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Waldbrände in Los Angeles: Was sind die Gründe für die Schwierigkeiten beim Löschen? – Panorama | ABC-Z

Seit einer Woche stehen mehrere Viertel von Los Angeles nun schon in Flammen, mindestens 24 Menschen sind gestorben. Mittlerweile sind Einsatzkräfte aus Mexiko und Kanada angerückt, um die kalifornische Feuerwehr zu unterstützen. Warum ist ein solches Feuer derart schwer zu löschen? Ein Gespräch mit Ulrich Cimolino, Waldbrandexperte beim Deutschen Feuerwehrverband.

SZ: Herr Cimolino, in Los Angeles brennt es nach mehr als einer Woche immer noch. Warum geht es beim Löschen nicht so richtig voran?

Ulrich Cimolino: Mein Eindruck ist, dass sich die Lage im Vergleich zur letzten Woche etwas entschärft hat. Dennoch gibt es weiterhin Feuer, die derzeit als unkontrolliert gelten. Aktuell heißt es im Wetterbericht, dass für diese Woche wieder auffrischende Winde zu erwarten sind. Sollte das passieren, dann haben die Kalifornier ein Riesenproblem.

Was könnte dann passieren?

Vergangene Woche waren die Santa-Ana-Winde bis zu 160 Kilometer pro Stunde stark. Ein Feuer aus der Luft zu löschen, ist bei diesen Windstärken völlig unmöglich. Die Luftfahrzeuge konnten vergangene Woche teils gar nicht starten, weil das zu gefährlich war. Bei dieser massiven Art von Feuer braucht es aber enorme Unterstützung aus der Luft, damit die Einsatzkräfte am Boden überhaupt eine Chance haben. Dazu kommt: Immer wenn der Wind auffrischt, wird sich auch das Feuer weiter entfachen. Im Endeffekt reicht ein starker Wind aus, um aus Glutnestern wieder offene Feuer zu machen. Und das geht dann so lange weiter, solange es noch brennbares Gut gibt.

Es liegt also am Wind, dass die Feuer immer noch brennen?

Genau. Bei solchen Windstärken hatten die Einsatzkräfte eigentlich von Anfang an schlechte Karten. Hinzu kommt: Die Flächen sind zu groß. Das, was am Wochenende gebrannt hat, ist ungefähr so groß wie die halbe Stadt München, um das mal zu verdeutlichen. Es waren so große Bereiche betroffen, dass die Feuerwehrleute nicht mehr hinterhergekommen sind.

Gab es neben den Winden andere Faktoren, die die Brände beschleunigt haben?

Ja, mehrere. Zum einen hat es seit Monaten so gut wie keinen Niederschlag gegeben. Das heißt, die Vegetation ist relativ trocken. Loses ausgedörrtes Material, wie Palmenwedel oder abgerissenes Buschwerk, entzündet sich schnell und kann leicht vom Wind mitgerissen werden. Dort, wo es landet, wird es dann zur nächsten Glut. Generell gibt es viel brennbares Material in diesen Gegenden: Viele Menschen haben Palmen und ähnliches in ihren Gärten stehen. Wenn das trockene Gestrüpp dann nicht weggeräumt wird, hat man eine Zündschnur direkt vor dem eigenen Haus. Ein beachtlicher Teil der Gebäude ist außerdem aus Holz gebaut – das geht relativ einfach und schnell, ist gegen Feuer aber nicht sonderlich widerstandsfähig. Vor allem, wenn die Häuser eng aufeinander stehen.

Ulrich Cimolino leitet den Arbeitskreis Waldbrand beim Deutschen Feuerwehrverband. Seine Promotion an der Universität Wuppertal schrieb er über die Bekämpfung von Vegetationsbränden in Deutschland. (Foto: Privat)

Hätte man also besser vorbeugen müssen? Großbrände sind in Kalifornien schließlich leider nichts Ungewöhnliches.

Die Feuerwehr macht schon viel. Man müsste sich eher fragen, wem die Aufgabe zukommt, die Bevölkerung regelmäßig zu informieren und aufzuklären – und wer das zahlen soll. Wobei es längst diverse Initiativen gibt: Informationsbroschüren, Internetauftritte und TV-Spots, in denen erklärt wird, was man alles präventiv beachten soll. Aber viele kümmern sich einfach nicht darum, verhalten sich falsch, bauen viel zu enge Siedlungen in Landschaften, in denen vielleicht auch einfach keine Häuser stehen sollten. Und dann gibt es noch das Problem mit den Stromleitungen, das man in den Griff kriegen müsste.

Und das wäre?

Die müssten so konstruiert werden, dass sie robuster sind. Sie müssen starkem Wind oder gar Stürmen standhalten können. Vielleicht müssten die Leitungen an der ein oder anderen Stelle auch unterirdisch verlegt werden, auch wenn das teurer ist. Denn da können die Kabel weder vom Wind abgerissen werden, noch können zwei Kabel aneinanderschlagen, alles Sachen, die oberirdisch zu Waldbränden führen können.

Auch beim Aufräumen der Trümmer ergeben sich Probleme, unter anderem wegen der vielen verbrannten Elektroautos, heißt es. Was hat es damit auf sich?

Das Problem sind die Akkus. Wenn die brennen, bleibt häufig nur noch ein Haufen Chemie übrig. Oft besteht auch eine latente Rückzündungsgefahr. Die Autowracks können nicht einfach auf dem nächsten Schrottplatz deponiert werden, sondern müssen dort gelagert werden, wo sie nichts gefährden können, falls es erneut zum Brand kommen sollte. Dafür braucht es große Flächen.

Sind Brände eines solchen Ausmaßes eigentlich auch in Deutschland denkbar?

Nein. Zum einen haben wir diese Windstärken nicht, zum anderen ist unsere Vegetation weniger trocken und wir haben nicht diese Art der Bebauung wie in Los Angeles. Gleichwohl können auch hier Feuer ausbrechen, die mit unseren Mitteln fast schon nicht mehr zu beherrschen sind. Das haben wir in der Sächsischen Schweiz 2022 gesehen, wo wir eine Woche gebraucht haben, um den Waldbrand unter Kontrolle zu bringen, und Wochen, um ihn komplett zu löschen. Da wurde das Feuer anfangs unterschätzt und danach gab es Schwierigkeiten, die richtigen Mittel zur Brandbekämpfung heranzuziehen. Das hatte letztendlich auch mit unserer föderalen Struktur zu tun: Es ist in solchen Situationen nicht so einfach, schnell und unkompliziert an Hilfe aus anderen Bundesländern zu kommen.

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