Wie drastisch sich der Alltag nach dem Massaker verändert hat | ABC-Z

Berlins Antisemitismusbeauftragter Samuel Salzborn prangert zum zweiten Jahrestag des Hamas-Massakers in Israel am 7. Oktober den verbreiteten Judenhass in der Hauptstadt an. „Seither ist antisemitischer Hass alltäglich geworden, enthemmt in Wort und Tat“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Jüdinnen und Juden fühlen sich nicht mehr sicher, werden bedroht, beleidigt, angegriffen. Jüdisches Leben ist leider Lichtjahre davon entfernt, selbstverständlich im Alltag öffentlich gelebt werden zu können.“
Jüdische Menschen würden massiv in ihren von der Verfassung garantierten Grundrechten beschnitten, beklagte Salzborn. „Der antisemitische Hass ist auch einer auf die Demokratie.“ Antisemiten verachteten und bekämpften Grundrechte wie die Unantastbarkeit der Würde des Menschen, das Diskriminierungsverbot oder die Religionsfreiheit.
Berlins Antisemitismusbeauftragter sieht Attacken auf Grundrechte
Mit Angriffen gegen Polizisten im Zusammenhang mit propalästinensischen Demonstrationen stellen die Täter nach Einschätzung Salzborns zudem das Gewaltmonopol des Staates infrage. Das gelte auch für die Pressefreiheit, wenn Journalisten bei ihrer Berichterstattung Ziel verbaler und körperlicher Angriffe würden.
Salzborn sieht noch weitere Attacken auf Grundrechte. „Die antisemitischen Boykottaktionen in Kunst- und Kultureinrichtungen oder auch die Angriffe gegen Kultureinrichtungen, die sich gegen Antisemitismus positionieren, wenden sich offensiv gegen die Kunstfreiheit“, sagte er. Antisemitische und gewaltsame Besetzungsaktionen an Universitäten wiederum richteten sich gegen Wissenschaftsfreiheit sowie gegen jüdische Studierende und Lehrende.
Samuel Salzborn ist Antisemitismusbeauftragter des Landes Berlin.
© Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/ | Britta Pedersen
„Alle diese Entwicklungen führen aber in der Gesellschaft nicht zu einem Aufschrei oder einer Welle der Solidarität gegen Antisemitismus, sondern zu einem entsetzlich laut dröhnenden Schweigen“, so Salzborn. „Antisemitismus ist veralltäglicht, aber den meisten Menschen ist das gleichgültig.“
Viele Tote und Verschleppte bei Hamas-Überfall
Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas und anderer Gruppen in Israel ein Massaker verübt. Rund 1200 Menschen wurden getötet und mehr als 250 weitere als Geiseln in den Küstenstreifen verschleppt.
Es folgte der Gaza-Krieg, den Israel mit dem erklärten Ziel führt, die Geiseln zu befreien und die Hamas zu vernichten. Seit Kriegsbeginn wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 66.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet.
Morgenpost Späti
Hier steckt alles drin: Ihr Berlin-Update zum Feierabend – montags bis freitags um 18 Uhr.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der
Werbevereinbarung
zu.
Der Krieg in Nahost hat in Berlin erhebliche Auswirkungen auf das Zusammenleben und die Sicherheitslage. Einerseits leben viele Tausend Jüdinnen und Juden in der Stadt, andererseits auch viele Tausend Palästinenserinnen und Palästinenser.
dpa

















