Drama in Thüringen – Polizist tötet Familie und sich selbst | ABC-Z

Berlin. Polizeibeamte haben in einem Thüringer Dorf eine Familie tot aufgefunden. Schnell wird klar, ein Polizist hat zur Waffe gegriffen.
Im thüringischen Klettbach im Weimarer Land sind vier Menschen tot aufgefunden worden. Die Schockwellen reichen bis in die Thüringer Polizei, denn der tote Familienvater ist ein Kollege. Polizei und Staatsanwaltschaft geben gegen Mittag in einer kurzen Mitteilung bekannt: Die vorgefundene Situation spreche dafür, dass der 49 Jahre alte Beamte der Landespolizeidirektion erst seine Frau, die beiden gemeinsamen Kinder und dann sich selbst tötete.
Alle Leichen wiesen nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft Schusswunden auf. Ob die Dienstwaffe des Beamten auch die Tatwaffe war, dazu gab es zunächst keine Auskunft. Die genauen Todesumstände würden im Zuge der Ermittlungen der Mordkommission des Thüringer Landeskriminalamtes (LKA) und der anschließenden Obduktion geklärt, hieß es nur. Bedeckt halten sich die Ermittler etwa auch zum Alter der Frau und den Kindern sowie zu den Hintergründen der Tat.
Polizist in Thüringen tötet seine Familie – Dorf steht unter Schock
Wenige Stunden nach der Tat gibt es in Klettbach viele Fragen und wenig Antworten. Der beschauliche Ort, einige Kilometer südöstlich der Landeshauptstadt Erfurt, wirkt an diesem Vormittag wie leer gefegt. Im Dorf sind nur vereinzelt Einwohner unterwegs, die von der Tat zumeist im Radio gehört haben. Die Familie sei zugezogen, wird auf der Straße erzählt. „Es ist dramatisch, dass er die Kinder mitgenommen hat“, sagt eine Frau, die ihren Namen nicht nennen will. Die Bürgermeisterin von Klettbach, Franziska Hildebrandt (FDP), findet am Telefon kaum Worte: „Wir sind geschockt.“
Der Leiter der Polizeiinspektion Weimar, Christian Hackbart, berichtet, dass gegen 6.30 Uhr ein Notruf bei der Landeseinsatzzentrale einging. Von wem der Anruf kam, ist bislang öffentlich nicht bekannt. Rund zwanzig Minuten später trafen die ersten Beamte vor Ort ein und machten die grausige Entdeckung.
Das Haus in der Nähe des Dorfteiches in dem rund 1.300 Einwohner zählendem Ort wurde daraufhin von Polizeikräften weiträumig abgesperrt. Die Polizei sicherte Spuren. Für die Ermittlungen kamen auch Spezialkräfte der Kriminalpolizei und des Landeskriminalamtes zum Einsatz, sagt Hackbart. Er ist sichtlich erschüttert. Er habe den toten Polizisten persönlich gekannt, sagt er.
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Psychologische Hilfe für Dorf und Polizisten
Für Polizisten wie Bewohner wird nach der Tat Hilfe angeboten. Die Kollegen vor Ort, in der Landeseinsatzzentrale und in der Landespolizeidirektion würden vom Kriseninterventionsteam der Thüringer Polizei betreut, hieß es von der Polizei. Im Dorfhotel gibt es für Anwohner, Angehörige, Bekannte und Freunde psychologische Betreuung. Die von Polizisten abgeschirmte Anlaufstelle nur wenige Meter vom Tatort entfernt suchten nach der Tat auch Jugendliche auf. Die getöteten Kinder im Teenager-Alter seien im Dorf gut integriert gewesen und hätten sich in Vereinen engagiert, so die Bürgermeisterin.
Die Toten werden am frühen Nachmittag in Leichenwagen abtransportiert. Zurück bleibt ein Dorf in Trauer und Ratlosigkeit.
Anmerkung der Redaktion
Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über (mögliche) Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Suizidgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen.
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bee/dpa