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Wahlabend in ARD und Zweites Deutsches Fernsehen: Fünf Prozent haben oder nicht haben – Medien | ABC-Z

Die Fünf-Prozent-Hürde ist im bundesdeutschen Wahlrecht entscheidend, weil sie verhindert, dass der Bundestag in unzählige Kleinstparteien zerfasert. Eine so zentrale Rolle wie in der Wahlberichterstattung am Sonntagabend spielte sie aber noch selten. Die Frage, ob BSW und FDP in den Bundestag kommen, entschied darüber, ob eine Koalition zwischen Union und SPD rechnerisch ausreichen würde. Oder ob mit den Grünen eine weitere Partei mitkoalieren müsste, von der sich die Union einen Wahlkampf lang aufs Schärfste distanziert hat.

Die Fünf-Prozent-Hürde entschied so auch über die künftige Regierung. Entsprechend aufgeregt wurde verfolgt, wo FDP und BSW stehen. Das gilt auch für die Tatsache, dass die Prognosen und Hochrechnungen von ARD und ZDF entscheidende Unterschiede aufwiesen. Während bereits die erste Prognose der ARD um 18 Uhr die FDP mit 4,9 Prozent wie auch das BSW mit 4,8 Prozent knapp unter der Fünf-Prozent-Hürde sah – wo sie den ganzen Wahlabend auch blieben –, sah das ZDF beide Parteien bei fünf Prozent. Erst gegen halb acht abends rutschte die FDP in der ZDF-Hochrechnung unter fünf Prozent, das BSW blieb weiter bei fünf Prozent.

So blieb die Gesprächsgrundlage im Wahlfernsehen am Sonntagabend offen. Und tatsächlich war das Ergebnis besonders beim Bündnis Sahra Wagenknecht äußerst knapp: Nach Auszählung aller Wahlkreise wurde in einem Zwischenergebnis der Bundeswahlleiterin kurz vor zwei Uhr morgens bekannt, dass das BSW mit 4,972 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert war, was sich im vorläufigen Endergebnis bestätigte. Zum Einzug in den Bundestag fehlten offenbar nur rund 13 000 Stimmen. Die FDP steht im vorläufigen Endergebnis bei 4,3 Prozent.

Auf die Zahlen werde kein redaktioneller Einfluss genommen, erklärt das ZDF

Warum die unterschiedlichen Zahlen im Verlauf des Wahlabends bei den beiden öffentlich-rechtlichen Sendern? ARD und ZDF arbeiten nicht mit denselben Quellen. Die ARD-Prognose um 18 Uhr beruht auf Angaben des Umfrageinstituts Infratest Dimap, das am Wahltag laut ARD Zehntausende Befragungen vornimmt. Für das ZDF kommt die Forschungsgruppe Wahlen auf Basis eigener Wahltagsbefragungen zu einer Prognose. Beide Prognosen sind „aufgrund der Vielzahl an Interviews sehr präzise“, so die ARD. Wenn es an entscheidenden Stellen aber auf Nachkommastellen ankommt, so „stechen kleine Unterschiede der Prognosen von ARD und ZDF mitunter heraus“. Im Verlauf des Abends fließen in die Hochrechnungen zunehmend die tatsächlichen Auszählungsstände ein, bevor ein offizielles Ergebnis vorliegt.

Auf die Unsicherheiten habe man im Programm offensiv hingewiesen, betonen ARD und ZDF auf Anfrage. Das ZDF erklärt auch, dass auf die Errechnung kein redaktioneller Einfluss genommen werde. „Insgesamt betrug die durchschnittliche Abweichung von der ersten Prognose zum vorläufigen Ergebnis lediglich 0,33 Prozentpunkte.“

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