Verhaltensökonom: Die beste Zeit zu leben ist jetzt | ABC-Z

Gute Nachrichten aus der Wissenschaft: Nach Einschätzung des Wirtschaftswissenschaftlers Dominik Enste gab es im Durchschnitt nie eine bessere Zeit zu leben als heute. „Fast alles ist fast überall für fast alle besser geworden in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten“, sagte Enste, der am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln das Cluster Verhaltensökonomik und Wirtschaftsethik leitet, der „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwoch). Ausgenommen seien allerdings bestimmte Länder im Krieg sowie Schicksalsschläge.
Objektive Daten zeigen laut Enste: Die Ungleichheit in Deutschland hat seit Jahren zumindest nicht zugenommen. Auch sei Deutschland als relativ kleines Land weiterhin drittstärkste Wirtschaftsnation der Welt. Weltweit hätte sich beispielsweise die Gesundheitsversorgung verbessert; Lebenserwartung und Alphabetisierungsgrad seien gestiegen.
Missstände im Blick
Dass jedoch vor allem die Krisen in der Welt wahrgenommen werden, hat für den Wirtschaftswissenschaftler folgenden Grund: „Wir sind schon seit der Evolution darauf geeicht, Missstände besonders wahrzunehmen, weil es unser Überleben sichert, darauf zu reagieren.“ Dadurch seien Krisen omnipräsent und würden als stärker empfunden. Auch würde manches zu dramatisch inszeniert werden. Mit zwei Weltkriegen, dem Kalten Krieg, Waldsterben sowie Ölpreiskrisen habe es auch früher Krisen gegeben.
Bis zu einem gewissen Grad trägt eins tatsächlich zum Glück bei: Geld. „Grundsätzlich gibt es den Befund, dass Menschen mit mehr Geld glücklicher werden. Nur der Zuwachs an Glück durch mehr Geld wird geringer“, so Enste.
Wohlstand: Viel mehr als nur Geld
Für den Wohlstand eines Landes sei neben ökonomischem Kapital aber auch Humankapital – Wissen und Bildung – sowie Sozialkapital wichtig. Enste verwies auf die USA, wo ökonomische Kapital zwar weiter wachse, aber der Zusammenhalt schwinde. „Dies kann aber zu Kipppunkten beim Wohlstand führen, wenn das Vertrauen ins Miteinander und in Institutionen nicht mehr da ist.“
Zum Wohl eines Landes trügen auch Museen, Religionen und Bauwerke als kulturelles Kapital bei. Die Natur sei Energiespender und biete Erholung wie Entspannung. Zu berücksichtigen sei außerdem Moralkapital, „also die Reputation und das Ansehen einer Person, aber auch Nation“, so Enste.