Verkehrsminister sagt, wie er billiger werden soll | ABC-Z

Berlin. „4000 Euro und mehr ist zu teuer“: Patrick Schnieder will gegen hohe Kosten beim Führerschein vorgehen. Diese Maßnahmen sollen helfen.
Der Erwerb des Führerscheins ist in Deutschland so teuer wie nie. Um 5,8 Prozent zogen die Preise für Fahrschulen und Gebühren im vergangenen Jahr an, hat das Statistische Bundesamt errechnet. Damit setzt sich eine Entwicklung der vergangenen Jahre fort. Schon 2023 verteuerte sich der Führerscheinerwerb um 7,6 Prozent, ein Jahr zuvor gar um 10,8 Prozent. In allen Jahren stiegen die Kosten für den Führerschein damit stärker als die Verbraucherpreise im selben Zeitraum, teilten die Wiesbadener Statistiker mit. Die Folge: Wer heute seinen Führerschein erwerben möchte, muss je nach Region und Fahrschule mehrere Tausend Euro auf den Tisch legen.
Auf mindestens 2466 Euro beziffert der ADAC die Kosten im Idealfall. Aber auch knapp 4500 Euro können dem Automobil-Club zufolge je nach Region und Fahrschule fällig werden. Das ist weit mehr als ein Ärgernis – es ist insbesondere für viele jüngere Menschen kaum noch leistbar. Das zieht soziale, aber auch wirtschaftliche Folgen nach sich. „Die Möglichkeit, mit einem Pkw unabhängig mobil zu sein, bedeutet für viele Menschen, am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können aber auch etwa den Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu unterschiedlichen Uhrzeiten zuverlässig erreichen zu können“, sagte ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand dieser Redaktion. „Ein bezahlbarer Führerschein ist also auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit.“
Handwerkspräsident Jörg Dittrich warb bereits dafür, dass der Staat die Hälfte der Kosten des Führerscheins bezuschussen solle. Insbesondere im ländlichen Raum sei das Auto zwingend nötig für Handwerksbetriebe. Wenn sich die Auszubildenden den Erwerb des Führerscheins aber nicht mehr leisten können, stehen die ohnehin von einem eklatanten Fachkräftemangel betroffenen Betriebe vor einem weiteren Problem.
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Führerschein teuer wie nie: Das will Verkehrsminister Schnieder jetzt tun
Auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder sieht in der Preisentwicklung ein großes Problem und will gegensteuern. „Ein Führerschein, der 4000 Euro oder mehr kostet, ist zu teuer“, sagte der CDU-Politiker dieser Redaktion. „Solche Führerscheinkosten dürfen wir nicht kommentarlos hinnehmen. Viele können sich den Führerschein bei diesen Preisen nicht mehr leisten.“ Es müsse nun darum gehen, Maßnahmen zu identifizieren, die „kostendämpfend wirken können“.
Im Ziel, den Führerschein für möglichst alle erschwinglich zu machen, sind sich die Politik, der ADAC und die Fahrschulen einig. Ein „politisch positives Signal“ sei das Vorhaben der schwarz-roten Koalition, den Führerschein bezahlbarer machen zu wollen, sagte jüngst Kurt Bartels, Vizevorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BVF), dieser Redaktion. „Das im Koalitionsvertrag stehende Ziel ist gut, aber wir fragen uns: Wie stellt sich der Gesetzgeber das vor?“
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Auf diese Frage gibt Verkehrsminister Schnieder nun eine Antwort – und hat gleich ein ganzes Maßnahmenbündel im Gepäck, um den Führerschein günstiger zu machen. Dabei setzt der CDU-Politiker bei den Fahrschulen selbst an. Zum einen könnten mehr Simulatoren in den Fahrschulen helfen, so Schnieder.
Das Problem: Diese sind in der Anschaffung teuer, können die Fahrschulen durchaus 30.000 bis 40.000 Euro kosten. Zwar könnten so womöglich Kosten für praktische Fahrstunden gesenkt werden, auf der anderen Seite würden die Fahrschulen Preise womöglich erhöhen, um die Kosten der Anschaffung wieder reinzuholen.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Trotzdem sieht auch der ADAC in mehr Simulatoren eine Chance. So könnten sich die Fahrschulen die Anschaffung von zwei Fahrzeugen mit unterschiedlichen Antriebsarten sparen, heißt es vom Automobil-Club. Helfen würde laut ADAC zudem mehr virtueller Theorieunterricht, um bei der Miete der Fahrschulräumlichkeiten Einsparungen zu erzielen.

In der Simulation statt draußen auf der Straße üben: Ein junger Mann sitzt mit einer VR (Virtual Reality)-Brille in einem 360-Grad-Fahrsimulator. Durch das Üben in der künstlichen Realität sollen Fahrstunden in der Führerscheinausbildung eingespart werden.
© picture alliance/dpa | Markus Scholz
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Verkehrsminister fordert mehr Transparenz – aber keinen Preisdeckel
Einen weiteren Ansatz sieht Verkehrsminister Schnieder in der Transparenz der Fahrschulen, die er erhöhen möchte: „Wenn man weiß, wie teuer bei welcher Fahrschule die Stunden sind und welche Angebote die jeweilige Fahrschule macht, kann man bereits im Vorfeld besser mit den Kosten kalkulieren.“ Wie eine solche Transparenzoffensive konkret ausgestaltet werden könnte, ist aber unklar. Bereits heute sind Fahrschulen gesetzlich zur sogenannten Preiswahrheit und Preisklarheit verpflichtet. Sie müssen also für ihre angebotenen Leistungen feste Preise nennen und diese klar und verständlich darstellen. In den Geschäftsräumen müssen diese Preise ausgehangen werden. Helfen könnte aber womöglich eine bessere digitale Vergleichbarkeit.
Klar ist für den Verkehrsminister aber auch: Einen Eingriff in die Preisgestaltung der Fahrstunden wird es mit ihm nicht geben. „Wir werden und wollen keine Vorschriften zur Höhe der Kosten je Stunde erlassen“, sagt er.

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) will die Kosten beim Führerschein dämpfen.
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Schnieder erwarb seinen Führerschein in einer Ferienfahrschule
Schnieder selbst hat seinen Führerschein nach eigener Aussage in einer Ferienfahrschule binnen drei Wochen erworben. Auch ein solches kompaktes Modell könne womöglich helfen, die Kosten zu reduzieren, so der Minister. „Auf der anderen Seite darf der Prüfungstermin nicht zu weit vom tatsächlichen Erwerbstermin des Führerscheins auseinanderliegen, ansonsten verlernt man als Fahranfänger wichtige Inhalte, sodass der Effekt konterkariert werden würde“, gibt Schnieder zu bedenken.

Und dann sind da noch die hohen Durchfallquoten: 45 Prozent der Pkw-Fahrschüler fielen im vergangenen Jahr durch ihre theoretische Prüfung, 37 Prozent scheiterten an der praktischen Prüfung, teilte der TÜV-Verband mit. Bei einer Extra-Runde bleibt es dabei oft nicht. Durch die zweite theoretische Prüfung fallen laut TÜV-Verband erneut 56 Prozent, erst nach dem dritten Versuch haben 91 Prozent aller Absolventen die Prüfung auch bestanden. Bei den praktischen Prüfungen fallen im zweiten Versuch 42 Prozent durch. Die Folge: Fast jede dritte praktische Prüfung war im vergangenen Jahr ein Wiederholungsversuch.
Jedes Mal durchfallen kostet Geld. Die Gebühr für die theoretische Prüfung hält sich mit 25 Euro dabei noch im Rahmen, wobei auch hier die Fahrschulen unterschiedliche Preise für die Anmeldung berechnen. Für die praktische Prüfung werden allein beim Tüv oder der Dekra jeweils 130 Euro fällig – hinzu kommen Anmeldegebühren plus zusätzliche Fahrstunden. „Hier müssen wir analysieren, was die Ursachen für die hohen Durchfallquoten sind und gegensteuern“, sagt Schnieder.