Kultur

Vincent Kompany dank leiser Autorität erfolgreich | ABC-Z

Selbstmitleid? Tristesse? Motivationsprobleme? Nichts von alledem war zu spüren. Der FC Bayern, der Meister in spe, bewies am Samstag auf der kleinen Bundesliga-Bühne in Heidenheim, dass er den Rückschlag auf der großen Champions-League-Bühne in Mailand in positive Energie umwandeln kann.

Drei Tage nach dem Ausscheiden im Viertelfinale nahmen die Bayern den nationalen Pflichttermin beim 1. FC Heidenheim dermaßen unternehmungslustig in Angriff, als hätten sie sich schon seit Wochen auf die Reise auf die Ostalb gefreut. Am Ende stand ein 4:0-Sieg, der eher wie eine Kür aus Spiellust und Freude am Beruf Fußballprofi angemutet hatte. Wohl dem, der alle drei Tage am Ball bleibt: Auch so kann Frust abgebaut und der Blick auf neue Ziele gerichtet werden.

Fakten und Klasse sprechen für sich

Belohnt durch Harry Kanes 24. Ligatreffer (13. Minute) und die weiteren Tore durch Konrad Laimer (19.), Kingsley Coman (36.) und Kapitän Joshua Kimmich (56.), lieferten die Bayern eine Machtdemonstration ohne jede Überheblichkeit dem Gegner gegenüber ab. Kein Wunder also, dass Kimmich die Münchner Gala in Heidenheim pries: „Wie wir das Spiel angegangen sind, war für mich persönlich sehr beeindruckend. Wir dürfen diesen Sieg nicht unterschätzen.“

Die so gut wie uneinholbaren Münchner könnten schon nächsten Samstag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) durch einen Heimsieg über Mainz 05 Meister werden, sollte sich der um acht Punkte abgehängte Titelverteidiger Bayer Leverkusen zur selben Zeit einen weiteren Patzer im Heimspiel gegen den zuletzt konstant punktenden FC Augsburg erlauben.

Wie auch immer: Zweifel an der bevorstehenden 34. Meisterschaft des FC Bayern hat so gut wie niemand mehr. Die Fakten und die Klasse der Münchner sprechen für sich. Wer auf verletzte Protagonisten wie Jamal Musiala, Manuel Neuer, Dayot Upamecano, Alphonso Davies, Hiroki Itō und Leon Goretzka verzichten muss und trotzdem eine Mannschaft aufstellen kann, die allen anderen deutschen Topteams voraus ist, muss sich keine Sorgen um die europäische Zukunft machen.

Zumal, wenn die Bayern wie im Gastspiel in Heidenheim gestandene Größen wie Thomas Müller, Leroy Sané, Raphaël Guerreiro und Min-jae Kim beim Anpfiff auf die Bank setzen können. Wer will da ernsthaft von einer Personalnotlage sprechen?

Kompany könnte den Klub prägen

Dass bei Duellen wie jenen mit dem italienischen Meister Inter Mailand auch jederzeit ein Stolpern drohen kann, gehört zum europäischen Tagesgeschäft. Umso mehr dürften sich die Bayern, die den nationalen Titel jahrelang in Erbpacht genommen hatten, über die Rückeroberung der Meisterschale freuen.

Sie wird auch ein Verdienst des innerhalb der Mannschaft nicht nur respektierten, sondern menschlich geschätzten Trainers Vincent Kompany sein. Der 39 Jahre alte Belgier, als Spieler ein international renommierter Abwehrchef, ist mit seiner leisen Autorität in seinem ersten Jahr in München bei den Profis und Vereinsoberen angekommen. Er könnte den Klub über die nächsten Jahre hinweg prägen.

In Mailand hat Kompany seine Mannschaft mit einer kurzen Rede nach dem Spielende frisch angespornt. Beim Rückblick auf die Champions-League-Saison 2023/24 sagte er vor der Reise nach Heidenheim: „Man muss damit umgehen, wie mit jedem Rückschlag im Leben. Ich lasse mich nicht runterziehen. Ich bin von Natur aus immer motiviert und hungrig.“

Sätze, die bei den Adressaten – seinen Spielern – ankamen, weil sie aus viel Lebenserfahrung gespeist waren. Wie auch die folgende Aufforderung an seine Profis: „In den nächsten Spielen können wir zeigen, wie gut wir sind und was wir vorhaben.“

Gesagt, getan: Die Bayern hielten sich an die Empfehlungen ihres Chefs, der anders als sein Vorgänger Thomas Tuchel nie auf die Idee käme, die eigene Wichtigkeit in den Vordergrund zu rücken. So wie Kompany redet und handelt, erhöht er die Bereitschaft seines Personals, die eigenen Befindlichkeiten zum Wohle des großen Ganzen hintanzustellen. So wurde dann auch der Pflichttermin in Heidenheim zu einem deutlichen Sieg gegen einen überforderten Gegner. Bis zur Meisterkrönung scheint der Weg kurz. Die Bayern sind gerüstet, alles andere ist nur noch eine Frage der Zeit.

Back to top button