Berlin

Vor 80 Jahren: Gedenken an Befreiung des Kriegsgefangenenlagers bei Mühlberg | ABC-Z

In der Lausitz fanden vor 80 Jahren die letzten Kämpfe des Zweiten Weltkriegs, aber auch die ersten Befreiungen statt. Bei Mühlberg an der Elbe wurde der Befreiung des Gefangenenlagers Stalag IV B gedacht – mit rund 50 britischen Nachkommen.

Auf dem Soldatenfriedhof in Neuburxdorf (Elbe-Elster) ist am Mittwoch zum 80. Mal an die ehemaligen Kriegsgefangenen des Lagers Stalag IV erinnert worden. “Das Gedenken ist keines mit großen Reden, sondern still in Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft im 20. Jahrhundert”, sagte Matthias Taatz, der Vorsitzende der Initiativgruppe Lager Mühlberg, dem rbb.

Die Gedenkveranstaltung begann am Denkmal, das bereits kurz nach Kriegsende errichtet wurde und an dem die Toten des Kriegsgefangenenlagers bestattet wurden. Anschließend wurde sie auf dem ehemaligen Lagergelände fortgesetzt. Es sei ein besonderes Gedenken, so Taatz, zum einen weil es immer weniger Zeitzeugen an diese Zeit gebe, und zum anderen durch den Blick auf den Krieg, mit dem wir im Jahr 2025 leben.

“Wenn ich an die Weltlage im Moment und an das Gedenken vor 80 Jahren denke, ist meine Gefühlslage mehr als durchwachsen”, sagte Taatz. Kriege hinterließen immer Opfer, und davon Betroffene seien nicht nur die Toten in den Gräbern, sondern auch die Menschen, die traumatisiert würden, so der Vorsitzende.

Die inhaftierten Soldaten kamen unter anderem aus England, Polen, Belgien, Dänemark und Frankreich. Sowjetische Gefangene wurden im Lager schlechter behandelt als andere, was sich auch in den Opferzahlen widerspiegelt. Von den insgesamt rund 3.000 Verstorbenen stammten mehr als 2.300 aus der Sowjetunion.

An dem Gedenken nahmen am Mittwoch auch 50 Nachkommen aus Großbritannien teil, deren Angehörige im Kriegsgefangenenlager inhaftiert waren. “In Mühlberg waren über 20 Nationen im Kriegsgefangenenlager vertreten, wobei die Engländer eine der stärksten Gruppen bildeten”, sagte Taatz. In den letzten 30 Jahren waren sie regelmäßig Teil der Gedenkveranstaltung – zunächst mit ehemaligen Kriegsgefangenen, die das Lager überlebt hatten, und später mit Angehörigen. Mittlerweile sei es bereits die dritte Generation, die teilnimmt, so Taatz.

Das Gefangenenlager Stalag IV bei Mühlberg gehörte während des Zweiten Weltkriegs zu den größten Kriegsgefangenlagern, 16.000 Gefangene wurden hier zeitgleich untergebracht und zur Zwangsarbeit eingesetzt. Insgesamt wurden ab 1939 330.000 alliierte Kriegsgefangene durch das Lager geschleust und in weitere verteilt. Mehr als 3.000 Soldaten sollen dabei in dem Lager gestorben sein.

Die rote Arme befreite die restlichen Kriegsgefangenen schließlich am 23. April 1945. Nach dem 2. Weltkrieg wurde es daraufhin von der Sowjetunion als Speziallager Mühlberg weitergeführt. Dabei starben nochmals mehr als 7.000 Menschen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.04.2025, 16:40 Uhr

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