Verträge von sieben FC-Bayern-Stars laufen aus: Wie brenzlig wird es? | ABC-Z
München – Spaziert man diesen trüben, kalten Herbsttagen an der Säbener Straße vorbei, könnte man angesichts der verwaisten Trainingsplätze den Eindruck erhalten, der Müßiggang habe Einzug gehalten beim FC Bayern. Die meisten Spieler weilen bei ihren Nationalmannschaften und die, für die die Länderspielpause wirklich eine ist, haben von Chefcoach Vincent Kompany ein paar freie Tage verordnet bekommen. Ein bisserl Durchschnaufen nach den anstrengenden englischen Wochen.
Wer glaubt, dass der Rekordmeister die stade Zeit eigenmächtig auf Mitte November vorverlegt hat, der irrt jedoch. Vor allem die sportliche Führung um Max Eberl und Christoph Freund hat aktuell jede Menge Arbeit auf dem Tisch.
Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende zu, nur noch anderthalb Monate bis Silvester. Ein entscheidendes Datum für sämtliche Manager der Branche. Auch für die der Bayern.
FC Bayern: Sieben Stars dürften ab Januar bei anderen Klubs unterschreiben
Insgesamt sieben Verträge laufen am 30. Juni 2025 aus – darunter auch die einiger absoluter Leistungsträger. Joshua Kimmich etwa ist nur noch bis zum Saisonende gebunden, Alphonso Davies und Leroy Sané genauso. Auch die Arbeitspapiere von Thomas Müller und Manuel Neuer laufen Ende Juni aus.
Sie alle dürfen laut Fifa-Regularien ab dem 1. Januar ohne Einverständnis des Klubs mit anderen Vereinen verhandeln und dort Anschlussverträge unterschreiben. Theoretisch könnten die Bayern für die Großkopferten des europäischen Fußballs in wenigen Wochen zum Selbstbedienungsladen werden.
Kimmich soll bleiben, bei Davies ist ein Abgang am wahrscheinlichsten
Dass es tatsächlich so kommt, ist freilich unwahrscheinlich. Bei Kimmich ist allerdings eine Verlängerung noch lange nicht ausgemacht. Erste Gespräche haben bereits stattgefunden. Bei den Verantwortlichen genießt der viel zitierte “Kapitän der Zukunft” große Wertschätzung.
Das war aber wohl nicht immer so, wenn man Kimmich, der am Mittwoch auf der DFB-PK in Frankfurt auch über seine Zukunft beim FC Bayern sprach, richtig versteht: “Die Vergangenheit spielt eine Rolle – und vor allem die Zukunft. Vor acht bis zehn Wochen hatte man ja noch das Gefühl: Wann ist der Kimmich endlich weg?”
Klingt eher nach einer noch tief sitzenden Kränkung, als dass der 29-Jährige alsbald einen neuen Vertrag unterschreibt.
Dagegen würde Sané wohl am liebsten bei den Bayern bleiben, müsste dafür aber wahrscheinlich auf Teile seines kolportierten 20-Millionen-Gehalts verzichten. Ob er dazu bereit ist, wird sich zeigen. Bei den Routiniers Müller und Neuer ist ein Vereinswechsel auf der Zielgeraden ihrer Karriere eher unwahrscheinlich.
Bei Linksverteidiger Davies könnte sich mit Blick auf einen Abgang hingegen etwas tun – wenn auch nicht im Winter. Der Kanadier zeigt sich in dieser Saison in absoluter Top-Form und wird schon lange von Real Madrid umgarnt. Ein ablösefreier Wechsel im kommenden Sommer wäre für die Bayern extrem schmerzlich.
Zuletzt hatten die Verantwortlichen die Tür für eine Verlängerung wieder ein Stück weiter aufgemacht. Auf eine Reise zur kanadischen Nationalmannschaft hat der Linksverteidiger übrigens freiwillig verzichtet. Zeit für Gespräche hätte er momentan also.
Der FC Bayern muss seine Gehaltsstruktur in den Griff bekommen
Auch wenn nach aktuellem Stand (noch) kein großer Ausverkauf droht, ist die aktuelle Situation für die Bayern eine ungewöhnliche. Dass gleich sieben Verträge auslaufen, kam in der jüngeren Vereinsgeschichten nie vor. Letztmals musste der Rekordmeister 2021 mehrere Spieler nach Vertragsablauf ziehen lassen. Dies betraf damals neben den beiden Altstars Javi Martínez und Jérôme Boateng in David Alaba aber nur einen gesetzten Stammspieler.
Stellt sich die Frage: Warum haben Sportvorstand Eberl und Sportdirektor Freund in den aktuellen Fällen nicht schon längst Fakten geschaffen? Die Vertragskonstellationen sind schließlich allen im Verein bekannt.
Ganz so einfach ist die Sache dann aber natürlich nicht. Nachdem unter Ex-Vorstandsboss Oliver Kahn und dem ehemaligen Sportvorstand Hasan Salihamidzic über Jahre hinweg fröhlich mit Top-Gehältern hantiert wurde, hat die aktuelle sportliche Führung von der Vereinsspitze den Auftrag bekommen, die Gehaltsstruktur zu straffen und das generelle Niveau der Saläre zu senken.
Gleichzeitig finden sich unter den Spielern, deren Verträge auslaufen, aber Top-Verdiener wie Neuer, Müller, Sané oder Kimmich.
Jamal Musiala kann bald zu den Top-Verdienern beim FC Bayern zählen
Zudem haben die Bayern einen Star in ihren Reihen, der völlig zurecht den Anspruch hat, künftig ebenfalls zu dieser Riege zu zählen: Jamal Musiala. Dessen Vertrag läuft zwar noch bis 2026, soll aber unbedingt zeitnah verlängert werden. Ein Scheitern der Verhandlungen kann für die Bosse des Rekordmeisters keine Option sein, weshalb sie bereit sind, finanziell an die Schmerzgrenze zu gehen. An der Musiala-Verlängerung wird auch die Führungsetage um CEO Jan-Christian Dreesen, Sportvorstand Max Eberl und Finanz-Boss Michael Diederich gemessen werden. Deshalb dürfte der neue Kontrakt mit dem Superstar für das Trio höchst Priorität besitzen.
Wann das so weit ist? “Ich will jetzt einfach die Hinrunde gut beenden. Da Gas zu geben, Spiele gewinnen – und dann schauen wir, was passiert”, sagte Musiala am Dienstag über eine mögliche Verlängerung bei den Bayern. Der eine oder andere Star wird sich also darauf einstellen müssen, mit sechs Monaten Restvertrag ins neue Jahr zu gehen…