Wahl der Verfassungsrichter: Uni Hamburg startet weitere Vorprüfung zu Brosius-Gersdorfs Promotion | ABC-Z

Die Universität Hamburg hat ein Prüfverfahren zu neuen Plagiatsvorwürfen gegen die als Verfassungsrichterin nominierte Juristin Frauke Brosius-Gersdorf gestartet. Die Ombudsstelle der Hochschule habe Hinweise erhalten, denen nun nachgegangen werde, sagte ein Universitätssprecher der Nachrichtenagentur AFP. Zuvor hatte der selbst ernannte Plagiatsjäger Stefan Weber Vorwürfe gegen die Professorin erhoben, wonach Brosius-Gersdorf Passagen ihrer Doktorarbeit von ihrem Ehemann habe schreiben lassen.
Am Montag hatte Weber, nachdem er bereits im Juli Plagiatsvorwürfe gegen die Juristin erhoben hatte, deren Doktorarbeit erneut unter Verdacht des Plagiats gestellt. An 91 Stellen in Brosius-Gersdorfs Dissertation will er demnach Hinweise darauf gefunden haben, dass die Stellen “mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit” von ihrem Ehemann Hubertus Gersdorf verfasst worden sein sollen. “Das heißt, hier hat ein anderer Autor in die Dissertation eingegriffen”, sagte Weber. Hubertus Gersdorf ist Rechtsprofessor an der Universität Leipzig.
Brosius-Gersdorf weist die Anschuldigungen von sich. Sie “schrieb ihre Dissertation allein”, teilte eine von ihr beauftragte Anwaltskanzlei mit. “Sollte es für diesen unzutreffenden, haltlosen und ehrverletzenden Vorwurf irgendeinen Mindestbestand an Beweistatsachen geben, fordern wir, unsere Mandanten damit konkret zu konfrontieren, damit sie dem entgegentreten können.”
Das Politikteil – Der Politikpodcast von ZEIT und ZEIT ONLINE:
“Ich würde Frau Brosius-Gersdorf nicht empfehlen, zurückzuziehen”
Wahl von Verfassungsrichtern scheiterte an Plagiatsvorwürfen
Wegen der im Juli bekannt gewordenen Vorwürfe gegen Brosius-Gersdorfs Doktorarbeit läuft bereits eine Vorprüfung der Hamburger Universität. Wann es in beiden Untersuchungen zu einem Ergebnis kommt, ist nach Angaben der Hochschule unklar. Brosius-Gersdorf war von der SPD für einen Posten als Bundesverfassungsrichterin nominiert worden.
Die Besetzung der insgesamt drei freien Stellen war am 11. Juli im Bundestag gescheitert, weil die Unionsfraktion Brosius-Gersdorf die zuvor noch mit der SPD vereinbarte Zustimmung verweigerte. Die Union begründete das unter anderem mit den Plagiatsvorwürfen. Die im Juli erhobenen Vorwürfe stellten sich laut einem von der Juristin und ihrem Ehemann in Auftrag gegebenen vorläufigen Gutachten als haltlos heraus.
Die Union teilte Ende Juli mit, sie sehe die Vorwürfe inzwischen als ausgeräumt. Allerdings wies Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) Anschuldigungen von sich, wonach sich Unionsabgeordnete von einer Kampagne unter anderem der AfD gegen Brosius-Gersdorf hätten beeinflussen lassen.
Die Anwälte der Juristin gehen davon aus, dass sich auch die neuen Vorwürfe als falsch herausstellen werden. Daraus, dass Brosius-Gersdorf Literatur ihres Ehemannes zitiert habe, “folgt nicht, dass ihr Ehemann die betreffende Passage ihrer Dissertation schrieb”, teilte die Kanzlei weiter mit. Die von Weber angeführten Belegstellen rechtfertigten keinen solchen Verdacht und “stellen keinen Mindestbestand an Beweistatsachen dar”. Rechtliche Schritte gegen Weber würden bereits vorbereitet.