Wahlen beim DFB: Ein Duell, bei dem nur Frauen verlieren | ABC-Z

Frauen werden was zu sagen haben auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) an diesem Freitag in Frankfurt. Es könnte Unruhe geben, obwohl doch alles geregelt scheint: etwa die Wiederwahl des Präsidenten in eine zweite Amtszeit. Bernd Neuendorf steht kein Gegenkandidat gegenüber. Sauber. Er darf mit einer überwältigenden Mehrheit zu seinen Gunsten rechnen; aber trotz der üblichen, akribischen Vorbereitung zum Wohl eines ungestörten Ablaufs auch mit Widerworten. Der DFB steht vor dem, was nicht nur Sportverbände in der Regel tunlichst zu vermeiden versuchen: vor einer Kampfabstimmung. Diesmal unter Frauen. Wie konnte das passieren?
Silke Sinning treibt etwas zutiefst Sportliches. Sie gibt nicht auf. Sie führt den Hessischen Fußball-Verband, als erste Frau. Und sie ist Vizepräsidentin des DFB für Bildung, Freizeit und Breitenfußball. Noch. Erst gut drei Jahre im Amt droht der Professorin für Sportwissenschaft eine Niederlage in Frankfurt. Von Kritik an ihrer Arbeit ist kaum etwas zu erfahren, abgesehen von dem Hinweis, sie sei nicht sehr offensiv gewesen. Es gab viel schlechtere, wenn nicht gar vernichtende (mündliche) Zeugnisse – ohne Konsequenzen.
Die Macht des süddeutschen Landesverband
Etwa vor Jahren eines für Rainer Koch. Er war Vizepräsident im DFB, wenn nicht der Vizepräsident. Nie in der allerersten Reihe, aber immer vornedran als Strippenzieher aus Bayern. Koch erweckte den Eindruck, er störe sich nicht daran, wer unter ihm als Präsident agierte. Allein drei stürzten in seiner Amtszeit. Vor drei Jahren ging seine fast ein Jahrzehnt währende Karriere im Führungszirkel des DFB zu Ende. Nach einer heftigen Niederlage (68:163) in einer Kampfabstimmung – gegen Silke Sinning. Sinnt der Ehrenpräsident des Bayerischen Fußball-Verbandes auf Rache, wie es Unterstützer von Silke Sinning nahelegen? Wir wissen es nicht. Rainer Koch, Jurist, einst Richter, war am Donnerstag nicht zu erreichen.
Sicher ist nur, dass Silke Sinning gegen eine Frau aus Kochs Heimat und Einflussgebiet Bayern antritt. Gegen Silke Raml. Die stellvertretende Präsidentin von Kochs Verband wurde vom mächtigen süddeutschen Landesverband nominiert für den Posten als Vizepräsidentin im DFB. Eine Art Vorentscheidung, weil auch die Hessen mit Silke Sinning diesem Verband angehören. Er ist der größte in Deutschland. Seit zwanzig Jahren beansprucht er per se zwei Posten im Präsidium des DFB. Das sollen Theo Zwanziger, damals Präsident, und Koch ausgehandelt haben, mündlich. „Ja, das stimmt“, sagte Zwanziger am Donnerstag auf Anfrage, „und das ist auch richtig so. Denn die Süddeutschen haben viel mehr Mitglieder als manch anderer Verband, da muss der Proporz stimmen. Ich meine auch, wir hätten damals für eine Verankerung in der Satzung gesorgt.“ Das sieht so aus. Seite 30, Paragraph 33 der DFB-Satzung: „Jeder Regionalverband wird unter den Vizepräsidenten nach b) und c) durch einen, der Süddeutsche Fußball-Verband durch zwei Personen vertreten.“
Auch Sabine Mammitzsch verliert ihren Posten
Einer dieser Vertreter ist seit Jahr und Tag Ronny Zimmermann, Jurist, Kochs Nachfolger als Präsident des Süddeutschen Landesverbandes. Und so scheiterte auch der Vorschlag der Hessen, beide Frauen zu nominieren für die Wahl in Frankfurt. Er wurde weder diskutiert, noch angenommen, sondern abgeschmettert. Deshalb steigt die Professorin nun quasi auf eigene Faust in den Ring. Der Jurist Zwanziger hat an der Rechtslage nichts auszusetzen, aber an der Führungskultur im DFB. Es kommt zum Duell Frau gegen Frau. Das hätte verhindert werden müssen: „Ich finde das schäbig.“
Geht es gar nicht mehr um Koch? Die Frage, ob der schlaue Stratege mitrührte, rückt angesichts des allgemeinen Stühlerückens in den Hintergrund. Denn Silke Sinning ist nicht die einzige, die sich im Falle einer Niederlage am Freitag ausgetauscht sähe. Auch Sabine Mammitzsch, Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball, ist aus dem Spiel. Ihren Job soll Heike Ullrich, bis dato Generalsekretärin des DFB, übernehmen, weil dieser Posten in Zukunft wieder von einem Mann geführt wir: Holger Blask, Geschäftsführer der DFB-GmbH. Ein Generalsekretär ist qua Amt Mitglied des Präsidiums.
Wer mitgezählt hat, stellt fest: Das Präsidium des DFB bleibt stabil – elf Männer, vier Frauen. Man könnte auch vom Stillstand sprechen. Vor ein paar Tagen präsentierte das statistische Bundesamt neue Zahlen: 29,1 Prozent Frauen in Führungspositionen in „deutschen Chefetagen“, deutlich unter dem Durchschnitt in Europa (35,2). Im Top-Management des deutschen Fußball lag der Frauenanteil in der vergangenen Saison bei sechs Prozent. Da erscheint das Präsidium des DFB weiter: 26,6 Prozent. Die Zahl wird aber sinken auf 25. Denn am Freitag soll es erweitert werden auf 16 Personen. Für die Aufgabe „Strategie“ ist ein Mann ausgesucht.





















