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Kesselbach-Fall in Kochel am See: „Einer der schönsten und stärksten Wasserfälle Baierns“ – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Der Kesselbach-Fall tost auf einem Bild von Wassily Kandinsky weiß-brausend in mehreren Kaskaden über bemooste Steine unter einem grünen Blätterdach. Genauso fängt auch eine historische Postkarte aus dem Fundus von Klaus Bäumler die landschaftlich reizvolle Szenerie oberhalb von Kochel am See ein.

An den meisten Tagen ist die Kraft des Wassers aber nur noch im Münchner Lenbachhaus – in dem Museum hängt das Bild Kandinskys – so unmittelbar zu sehen. Denn 1908 ging das Kesselbach-Kraftwerk in Betrieb, 1919 wurde es sogar noch erweitert. Seitdem strömt weniger Wasser über die Fälle, die nur noch nach starken Niederschlägen das einstige Naturschauspiel erahnen lassen.

Für das benachbarte Walchenseekraftwerk des Unternehmens Uniper laufen allerdings 2030 die Wasserrechte und damit die Betriebsgenehmigung aus. Der Freistaat Bayern kann die Nutzungskonzession neu vergeben. Das sehen der Kochler Bürgermeister Jens Müller (UWK) und Klaus Bäumler, der in der Isar-Allianz und im Dialog-Forum Walchensee Vertreter des Münchner Forums ist, als Chance, die Kesselbach-Fälle wiederzubeleben.

Diese seien bis zum Bau des dortigen Kraftwerks eine besondere Attraktion für Kochel am See gewesen, erklärt Bäumler. „Es ist auch heute wenig bekannt, dass die geologisch-morphologischen Besonderheiten des Kesselbachs, seine ausgewaschenen Gumpen, den Namen des Kesselbergs prägten“, führt er weiter aus. Zudem verweist er auf den Reiseatlas des General-Straßen- und Wasserbau-Direktors Adrian von Riedl aus dem Jahr 1796. Darin wird der Wasserfall am Kesselberg als „einer der schönsten und stärksten in Baiern“ bezeichnet.

Das Kesselbach-Kraftwerk bei Kochel am See hat den einst prächtigen Wasserfall geschwächt. (Foto: Rolf Sturm/Uniper)

Mit Auslaufen der Konzession im Jahr 2030 besteht für Bäumler die Möglichkeit, das Heimfallrecht für das Kraftwerk geltend zu machen sowie die Frage der nutzbaren Wassermenge neu zu regeln. In einem Schreiben an das bayerische Umweltministerium vom Dezember 2024 verwies er darauf, dass das Kesselbach-Kraftwerk das Landschaftsbild und insbesondere den Wasserfall extrem negativ beeinflusse. „Bei der Neuordnung des Walchensee-Systems sind natur- und landschaftsästhetische Belange einzubeziehen“, fordert Bäumler.

Die Idee, „einen der bedeutendsten Wasserfälle, die erloschen sind“, wieder zu reaktivieren, hat es auch dem Kochler Bürgermeister Müller angetan. Das Einzugsgebiet des Kesselbachs sei relativ groß, sagt er. Womöglich bestehe sogar eine unterirdische Verbindung zum Walchensee. „Das ist geomorphologisch hochinteressant“, sagt der Kochler Rathauschef. Mit dem Direktor für die Wasserkraft bei Uniper in Deutschland, Klaus Engels, habe er darum Kontakt aufgenommen.

Die Komzession für das Walchenseekraftwerk läuft 2030 ab. Der Kochler Bürgermeister Jens Müller und Klaus Bäumler sehen darin eine Chance, den Kesselbachwasserfall zu renaturieren.
Die Komzession für das Walchenseekraftwerk läuft 2030 ab. Der Kochler Bürgermeister Jens Müller und Klaus Bäumler sehen darin eine Chance, den Kesselbachwasserfall zu renaturieren. (Foto: Manfred Neubauer)

Auf Nachfrage hält sich jedoch das Unternehmen Uniper bedeckt. Die Idee der Reaktivierung der Kesselbach-Fälle sei bekannt, schreibt Theodoros Reumschüssel. Aber: „Vor dem Hintergrund der aktuell laufenden Befassung verschiedenster Gremien mit der Neuerteilung der Konzession für die Kraftwerke des Walchenseekraftwerkssystems beziehen wir – wie zu allen anderen Ideen oder Vorschlägen von Anrainer-Kommunen oder Interessenvertretern, die bilateral an uns herangetragen werden – nicht final Stellung.“

Denn eine solche individuelle Zusage würde im Vorfeld des Wasserrechtsverfahrens nicht im Gesamtkonzept gesehen und nur weitere Forderungen hervorrufen, erklärt Reumschüssel. Der Uniper-Sprecher geht zudem davon aus, dass der Freistaat in seiner Entscheidungsfindung jede Kilowattstunde erneuerbarer Energie würdigen werde. Der Koalitionsvertrag beschreibe den Ausbau der verbliebenen Wasserkraft-Potenziale. Zudem sei dieser regenerativen Energieform eine „überragende öffentliche Bedeutung“ attestiert worden.

Laut Reumschüssel erzeugt das Kesselbach-Kraftwerk pro Jahr eine Gigawattstunde Strom und vermeidet damit den Ausstoß von 434 Tonnen Kohlenstoffdioxid. Der so gewonnene Strom reiche wegen der Grundlastfähigkeit für um die 300 Haushalte und werde in das öffentliche Netz eingespeist. „Auch das sind in der Abwägung zwischen Naturschutz, Klimaschutz und gegebenenfalls der Optik eines Wasserfalls gewichtige Argumente“, so der Uniper-Sprecher.

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