassen Federn
Auf Achterbahnfahrt gingen Aktien, die als Wetten auf einen Wahlsieg Trumps angesehen werden. So lagen Titel der Trump Media & Technology Group zeitweilig sechs Prozent im Minus und schlossen 12,4 Prozent fester. Phunware, der Softwareentwickler, der 2020 Apps für die Trump-Kampagne entwickelte, verbilligte sich in der Spitze um zehn Prozent und schloss 2,5 Prozent höher. Harris hat der Wettseite PredictIT zufolge Trump knapp überholt. Die Wetten auf sie lagen bei 53 Cent gegenüber 52 Cent auf den ehemaligen US-Präsidenten. Vor einer Woche lag die Quote noch bei 42 Cent zu 61 Cent. In Meinungsumfragen liegen Harris und Trump praktisch gleichauf. Wer gewonnen hat, wird möglicherweise noch Tage nach Ende der Abstimmung unklar sein.
Die meisten Börsenschwergewichte ließen Federn. So büßte Tesla 2,5 Prozent ein, da die Verkäufe in China hergestellter Fahrzeuge des Elektroautoherstellers im Oktober zurückgingen. Nach dem Verlust des Platzes im Dow-Jones-Index gaben Intel in der Spitze 2,9 Prozent nach. Aufsteiger Nvidia verteuerte sich dagegen um 0,5 Prozent. Nach 25 Jahren im Blue-Chip-Index Dow Jones wird Intel am Freitag durch Nvidia ersetzt. Intel hinkt dem Boom bei Künstlicher Intelligenz hinterher und wies zuletzt einen Milliarden-Verlust aus.
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