Politik

Währung unter Druck: Amerika hilft Argentinien im Kampf gegen Peso-Absturz | ABC-Z

Nun greift Washington der argentinischen Regierung von Präsident Javier Milei unter die Arme: Die amerikanische Regierung ist bereit, im Rahmen ihrer rechtlichen Möglichkeiten alles zu tun, um Argentinien zu helfen, die Finanzlage des Landes zu stabilisieren. Das hat Finanzminister Scott Bessent auf der Plattform X verkündet. Bessent brachte Swap-Linien (Währungstauschvereinbarungen), direkte Devisenkäufe sowie den Erwerb von in US-Dollar denominierten Staatsschuldtiteln durch den Währungsstabilisierungsfonds des US-Finanzministeriums ins Gespräch.

Am Dienstag treffen Bessent und Präsident Donald Trump den argentinischen Präsidenten Javier Milei in New York, um die Lage zu besprechen. Danach werden weitere Details des Hilfsplans bekanntgegeben. „Wir bleiben zuversichtlich, dass die Unterstützung von Präsident Milei für fiskalische Disziplin und wachstumsfördernde Reformen notwendig ist, um Argentiniens lange Geschichte des Niedergangs zu durchbrechen“, teilte Bessent mit. Argentinien sei ein strategisch wichtiger Verbündeter der USA.

Argentinien hat die Hilfe dringend nötig. Seit einigen Wochen befindet sich der argentinische Peso im steilen Sinkflug und zwingt die Zentralbank des südamerikanischen Landes zu immer drastischeren Eingriffen. In den vergangenen Tagen hat sie große Mengen ihrer Dollarreserven veräußert. Am vergangenen Freitag verzeichnete die Zentralbank mit 678 Millionen Dollar ihren größten täglichen Dollarverkauf seit fast sechs Jahren. Schon in den beiden Tagen zuvor beliefen sich die Dollarverkäufe der Zentralbank auf mehrere hundert Millionen Dollar. Am Freitag stabilisierte sich der Kurs der argentinischen Währung zwischenzeitlich knapp unter der festgelegten Obergrenze bei 1.475 Peso pro Dollar. Auf dem Schwarzmarkt verlor die argentinische Währung vergangene Woche sechs Prozent und fiel auf ein Allzeittief von 1.520 Peso pro Dollar.

Reserven der Zentralbank „bis zum letzten Dollar“ nutzen

In den kommenden Tagen ist mit weiteren Interventionen zu rechnen. Der argentinische Wirtschaftsminister Luis Caputo sagte vergangene Woche in einem Interview, dass die Reserven der Zentralbank „bis zum letzten Dollar“ genutzt würden, um den Peso zu stützen. Die Interventionen stehen nicht nur im Widerspruch zum libertären Diskurs Mileis, der während seines Wahlkampfes noch eine Dollarisierung Argentiniens und die Schließung der Zentralbank in Aussicht gestellt hatte. Sie wecken auch Sorgen hinsichtlich der Dollarreserven, die Argentinien benötigt, um seinen Schuldendienst zu leisten.

Erfreut über die Haushaltsdisziplin der Milei-Regierung, hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) Argentinien in der ersten Jahreshälfte einen weiteren Kredit von 20 Milliarden Dollar bewilligt, dessen jüngste Tranche in Höhe von 2 Milliarden Dollar Anfang August freigegeben wurde. Der IWF wertete die Reformfortschritte als positiv: Das Ziel eines primären Haushaltsüberschusses sei erreicht worden. Es habe zudem keine monetäre Staatsfinanzierung durch die Zentralbank mehr gegeben, während die Sozialprogramme angemessen dotiert blieben.

Als problematisch sah der Fonds allerdings die Verluste bei den Devisenreserven. Das im Programm formulierte Zwischenziel Mitte Juni zur Aufstockung der Netto-Devisenreserven wurde verfehlt – aufgrund erheblicher Reservenverluste und nur begrenzter Rückflüsse. Die Reserven der argentinischen Zentralbank werden heute auf weniger als 20 Milliarden US-Dollar netto geschätzt. In einem von vielen Beobachtern als verzweifelt erachteten Versuch, mehr Devisen ins Land zu bringen, hat die Regierung am Montag die Aufhebung sämtlicher Exportzölle für Getreideexporte angekündigt.  

Die wachsende Nervosität an den Märkten erklärt sich einerseits durch die zuletzt eher ernüchternden Wachstumsaussichten, andererseits durch die jüngsten politischen Rückschläge, die die Regierung Milei einstecken musste. Neben des wachsenden Widerstands im Kongress muss Milei sich gegen Korruptionsvorwürfe gegen enge Mitarbeiter wehren. Hinzu kommt das schwache Abschneiden von Mileis Bündnis bei den Provinzwahlen in Buenos Aires am 7. September, bei denen die peronistische Opposition ihre Machtstellung in der wählerstarken Provinz absichern konnte. All das hat große Unsicherheit im Hinblick auf die Zwischenwahlen für den Kongress im Oktober geweckt, die als wegweisend für die Regierungsfähigkeit Mileis in den verbleibenden zwei Jahren seines Mandats und den eigeschlagenen Reformkurs gelten.

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