Kultur

Vuelta 2025: Kommentar zum Abbruch nach Israel-Gaza-Protest | ABC-Z

Nach Party sah das am letzten Tag von La Vuelta nicht aus: Ernst und traurig stand Jonas Vingegaard am Sonntag mit seinem Rad mitten in einem Madrider Park, als die Einfahrt ins Zentrum der spanischen Hauptstadt abgebrochen wurde. Es war sein erster Sieg bei La Vuelta, imposant war der Däne am Vortag bei der steilen Bergankunft in den Bergen vor Madrid seinem ärgsten Konkurrenten João Almeida enteilt, eine spektakuläre Entscheidung über den Gesamtsieg bei der Spanienrundfahrt. Aber die Siegesfeier einen Tag später im Zentrum der spanischen Hauptstadt fiel aus. Stattdessen demonstrierten dort 100.000 Menschen gegen das Vorgehen Israels im Gazastreifen.

Gewaltbereite Gruppen lieferten sich dort, wo die Radsportler ihren letzten Tag feiern sollten, Straßenschlachten mit der Polizei. Grund für den Protest: Auch das Team Israel-Premier Tech stand bei jeder der 21 Etappen am Start. Das hat zwar mit Nadav Raisberg nur einen israelischen Sportler, aber allein die Anwesenheit des von einem israelisch-kanadischen Milliardär gesponserten Teams wurde mit jedem Tag des Radrennens umstrittener. Die Gewalt einer Minderheit ist zu verurteilen, aber 82 Prozent der Spanier meinen einer repräsentativen Umfrage vom Juli zufolge, in Gaza ereigne sich derzeit ein Genozid, ein Völkermord.

Gewinner Vingegaard: „Die Leute haben einen Grund“

Konservative spanische Politiker und Sportkommentatoren haben während des dreiwöchigen Rennens immer wieder gemahnt: Der Sport dürfe nicht politisiert werden. Das ist absurd. Seit Jahren polieren Staaten, die bei Menschenrechtsorganisationen in der Kritik stehen, gerade mit dem Radsport ihr Image auf: Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Kasachstan zum Beispiel. Dass ein Team mit dem Schriftzug Israel auf dem Trikot durch Spaniens Städte tourte, während der Krieg in Gaza keine humanitären Grenzen zu kennen scheint, empörte in Spanien weite Teile der Bevölkerung.

Kein Durchkommen: Protestierende in Madrid blockieren die Rennstrecke.AFP

Eines der häufigsten Argumente der Demonstrierenden bei La Vuelta war in den letzten Wochen: Wie kann es sein, dass russische Sportler nicht an Wettkämpfen teilnehmen dürfen, das Team Israel hingegen durch Spanien fährt? Sosehr der Vergleich auch hinkt, solchen Debatten muss sich der Sport stellen. Und La-Vuelta-Gewinner Jonas Vingegaard tat es auch: „Die Leute haben einen Grund. Was in Gaza passiert, ist furchtbar. Die Menschen wollen gehört werden.“

Doch hat sich in Spanien in den letzten Tagen auch der Glaube durchgesetzt, La Vuelta zu sabotieren, helfe den Menschen in Gaza, verschaffe ihnen Aufmerksamkeit. Es war absehbar, dass die Situation in der Madrider Innenstadt außer Kontrolle geraten würde. Doch auch die Veranstalter schienen es auf die Eskalation anzulegen. Sie wollten ihre Rundfahrt durchziehen, als wäre sie nicht mehr als ein harmloses Radrennen.

La Vuelta hätte stattdessen einen Tag früher in den Bergen vor der Hauptstadt aufhören sollen. Doch selbst, wenn die Organisatoren diese Umsicht gezeigt, Vingegaard seine Siegesfeier nach einer großartigen Bergankunft ermöglicht und allen damit das Chaos vom Sonntag erspart hätten – La Vuelta hat gezeigt, wohin es führt, wenn der Sport unbequemen politischen Fragen ausweicht.

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