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Waldbrände in Griechenland: Wie der Klimawandel die Feuer bedrohlicher macht – Wissen | ABC-Z

Nie zuvor ist ein Waldbrand so nah an die griechische Hauptstadt Athen herangerückt wie jener, gegen den Feuerwehrleute aktuell kämpfen: Zeitweise wüteten die Flammen nur rund elf Kilometer vom Zentrum der Stadt entfernt, viele Menschen in den Vororten mussten ihre Häuser verlassen. Satellitenbilder zeigen, dass bereits rund 100 Quadratkilometer verbrannt sind. Schon jetzt ist absehbar: Solche Brände dürften weiter zunehmen. Wie sehr, zeigt der aktuelle Bericht „State of Wildfires“, erstellt vom britischen Met Office, dem europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen und weiteren Forschungsinstitutionen.

Der Bericht ist der erste in einer Reihe, die künftig jährlich erscheinen soll. Die Forscher um Matthew Jones von der University of East Anglia haben die vergangene globale Brandsaison analysiert, also die Zeit von März 2023 bis Februar 2024. Ein Ereignis, das dabei heraussticht, ist der katastrophale Evros-Brand im August 2023. Die aktuellen Bilder aus Griechenland wecken üble Erinnerungen daran: Damals verbrannten 900 Quadratkilometer im Nordosten Griechenlands, 20 Menschen starben; es war das größte einzelne Feuer der jüngeren europäischen Geschichte. Das Ereignis zeigt aber auch, wie besonders komplex die Brandsituation in Griechenland sein kann.

Die Forscher unterscheiden in ihrer aktuellen Arbeit vier Haupttreiber von Wald- und Buschbränden: Das Wetter, das vorhandene Brandmaterial, also etwa die Menge an Gestrüpp im Wald, die Trockenheit dieses Brandmaterials – und „Sonstige“, wozu etwa menschliche Einflüsse wie Brandzündungen, Löschtempo oder die Landschaftsstruktur zählen.

Schaut man nur auf die Brandflächen, übersieht man das Entscheidende

Betrachtet man den „Feuerwetter-Index“, der Größen wie Temperatur, Windgeschwindigkeit und Feuchtigkeit zusammenfasst, zeigt sich in Kanada und dem westlichen Amazonasgebiet, wo es ebenfalls heftig brannte, ein deutlicher Zusammenhang zwischen hohen Index-Werten und Feuern. Solche Brände lassen sich damit relativ gut vorhersagen.

Griechenland unterscheidet sich in dieser Hinsicht von anderen Regionen mit extremen Bränden im vergangenen Jahr. In Griechenland ist oft im ganzen Sommer Feuerwetter. Die Feuer waren dort aber über den Sommer 2023 keineswegs extrem – bis es Ende August zur Evros-Katastrophe kam. Darauf habe keine Veränderung im Feuerwetter hingedeutet, schreiben die Forscher. „Griechenland ist eine auffallende Ausnahme“, sagt Co-Autorin Francesca di Giuseppe bei einer Konferenz des britischen Science Media Centres am Dienstag. „Das Feuerwetter war nicht die Hauptursache.“

Trotzdem zeigt sich auch hier die Wirkung des Klimawandels, denn Feuerwetter bleibt ein wichtiger Risikofaktor, und im August 2023 war der Feuerwetter-Indexwert in Griechenland ungewöhnlich hoch, wie übrigens auch aktuell. Laut der Modellierung der Forscher war die Wahrscheinlichkeit für die hohe Feuergefahr im August 2023 durch den Klimawandel mindestens verdoppelt, bis zu 18 Prozent mehr Fläche sei dadurch verbrannt, als ohne Klimawandel zu erwarten gewesen wäre. Eine Bewertung für das aktuelle Jahr gibt es noch nicht.

In Zukunft wird die Wahrscheinlichkeit für extreme Brände wie 2023 weiter zunehmen – wie sehr, hängt davon ab, was künftig passiert. So empfehlen Experten seit Langem, Geld bei teuren Löschaktivitäten und Wiederaufbau zu sparen, indem man vorher mehr in Vermeidung und Management investiert. Beispiele sind gezielt gelegte, kontrollierte Brände; dazu Frühwarnsysteme, Feuerverbote oder mehr Weidetiere im Wald. Viel hängt aber auch vom Erfolg im Klimaschutz ab. Bleibt es bei den heutigen Maßnahmen, mit denen die Welt auf rund drei Grad Erwärmung zusteuert, werde ein Brand in Griechenland auf jener Fläche wie 2023 bis 2100 noch einmal mindestens doppelt so wahrscheinlich wie heute. Gelinge es jedoch, unter zwei Grad Erwärmung zu bleiben, bliebe dem Land eine weitere signifikante Steigerung erspart, schätzen die Autoren.

Schaut man nur auf Brandflächen, übersieht man jedoch die entscheidende Veränderung. Denn global betrachtet ist die jährlich verbrannte Fläche sogar zurückgegangen, was auch Klimaskeptiker gerne betonen. „Der globale Wert ist dominiert davon, was bei Savannen und Graslandschaften passiert, dort sehen wir einen Rückgang“, sagt Matthew Jones, Leitautor des Berichts. Das liegt daran, dass Savannenbrände seltener werden, etwa wegen zunehmender Landwirtschaft in Afrika.

Diese Brände sind jedoch weitgehend unproblematisch, das Gras wächst schnell wieder nach. Was man aber andererseits sehe: „Das Feuer verlagert sich in Waldlandschaften“. Etwa in Kanada: Bei den extremen Bränden dort im vergangenen Jahr verbrannten 150 000 Quadratkilometer Wald, Hunderttausende mussten ihre Häuser verlassen, weite Teile Nordamerikas verschwanden unter Rauchschwaden. In solchen Wäldern aber ist jede Menge Kohlenstoff gespeichert, der dann in die Luft gelangt: Im vergangenen Jahr lagen die weltweiten Brand-Emissionen laut dem aktuellen Bericht 16 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen Jahrzehnte, ein Viertel dieser Emissionen kam allein aus Kanada. „Diese Brände haben massive Folgen für Jahrzehnte bis Jahrhunderte, weil die Wälder lange brauchen, um sich zu erholen“, sagt Jones.

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