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Vom Stall ins Osternest: Sendlinger Kindergarten setzt auf eigene Hühnereier | ABC-Z

München – Sechs Kinder warten vor dem Holztor, sie reden aufgeregt durcheinander. Erzieherin Christine Trevathan gibt das Zeichen, jetzt dürfen sie in das etwa 30 Quadratmeter große Gehege. “Nicht rennen, Mathis”, ruft ein aufmerksames Madl ihrem Kindergartenfreund nach. Denn im Hühnergehege des Kindergartens St. Hedwig in Sendling wird nicht gerannt.

Sendlinger Kindergarten St. Hedwig hat drei Hühner – zu Ostern bemalen die Kinder die Eier

Seit sechs Wochen hat der Kindergarten drei Hühner – geliehen, von einem Verleih aus Garmisch-Partenkirchen. “Wir wollten das erst einmal testen, bevor wir uns eigene Hühner anschaffen”, sagt Erzieherin Christine Trevathan. Der Test ist bestanden: “Es ist sehr gut gelaufen und wir werden uns eigene holen”, sagt die 43-Jährige. Bis Anfang Mai bleiben die drei Hennen noch. Sie werden von den Kindern Flocke, Grauschwänzchen und Gacki genannt. Über die Namen wurde freilich demokratisch abgestimmt.

Jeden Morgen stehen ein paar Kinder vor dem Gehege und begrüßen die Vögel mit einem Lied: “Guten Morgen Hühner aufgewacht! Habt ihr heute schon gegackert und gepiekt? Wenn noch nicht, dann ist’s egal, denn ihr tut es allemal!” Die Hühner staksen von dem Gesang wenig beeindruckt durch das Gehege und picken hier und da ein Körnchen vom Boden. Doch die Kinder der Leopardengruppe singen dennoch voller Begeisterung, sie freut das morgendliche Ritual.

Der Kindergarten St. Hedwig hat sich für acht Wochen Hühner geliehen. Das Projekt ist ein Erfolg und sie wollen sich bald eigene anschaffen.
Der Kindergarten St. Hedwig hat sich für acht Wochen Hühner geliehen. Das Projekt ist ein Erfolg und sie wollen sich bald eigene anschaffen.
© Daniel von Loeper
Der Kindergarten St. Hedwig hat sich für acht Wochen Hühner geliehen. Das Projekt ist ein Erfolg und sie wollen sich bald eigene anschaffen.

von Daniel von Loeper

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Wie Gummibärli: Die Hennen bekommen Mehlwürmer zu naschen

Die Tiere bedeuten auch Verantwortung, das sollen die Kinder lernen. Jeden Tag wird der Stall sauber gemacht und sie werden gefüttert. Etwa mit einer Körnermischung und mit Resten aus der Küche. Sogar getrocknete Mehlwürmer gibts zu naschen. Aber nicht zu viel, denn die Larven gelten als die Gummibärli in der Hühnerernährung.

Erzieherin Christina Trevathan (43) war selbst als Kind in St. Hedwig.
Erzieherin Christina Trevathan (43) war selbst als Kind in St. Hedwig.
© Daniel von Loeper
Erzieherin Christina Trevathan (43) war selbst als Kind in St. Hedwig.

von Daniel von Loeper

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Die Kinder laufen zuerst zum Stall. Sie wollen nachsehen, ob die Hühner ein Ei gelegt haben. Ein Bub greift in den Stall und holt behutsam ein Ei heraus. “Und die andere legt gerade noch ein zweites”, ruft der sechsjährige Mathis begeistert. Die eigenen Eier sind schon längst ein fester Bestandteil des Frühstücks im Kindergarten. Bei 60 Kindern müsse man allerdings ein bisschen sammeln, bis alle etwas davon abbekommen, sagt Christine Trevathan und lacht.

Erzieherin: “Wir lackieren die Eier immer mit Bootslack”

In den Tagen vor Ostern bemalen die Kinder die Eier von Flocke, Grauschwänzchen und Gacki. Heute hat Erzieherin Veronika Lindmeier Glitzerfarben dabei. Und an denen wird nicht gespart. Die 5-jährige Romy verziert ihr Ei mit silbernen Punkten. Der 5-jährige Luis setzt auf einen schimmernden Farbverlauf aus Rot, Silber und Grün.

Gemeinsam mit der dienstältesten Erzieherin Veronika Lindmeier (51) bemalen die Kinder die Ostereier mit Glitzerfarben.
Gemeinsam mit der dienstältesten Erzieherin Veronika Lindmeier (51) bemalen die Kinder die Ostereier mit Glitzerfarben.
© Daniel von Loeper
Gemeinsam mit der dienstältesten Erzieherin Veronika Lindmeier (51) bemalen die Kinder die Ostereier mit Glitzerfarben.

von Daniel von Loeper

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“Wir lackieren die Eier immer mit Bootslack, dann halten sie auch länger”, sagt Veronika Lindmeier schmunzelnd. Sie ist die Dienstälteste und seit 33 Jahren Erzieherin im Kindergarten St. Hedwig. “Manchmal habe ich Kinder hier, deren Eltern ich schon betreut habe”, sagt sie. Den Kindergarten gibt es seit 50 Jahren, doch das Gebäude wurde vor drei Jahren neugebaut. Das Alte war marode. Ein Bereich vor der Vordertür war lange eine ungenutzte Fläche. “Der Hühnerstall belebt den Platz und macht ihn zu einem Treffpunkt”, sagt Christina Trevathan.

Der Pfarrer hat auch was von den neuen Hühnern

Angrenzend an das Hühnergehege ist der Garten des Pfarrers. “Von Zeit zu Zeit flattert Gacki über den Zaun in seinen Garten und frisst dort”, erzählt Christine Trevathan amüsiert. “Aber das stört den Pfarrer nicht.” Zum Schluss kriegen die Kinder noch ein paar Gümmibärli, äh Mehlwürmer, in die Hand. Sie dürfen sie verfüttern. Dann verlassen die sechs ganz selig das Gehege. “Tschüss, Hühner!”

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