Verkehr in Indien: Geisterfahrt mit dem Tuktuk – Panorama | ABC-Z

Mitten in … Delhi
Am Connaught Place war der Entschluss gefasst: diesmal kein Tuktuk, sondern zu Fuß zum Hotel. Denn die Fahrer der Autorikschas kassieren ja Fantasiesummen. Zehn Rupien kostet eine Fahrt, hieß es, also zehn Cent. Aber der Tuktuk-Fahrer vorgestern wollte 300 Rupien, der gestern 500. Als dieser ältere Chauffeur seine Dienste anbot, war die Antwort deshalb: „Nicht mit mir!“ Und jetzt sitze ich doch auf der Rückbank seines Gefährts. Verdammte Faulheit. Außerdem ist der Fahrer nett. Aber Moment: Hätte er nicht links abbiegen müssen? Hallo? Der Fahrer versteht. Er dreht um. Allerdings nicht, indem er sich auf der Gegenfahrbahn einordnet. Sondern auf der Stelle. Gegen den Verkehr fährt er Slalom durch andere Tuktuks. Hilfe. Am Hotel sagt sein Blick: „War was?“ Als Lohn nimmt er 100 Rupien und die Freude seines Gastes, ein indisches Abenteuer überlebt zu haben. Thomas Hahn
Mitten in … Gernsbach
Ein warmer Frühlingstag im Nordschwarzwald, gemächlich fließt das Wasser der Murg das Tal hinunter, und im Katz’schen Garten, einem kleinen Park mit exotischer Pflanzenpracht im Städtchen Gernsbach, sitzen Familien am Ufer und lecken am Eis aus dem „Rizzardini“ um die Ecke. Da kommt eine Ente durchs Gras gewatschelt. Ein Großvater, die Eiswaffel in der Hand, murmelt zu seinen zwei Enkeln: „Wenn wir die jetzt fangen …“ In diesem Moment bleibt die Ente wie angewurzelt stehen, und hätten Enten so formschöne Ohren wie beispielsweise Luchse, so könnte man nun zusehen, wie sie diese spitzt. „… dann gibt es heute Abend Entenbraten“, fährt der ältere Herr fort und lacht. Und die Ente? Macht auf dem Absatz kehrt und rast davon. Womit bewiesen wäre: Die badische Murg-Ente versteht Deutsch. Aber keinen Spaß. Claudio Catuogno

Mitten in … Groningen
Besuch im „Forum“ in Groningen, laut Eigenwerbung ein „meeting place for everyone“. Und das ist es tatsächlich: Zwischen Bürgern und Studierenden tummeln sich müde Touristinnen, um die grandiose Aussicht zu genießen. Als man sich einen Weg durch Cafés, Arbeitsplätze und Bücherregale bahnt, kommen drei Teenager angelaufen. Sie sammeln Spenden für Amnesty International, höflich und in bestem Englisch. Also zückt man, gewöhnt an deutsche Bargeld-Versessenheit, die Geldbörse. Bedauerndes Kopfschütteln: „Kein Cash! Nur Kreditkarte!“ Die aber funktioniert nicht. Wie schade, die Mädchen sind so nett, und jetzt muss man sie enttäuschen. Aber weit gefehlt. Sie sagen nicht etwa: „Dann trotzdem vielen Dank“, sondern: „You made our day!“, und das gleich mehrfach. Endlich mal jemand, der es mit Kant hält: Allein der gute Wille ist das höchste Gut. Michaela Pelz
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