Wirtschaft

Virtueller Stadtbesuch: Zurück in die Zukunft – Wirtschaft | ABC-Z

Schon wieder in den See gefallen. Im Metaverse der Stadt Zug müssen Besucher aufpassen, dass sie nicht ins Wasser oder über den Rand der Welt plumpsen. Es ist nicht schlimm, wenn das passiert, man taucht gleich wieder auf. Aber der See sieht so hübsch aus, man würde da schon gerne reinhüpfen, vor allem weil an diesem virtuellen Treffpunkt der Schweizer Stadt sonst nicht viel zu tun ist. Im Chat vermutet jemand namens Gerry: „Ist wohl noch nicht fertig.“

Kann sein, dass Gerry recht hat. Andererseits: Was soll da noch kommen? Das Metaverse ist ein Konzept, das gleichzeitig neu und alt ist. Schon vor mehr als 20 Jahren gab es die Idee, einen halbwegs realistischen, virtuellen Raum zu schaffen, in dem man dann Menschen treffen und Veranstaltungen abhalten kann. Die Grundlage dafür war das 2003 veröffentlichte Spiel „Second Life“, das es aber nie wirklich geschafft hat, mehr als eine Kuriosität zu sein. Der Facebook-Mutterkonzern Meta versucht seit Jahren, ein Metaverse zu etablieren – bislang gibt es davon wenig zu sehen, und das Interesse der Nutzer ist eher gering.

Im Kanton Zug kann man seine Steuern in Kryptowährungen bezahlen

Nun aber präsentiert die Stadt Zug ihr eigenes Metaverse. Der Prototyp ist seit ein paar Tagen online. Es sieht aus, als hätte eine schlechte KI surrealistische Kunst mit einem verunglückten Architekturentwurf von Zaha Hadid verschmolzen. Steuerung und Grafik erinnern an 25 Jahre alte Computerspiele. Aber das muss man wohl in Kauf nehmen. Es geht schließlich um so etwas wie die Zukunft der gesellschaftlichen Teilhabe. „Mit dem Metaverse schaffen wir einen innovativen Zugang zur Stadt Zug – offen, barrierefrei und zukunftsorientiert“, stellte Martin Würmli von der Stadt das Projekt vor. Zug experimentiert seit Jahren mit allen möglichen Randerscheinungen der Digitalisierung wie Kryptowährungen.

Nur, die Stadt selbst ist im Metaverse gar nicht zugänglich. Abgesehen vom See ist das virtuelle Zug winzig – es gibt einen Park, ein Auditorium und ein paar Konferenzräume. Dafür wird hier niemand auf sein Selbst limitiert. Man kann sogar als Taube, Sonnenblume oder Roboter herumlaufen. Die Verwandlung in eine Sonnenblume kostet allerdings 1999 einer undefinierten Fantasiewährung. Wenn man etwas kaufen will, soll man seinen Google- oder Apple-Account verknüpfen. Aber will man das? In Zug kann man seit ein paar Jahren seine Steuern mit Kryptowährungen bezahlen. Nicht dass am Ende die Kreditkarte wegen einer digitalen Sonnenblume mit 1999 Bitcoins belastet wird (etwa 140 Millionen Euro). Unwahrscheinlich, aber wer weiß.

Okay, was kann man sonst noch machen, ohne Geld oder Daten zu verschenken? Zu Stoßzeiten streunen derzeit etwa ein halbes Dutzend Schaulustige durch das virtuelle Areal. Wenn man will, kann man mit denen chatten. Nur: Andere Programme wie Whatsapp oder Teams sind da viel praktischer. Laut einer kleinen Umfrage des Schweizer Rundfunks finden gerade einmal vier Prozent der Befragten, das Metaverse erleichtere ihren Alltag. Die Stadt Zug sieht in dem Projekt „neue Möglichkeiten für Kunst, Kultur, Interaktion“. Bisher hängen kommentarlos ein paar Bilder an der Wand. Dann lieber noch mal den See anschauen. Aber am besten in echt.

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