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VZHH: Eiskalte Abzocke: Ist Nutella-Eis eine Sünde wert? | ABC-Z


VZHH: Eiskalte Abzocke

Ist Nutella-Eis eine Sünde wert?

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Es ist Sommer. Da liegt es nah, zu einem Eis zu greifen. Die Auswahl an Angeboten ist jedoch groß und seit einigen Wochen auch noch um Nutella-Eis erweitert. Was das so hergibt, hat die Verbraucherzentrale Hamburg bewertet.

Nutella als Brotaufstrich ist seit Jahrzehnten ein Renner. Der durchschnittliche Verzehr pro Kopf liegt hierzulande bei etwa einem Kilogramm pro Jahr. Zur Freude des Herstellers Ferrero, ist Nutella unangefochtener Marktführer bei den Nuss-Nugat-Cremes.

Nun möchte das Unternehmen seine Absatzmöglichkeiten auf die Tiefkühltruhen erweitern und drängt auf den Speiseeismarkt. Seit einigen Wochen können sich Liebhaber der braunen Sünde mit einem entsprechenden Eis aus dem Kühlregal des Supermarktes versorgen. Ferrero stellt es als “zartgeschlagenes Haselnusseis, mit “leckeren Nutella-Schichten” durchzogen von “Nutella-Swirls” dar. Was auch immer dies bedeuten mag, es klingt vielversprechend.

Grund genug für die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) zu schauen, was das neue Produkt so hergibt. Und die Verbraucherschützer sind Experten, wenn es um die Nuss-Nugat-Creme geht. Schließlich deckten sie bereits in der Vergangenheit eine heimliche Rezepturänderung auf. Dieser Tage ist die VZHH vor allem der ketzerischen Frage nachgegangen, ob im Eis denn tatsächlich echtes Nutella drinsteckt? Und hat so seine Zweifel.

Sehr teuer und luftig

Aber der Reihe nach. Zunächst gilt es festzustellen, dass Nutella-Eis – wenig überraschend – viel Zucker und Fett enthält. Und zwar deutlich mehr als vergleichbare Eissorten. De facto kommen 29 Gramm Zucker und 23 Gramm Fett auf 100 Gramm Eis. Zudem besteht das Eis laut Etikett zu 72,4 Prozent aus Haselnusseis und zu 27,6 Prozent aus Nuss-Nugat-Creme. Zusammen würde man mindestens 7,2 Gramm Haselnüsse pro 100 Gramm Eis erwarten. Ferrero kennzeichnet aber nur 6,5 Gramm Haselnüsse. Ökonomisch würde das aus Sicht des Herstellers Sinn machen, denn Haselnüsse sind mit Abstand die teuerste Zutat im Eis.

Dennoch ist das Produkt mit einem Grundpreis von 24 Euro pro Kilo sogar noch deutlich teurer als andere vergleichbare, hochpreisige Eismarken. Und zudem ist das Eis besonders luftig: Es weist einen sogenannten Lufteinschlag von über 100 Prozent auf. Bei einem Volumen von 470 Milliliter bekommen Verbraucher gerade mal 230 Gramm Eis. Ganz ohne Lufteinschlag geht es allerdings nicht, denn beim sogenannten Freezen wird der flüssige Eismix unter Kälteeinwirkung meist mit Luftaufschlag bearbeitet, bis die für die jeweilige Speiseeissorte typische cremige Konsistenz entsteht. Bei Industrieeis sind Luftaufschläge von bis zu 150 Prozent erlaubt. Bei handwerklicher Speiseeisproduktion (Eisdielen) sind in der Regel Aufschläge von maximal 40 Prozent üblich.

Kein Palmöl, dafür Kokosnuss- und Sonnenblumenöl

Und die Rezeptur? Ferrero verwendet bei Nutella nur einen Zusatzstoff (Lecithin) und verweist auf “sieben hochwertige Zutaten, sonst nichts”. Das sieht beim Eis ganz anders aus, dort sind es allein sieben Zusatzstoffe und noch zusätzliche Aromen. Neben Emulgatoren, Stabilisatoren, sowie dem umstrittenen Gelier- und Verdickungsmittel Carrageen steckt der Zusatzstoff “Propylenglycolester von Speisefettsäuren” im Eis, der dafür sorgt, dass maximal viel Luft untergeschlagen werden kann.

Außerdem befindet sich auf der Zutatenliste nicht das beim Originalprodukt verwendete Palmöl. Stattdessen setzt der Milliardenkonzern Kokosnussöl und Sonnenblumenöl ein.

Ferrero antwortete auf eine entsprechende Anfrage der Verbraucherzentrale Folgendes: “Um die richtige Konsistenz und Cremigkeit von Nutella im Speiseeis bei Tiefkühltemperaturen zu gewährleisten, haben wir uns für die Verwendung von Sonnenblumenöl entschieden. Unsere Eiscreme-Rezeptur liefert dabei das authentische und bekannte Nutella Geschmackserlebnis, was uns durch zahlreiche Verbrauchertests bestätigt wurde. (…) Ein gewisser Lufteinschlag ist notwendig, um die gewünschte Konsistenz, Cremigkeit, das Aussehen und damit das gewohnte Geschmackserlebnis zu erreichen. Wir können bestätigen, das Eis erfüllt die Vorgaben der Leitsätze für Speiseeis und kann als Haselnusseis bezeichnet werden.”

Für die VZHH liegt nahe, dass im Eis kein echtes Nutella drin ist. Stattdessen eine andere Nuss-Nugat-Creme. Doch bei der Aufmachung des Eises dürfte man aus Sicht der Verbraucherschützer echtes Nutella erwarten, andernfalls liegt eine Irreführung vor.

Das abschließende Urteil der VZHH lautet denn auch: eiskalte Abzocke mit einer dreisten Mogelpackung.

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