Verkehrspolitisches Desaster in München? Neuer Radlweg in der Lindwurmstraße bremst Autos au | ABC-Z
München – Der Radlweg zwischen Sendlinger Tor und dem Stemmerhof in Sendling ist stark befahren. An vielen Stellen ist die Radstrecke neben der Lindwurmstraße jedoch zu eng und zu unübersichtlich.
Kompromiss an der Lindwurmstraße
Das Mobilitätsreferat hatte im Sommer für fast 40 Millionen Euro einen kompletten Umbau der Straße zugunsten der Radler vorgeschlagen. Das Ergebnis: ein Eklat zwischen OB Dieter Reiter (SPD) und dem Leiter des Mobilitätsreferats. Münchens Oberbürgermeister hatte Georg Dunkel (parteilos) “Inkompetenz” vorgeworfen.
Nun ist ein Kompromiss gefunden worden. Das ist für die Münchner wichtig, denn der Umbau der Lindwurmstraße gilt als Schlüsselprojekt der Verkehrswende in der Stadt.
“Ich begrüße es sehr, dass wir für den Radweg in der Lindwurmstraße durch meine hartnäckige Intervention nun eine einvernehmliche Lösung gefunden haben”, sagte OB Dieter Reiter am Mittwoch. Das Ziel: Die Sicherheit der Radler und Fußgänger auf der stark frequentierten Achse vom Zentrum nach Sendling zu erhöhen.
Ausgaben um 20 Millionen Euro reduziert
Ursprünglich hätte der Umbau der “relativ kurzen Strecke” (so der OB) 38 Millionen Euro kosten sollen. “Wir reden zwar immer noch von sehr viel Geld, aber meine dringende Aufforderung, hier eine deutlich günstigere und realistischere Lösung vorzulegen, hat die ursprünglich geplanten Ausgaben um circa 20 Millionen Euro reduziert”, so Reiter.
Zwischen 15,8 und 17,8 Millionen Euro hat das Mobilitätsreferat jetzt für eine neue Lösung veranschlagt. Das ist weniger als die Hälfte, als der komplette Umbau der Lindwurmstraße gekostet hätte. Es wird kaum zurückgebaut, dafür wird der neue Radweg farbig markiert.
“Ein Gewinn an Sicherheit” für Radler und Fußgänger
So wird der Straßenraum aufgeteilt: Der schmale Radweg an der Lindwurmstraße wird dem Gehsteig zugeschlagen. Der breitere Gehweg ist für die Grünen im Rathaus “ein Gewinn an Sicherheit und Aufenthaltsqualität”. Wichtig: Auf der Straßenspur, auf der heute Autos parken, wird in Zukunft geradelt werden. Die Parkplätze werden dafür nach links verschoben und liegen dann zwischen Fahrbahn und Radweg.
“Wer zu Fuß oder mit dem Rad an der Lindwurmstraße unterwegs ist, wird das künftig deutlich angst- und sorgenfreier tun können”, sagt Gudrun Lux, mobilitätspolitische Koordinatorin der Grünen-Fraktion.
Die große Änderung für Autofahrer: Wenn der Stadtrat die aktuelle Planung aus der Sitzung am Mittwoch beschließt, ist die Lindwurmstraße in Zukunft nur noch einspurig. Die Initiative “Lindwurmstraße für alle” findet das gut, da von 2011 bis 2022 sowieso der Radverkehr um 70 Prozent zugenommen hat und der Autoverkehr um 30 Prozent gesunken sei.
Manuel Pretzl, Vorsitzender der CSU-FW-Fraktion im Stadtrat, schäumt: “Das wird ein Verkehrschaos und Stau ohne Ende geben. Ich halte das für ein verkehrspolitisches Desaster. Da steckt Ideologie dahinter, mit dem Hauptziel, das Auto auszubremsen.”
“Einspurig funktioniert nicht”
Veronika Mirlach (36), die mobilitätspolitische Sprecherin der Rathaus-CSU, fährt von ihrem Wohnort Forstenried oft die Lindwurmstraße mit dem Auto oder dem Radl entlang.
Sie meint: “Einspurig funktioniert nicht. Die Lindwurmstraße ist für uns als Pkw-Straße wichtig, die auch zur Sonnenstraße führt, um die Stadt zu queren.”
Der Abschnitt zwischen Sendlinger Tor und Goetheplatz soll 2025 fertig sein. Hier sollen Plastikelemente auf die Straße geschraubt werden, die die Autospur vom Radweg trennen – als Schutz. Durch die sogenannten “Protected Bike Lanes” muss die Straße nicht teuer umgebaut werden. Zwischen dem Goetheplatz und der Lindwurm-Unterführung, im mittleren Bereich, soll ein Hochbord-Radweg über dem Kopfsteinpflaster errichtet werden. Ab 2026 soll das passieren.
Die Strecke von der Bahnbrücke bis zum Stemmerhof, nahe Harras, bleibt, wie sie ist. Die hübsche Pappelallee bleibt demnach ganz erhalten.