Verhandlungen abgebrochen: Boeing zieht Angebot an streikende Belegschaft zurück – Wirtschaft | ABC-Z
Der US-Flugzeugbauer Boeing hat im Tarifstreit mit Mitarbeitern sein aufgebessertes Angebot zurückgenommen und die Verhandlungen abgebrochen. Die Gewerkschaft habe Forderungen gestellt, die das Unternehmen nicht annehmen könne, ohne die Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren, kritisierte die Chefin des Verkehrsflugzeug-Geschäfts, Stephanie Pope. Weitere Gespräche seien derzeit sinnlos.
Ein Einkommensplus von 30 Prozent verteilt über vier Jahre, das hatte Boeing seiner Belegschaft vor zwei Wochen angeboten. Die Gewerkschaft will allerdings mehr, sie will 40 Prozent Erhöhung erreichen, ebenfalls verteilt über vier Jahre. Gegenstand der Verhandlungen waren auch Verbesserungen bei der Altersvorsorge der Mitarbeitenden und die Wiedereinführung einer Leistungsprämie.
Mitte September war die Gewerkschaft IAM, die über 33 000 Mitglieder verfügt, in den Streik getreten. Kurz zuvor hatten die Beschäftigten das erste Angebot von Boeing, das 25 Prozent Erhöhung über vier Jahre vorsah, mit einer Mehrheit von 96 Prozent bei einer Urabstimmung abgelehnt.
Die Begründung der Gewerkschaft für die vergleichsweisen hohen Forderungen: In den vergangenen zehn Jahren habe die Boeing-Belegschaft zahlreiche Nullrunden akzeptiert.
Von der Arbeitsniederlegung ist die Boeing-Produktion rund um Seattle im Nordwesten der USA betroffen. In den dortigen Werken werden das Kurz- und Mittelstreckenflugzeug 737-Max und der Langstrecken-Jet 777 gebaut. Nach zwei verheerenden Abstürzen in den Jahren 2018 und 2019 sowie einem Beinahe-Unfall im Januar dieses Jahres steckt Boeing in einer schweren Krise und droht, immer mehr Marktanteile an den europäischen Konkurrenten Airbus zu verlieren. Gravierende Probleme in der Produktion, die Boeing erst allmählich in den Griff bekommt, haben Boeing schwer zurückgeworfen. Vor allem bei der 737-Max ist Boeing bereits im Verzug mit Lieferungen an viele Fluggesellschaften.
Auf den Streik im September hatte Boeing mit einem Einstellungsstopp reagiert. Außerdem wurden Mitarbeiter beurlaubt und Dienstreisen aufs Nötigste reduziert. Die Gewerkschaft hatte zuletzt 2008 gestreikt. Damals dauerte der Ausstand 57 Tage und kostete den Konzern nach Analystenschätzungen rund zwei Milliarden Dollar.