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Vorstellung des Wiesnwirte-Masskrugs 2024: Mit Neuerungen, ohne Eklat – München | ABC-Z

Die EM-Touristen sind abgereist, die Adele-Touristen fallen erst in zwei Wochen ein – für Münchens Wirte eigentlich der ideale Zeitpunkt zum Durchschnaufen. Nicht aber für die Wiesnwirte. Nachdem der Zeltaufbau schon vor gut zwei Wochen begonnen hat, eröffnen sie am Mittwochabend nun endgültig die diesjährige Wiesn-Saison mit der Präsentation ihres neuen Masskruges.

Gastgeber ist in diesem Jahr die Familie Spendler vom Löwenbräu-Festzelt. Beim Empfang in der Hirschau im Englischen Garten passen beinahe nicht alle Gäste in den kleinen Kräutergarten. Denn erstmals sind nicht nur die Wiesnwirte selbst geladen, sondern auch Vertreter der Brauerei-Vorstände und des Vereins „Festring München“. Während Häppchen und Sektgläser an dicht gedrängten Dirndln und Lederhosen vorbeibalanciert werden, nimmt Wiesnwirte-Sprecher und Wirt des Armbrustschützenzeltes Peter Inselkammer für seine Ansprache das Mikrofon in die eine Hand, den neuen Krug in die andere.

Heuer sind 15 Figuren darauf abgebildet, eine für jedes Wiesnzelt. Da wäre zum Beispiel die Bräurosl mit blonder Flechtfrisur, die Fischer Vroni mit den Händen voller Steckerlfische, oder der durstige Löwe, der wie sein überdimensionaler Artgenosse auf dem Löwenbräu-Festzelt einen Masskrug hebt und die Zunge bleckt. Das dritte Jahr in Folge hat nun schon der Münchner Grafiker Rudi Skukalek das Motiv für den Wiesnwirte-Krug entworfen. 

Die Charaktere im Comic-Stil erinnern an Skukaleks Krug von vor zwei Jahren, auf dem das üppige Dekolleté einer Wiesn-Bedienung für Diskussion sorgte. Vielleicht hat auch Peter Inselkammer dieses Motiv im Kopf, als er anmerkt: „In diesem Jahr haben wir darauf geachtet, dass Männlein und Weiblein gleichermaßen repräsentiert sind.“ Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Grüne), die sich vor zwei Jahren ein anderes Motiv gewünscht hätte, gefällt nun das diesjährige umso besser. „Dieser Krug repräsentiert Vielfalt“, stellt sie zufrieden fest.

15 Figuren, eine für jedes Wiesnzelt. (Foto: Catherina Hess)

Inselkammer übergibt das Wort an die Biersommelière Marlene Speck-Waller, damit sie über die Besonderheiten des Wiesnbier-Brauens aufklären könne. Denn das Festbier sei ein besonders wertvolles Bier, sagt Inselkammer. So wertvoll, setzt er schmunzelnd hinzu, dass sich sein Wert jedes Jahr steigere. Die Gäste johlen – zumindest die Brauer und Wirte unter ihnen. Während Speck-Waller drei Gründe für die besagte Wertsteigerung anführt (mehr Rohstoffe, mehr Lagerungszeit, mehr Kapazität), zupft Gastgeberin Steffi Spendler einen Stängel sogenanntes „Cola-Kraut“ vom Kräuterbeet und lässt Wirtschaftsreferent und Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) daran schnuppern.

„Weil der Clemens immer Cola Zero trinkt und dieses Kraut nach Cola riecht“, erklärt sie später, als die Gästeschar für Roastbeef und Pilzrisotto auf die Terrasse weitergezogen ist und Spendler nun ungestört durch ihren Kräutergarten führt. Alles, was hier wächst, sei essbar und werde direkt nebenan in der Küche verwertet, erklärt sie. Auf dem Rückweg über den Biergarten schaut sie am Stammtisch vorbei, wo ihre Eltern Christa und Ludwig „Wiggerl“ Hagn den neuen Krug begutachten. „Schön ist der“, findet Christa Hagn, die mit ihrem Mann 40 Jahre lang das Löwenbräu-Festzelt führte, ehe Spendler 2019 Festwirtin wurde.

Irgendwann muss jeder abtreten, weiß nun auch Noch-Wiesnchef Baumgärtner. Dafür wird er bei der Kommunalwahl 2026 ja OB-Kandidat seiner Partei. Seine Amtszeit als Wirtschaftsreferent endet aber schon Ende Februar 2025. Damit blickt er nun seiner letzten Wiesn als Chef entgegen. Dass er an diesem Abend das Fass anzapft, sei nicht als Hinweis auf seine zukünftige Tätigkeit zu verstehen, scherzt Peter Inselkammer. Drei Schläge braucht Baumgärtner – für einen OB könnte es beim Anstich kaum besser laufen. Trotzdem gesteht er: „Ich bin traurig, weil ich nicht weiß, was danach kommt. Ich bin ein Gewohnheitsmensch.“ Für Wehmut habe er aber in diesem Event-Sommer keine Zeit. Lieber wolle er seine letzte Saison voll auskosten.

Auch den Wirten tue der Sommer gerade gut, meint Inselkammer. Denn Großveranstaltungen wie die EM oder Adeles Konzerte würden dazu beitragen, die Einbußen durch das bislang wenig sommerliche Wetter aufzufangen. Seine Hotelbetten seien aber im August trotz der zehn Konzerte auf dem Messegelände noch nicht ausgebucht. Spätestens zum Anstich dann aber ganz bestimmt.

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