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Wahl in den Niederlanden: Wer ist Rob Jetten? | ABC-Z

„Het kann wél“, riefen die begeisterten Parteianhänger, als Rob Jetten am Mittwochabend vor sie trat. „Es ist möglich“ – das ist die niederländische Variante von Barack Obamas „Yes, we can“. Der Wahlkampfslogan sollte zum Ausdruck bringen, wofür der 38 Jahre alte Jetten und seine linksliberale Partei D66 stehen wollen: für Aufbruch, Tatkraft und eine positive Agenda.

Doch in dem Leidener Musikklub bekam er plötzlich einen anderen Klang: Möglich war nun auch der Einzug ins Amt des Ministerpräsidenten, die Übernahme der Regierung zum ersten Mal in der Geschichte der 1966 gegründeten Partei. Denn Jetten war der große und unerwartete Sieger der Parlamentswahl – auch wenn er am Donnerstagmorgen nur noch ganz knapp vor dem Rechtspopulisten Geert Wilders lag, mit dem aber niemand koalieren will.

Im Wahlkampf hat der Mann aus dem nördlichen Brabant eine Aufholjagd sondergleichen hingelegt. Mitte Oktober lag seine Partei in den Umfragen noch bei 14 Sitzen. Dann aber geschahen zwei Dinge, die sie in den Umfragen nach oben katapultierten und Jetten hohe Beliebtheitswerte verschafften. Erst stellte Wilders seinen Wahlkampf für ein paar Tage ein, was er mit einer angeblichen Terrorbedrohung gegen sich begründete.

Jetten präsentiert sich eloquent und nahbar

Damit rutschte Jetten als vierter Kandidat in die erste große Fernsehdebatte auf RTL – und präsentierte sich dort als liberale Alternative zum dirigistisch auftretenden Frans Timmermans, seinem größten Konkurrenten auf der Linken. Dann trat er auch noch im Finale der populären Quizshow „Der klügste Mensch der Welt“ an. Er nutzte die Chance, sich vor einem Millionenpublikum als ebenso eloquenter wie nahbarer Politiker zu präsentieren und sein Streber-Image abzulegen.

Jetten studierte öffentliche Verwaltung und arbeitete zielstrebig an einer politischen Karriere. Er wurde Vorsitzender der Jungen Demokraten, der Jugendorganisation von D66. Mit dreißig Jahren wurde er erstmals in die Abgeordnetenkammer gewählt, wo er nur ein Jahr später zum Fraktionsvorsitzenden aufstieg.

Im letzten Kabinett von Mark Rutte trieb er als Minister für Klima und Energie den Ausbau der Windkraft voran, traf aber auch Vorbereitungen für den politisch gewollten Ausbau der Kernenergie. Mitte 2023 wurde er Parteivorsitzender. Zwar lief die vorgezogene Wahl ein paar Monate später für D66 mit neun Sitzen enttäuschend, doch wurde dies nicht ihm zugeschrieben.

Jetten ist homosexuell, worüber er seit 2016 offen spricht. Vor ein paar Jahren veröffentlichte er auf Twitter Hassnachrichten, die er deshalb nahezu täglich erhalte. Liiert ist er mit dem argentinischen Feldhockeyspieler Nicolás Keenen, der für einen niederländischen Klub spielt. Beide wollen bald heiraten, wie er in der Quizshow verriet. Abstimmen muss er das nun mit den Verhandlungen über eine Regierungskoalition. Seine Präferenz machte er schon am Wahlabend deutlich: „ein stabiles Kabinett mit allen positiven Kräften der Mitte“.

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