Vertreter der Avantgarde: Theater- und Opernregisseur Robert Wilson ist tot | ABC-Z

Der US-amerikanische Regisseur und Dramatiker Robert Wilson ist tot. Er starb nach kurzer Krankheit im Alter von 83 Jahren in Water Mill im US-Bundesstaat New York, wie sein Management mitteilte. Wilson galt als Vertreter der Avantgarde im Theater und der Oper. Wilson arbeitete oft in Deutschland. Am Berliner Ensemble inszenierte er unter anderem Bertolt Brechts Dreigroschenoper und Samuel Becketts Endspiel.
Geboren wurde Wilson am 4. Oktober 1941 in Waco im US-Bundesstaat Texas. Schon als Jugendlicher schrieb er Theaterstücke und führte sie in der Familiengarage auf. Als junger Mann ging er nach New York und wurde unter anderem von Andy Warhol und John Cage beeinflusst.
Er galt als Meister der Verfremdung von Natürlichkeit, der seine
Zuschauer mit ritueller Langsamkeit und mysteriösem Bilderfluss zugleich
verstörte und bannte. Wilsons meist streng abstrahierendes,
minimalistisches und zugleich berührendes Bildertheater, das mit
beeindruckenden Lichteffekten arbeitete, war stets bis ins Letzte
durchchoreografiert.
“Einstein on the Beach”
Auf der Bühne setzte Wilson verschiedene Kunstformen ein, von Tanz, Musik und Licht bis zu Skulpturen und Text. Als sein berühmtestes Stück gilt die Oper Einstein on the Beach von 1976, mit Musik von Philip Glass. Mit dem fast fünfstündigen Werk gelang ihm international der Durchbruch.
Sehr beliebt war Wilson auch in Frankreich, wo er unter anderem an der Pariser Bastille-Oper inszenierte. Im Louvre stellte Wilson zudem Videoporträts von US-Popstar Lady Gaga und Ballettlegende Mikhail Baryshnikov aus.
Wilson hat mit bekannten Dramatikern, Dichtern, Musikern und Schauspielern wie Heiner Müller, William S. Burroughs, Allen Ginsberg, Tom Waits, Herbert Grönemeyer und Marina Abramović zusammengearbeitet und Dutzende Auszeichnungen bekommen, darunter das Bundesverdienstkreuz.
“Künstler, Regisseur, Maler, Designer, Lehrer und Freund”
“Er war in der Theaterwelt einer der bedeutendsten Künstler, er war ein Künstler von Weltrang wie Peter Brook und einige wenige”, sagte der Intendant des Thalia Theaters Hamburg, Joachim Lux. Wilson habe am Thalia zu Zeiten von Jürgen Flimm zahlreiche seiner wichtigsten Arbeiten geschaffen. Mitten in der Coronazeit sei er dann ein letztes Mal zurück nach Hamburg gekommen. “Wir haben eine Arbeit über den Astrophysiker Stephen Hawking verabredet”, sagte Lux. “Er war nicht gesund, saß oft im Rollstuhl und hat dennoch nie geklagt, sondern viel gelacht und nie aufgehört, an und in seinem Atelier, der Kunst und der Schönheit weiterzuarbeiten.”
Milo Rau, der Intendant der Wiener Festwochen, teilte mit, man trauere um einen “großen Künstler, Regisseur, Maler, Designer, Lehrer und Freund”. Fünfmal seien seine Produktionen bei den Wiener Festwochen zu Gast gewesen: “Unvergessen sind seine gewaltigen Musiktheaterproduktionen wie The Black Rider, seine Klassikerinszenierungen und zuletzt seine Zusammenarbeit mit Isabelle Huppert für Mary Said What She Said.”