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Bietet Trump nun die nächste günstige Chance? | ABC-Z

Der Dax ist in der vergangenen Woche erstmals auf mehr als 24.000 Punkte gestiegen. Ein Grund zur Freude für alle Aktionäre. Ein Grund zum Ärgern für all diejenigen, die eigentlich längst schon Aktien und Fonds hatten kaufen wollen. Aber jetzt? Ausgerechnet auf einem Rekordhoch?

Das lässt viele Anleger zögern. Bis zum nächsten Rekord und zum nächsten Rekord. Werden Aktien wieder günstiger, wie etwa im März 2020, als der Dax um 5000 Punkte auf knapp 9000 absackte, oder im April, als es um 4500 Punkte auf knapp 19.000 zurückging, oder vielleicht jetzt, wie am Freitag, als neue Trump-Drohungen den Kursen einen Dämpfer versetzte, dann überwiegt die Zukunftsangst – vor Corona, den Zöllen, einer Weltwirtschaftskrise. Noch schlimmer dran als die Zauderer sind dann die Anleger, die sich in Panikmomenten von ihren Aktien trennen und erst wieder einsteigen, wenn die Welt an den Aktienmärkten rosarot gemalt wird und die Kurse entsprechend höher stehen.

In die Timing-Falle zu tappen, ist nichts, wofür sich Anleger schämen müssten. Zahlreiche Bücher, Fachaufsätze und Generationen von Anlegern haben sich mit dem Phänomen befasst, dass Anleger seit jeher vergebens versuchen, zu Tiefstkursen zu kaufen und zu Hochs zu verkaufen. Ludwig Erhard wird die Bemerkung zugeschrieben, die Hälfte der Wirtschaft sei Psychologie.

Vertrauen, Erwartungen und Stimmungen beeinflussen das Kaufverhalten der Menschen und der Unternehmen. André Kostolany (1906 bis 1999), nie um einen Spruch verlegene Börsenlegende aus Ungarn, hat für Aktienkurse den Anteil Psychologie sogar auf 90 Prozent taxiert. Mit „Behavioral Finance“ ist eine ganze Fachrichtung entstanden, die das Verhalten der Anleger untersucht und daraus Schlüsse abzuleiten versucht.

Die Wahrheit am Aktienmarkt ist der Kurs – so irrational er erscheinen mag

Es ist vernünftig, sich bewusst zu machen, dass die Märkte stimmungsgetrieben sind. Bei Weitem nicht jede Kursbewegung lässt sich rational erklären. Verrückt machen lassen sollte man sich davon nicht. Ob man die Kurse nun für übertrieben hält, nach oben oder nach unten oder generell: Die Wahrheit an den Aktienmärkten ist nun einmal der Kurs. Dies ist die Basis, mit der die Anleger leben müssen.

Das ist der Preis, der am Markt aus Angebot und Nachfrage entsteht. Einen besseren Mechanismus zur sekündlichen Bewertung von Unternehmensanteilen gibt es nicht. Der Vorteil für die Anleger: Jeder kann zu jeder Zeit an diesen Märkten handeln, kann Miteigentümer eines Unternehmens werden, kennt den aktuellen Preis und kann sich sein Bild machen. Wichtige Daten sind allgemein zugänglich, Insiderhandel ist kaum relevant.

Mit allzu vielen Details beladen sollten Anleger sich und ihre Entscheidungen aber nicht. Sich mit Einzelaktien zu befassen, kann ein hübsches Hobby sein. Die rationale Form der Geldanlage ist es nicht. Wer die Renditedreiecke des Deutschen Aktieninstituts betrachtet, sieht unabhängig vom Aktienindex mit zunehmender Anlagedauer ein immer geringer werdendes Risiko von Verlusten. Schon für zehn Jahre ist es kaum noch vorhanden, für zwanzig Jahre nahe null. Für Einzelaktien sieht dies ganz anders aus – bis hin zum Totalverlust.

ETF als der vernünftige Weg

Es ist daher vernünftig, sich einen ganzen Korb an Aktien auf einen Schlag zu kaufen. Börsengehandelte Indexfonds (ETF) sind nicht deshalb auf dem Siegeszug, weil sie irgendein Finanzvertrieb so geschickt verkauft. Sie haben sich in mühsamem Kampf langsam gegen viel teurere Finanzprodukte durchgesetzt, weil ihr Kürzel nicht nur als einfach, transparent und fair gelesen werden kann, sondern die Standardprodukte auch so sind.

Die Krönung der Vernunft für die langfristige Altersvorsorge ist der monatliche ETF-Sparplan. Der Anleger kann sich hier davon frei machen, dauernd überlegen zu müssen, ob nun der perfekte Zeitpunkt zum Einstieg gekommen ist. Der Drang zu 100 Prozent Perfektion führt auch am Kapitalmarkt zu nichts Gutem.

Wer schon Vermögen angehäuft hat, Aktien aber bisher fern war und nicht nur mit kleinen ETF-Sparplan-Beträgen hantieren will, der kann seine Angst vor dem falschen Zeitpunkt immerhin reduzieren: einfach die gewählte Summe durch fünf oder zehn teilen und über ein paar Monate gestreckt einsteigen. Zur Angst, zu Rekorden einzusteigen, lässt sich übrigens sagen: Es gibt kaum ein besseres Kaufargument als einen stabilen Aufwärtstrend.

Der wird definiert durch regelmäßige Rekordhochs. Konnte sich auf 10.000 Dax-Punkten keiner so recht vorstellen, dass es so weitergeht, und nun auf 24.000 Punkten auch nicht. Doch so irrational manche Kursbewegungen auch sein mögen: Die Leitschnur, an der sich die Aktienmärkte entlanghangeln, ist der Wohlstand auf der Welt. Und der wächst, und ein Ende ist noch nicht in Sicht.

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