Verhaltensforschung: Begabte Hunde merken sich Begriffe zwei Jahre | ABC-Z
Eine neue Studie ungarischer Verhaltensforscher zeigt: Einige begabte Hunde können nicht nur die Namen ihrer Spielzeuge lernen. Sie können diese auch lange Zeit im Gedächtnis behalten.
Sitz, Platz, Stopp – solche Kommandos lernen viele Hunde recht schnell. Doch es gibt auch sogenannte “Super-Lerner” unter ihnen. Diese begabten Hunde können sich Namen und Bezeichnungen selten genutzter Gegenstände sogar mindestens zwei Jahre lang merken.
Das Langzeitgedächtnis von Wörtern spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Sprachfähigkeit beim Menschen. Hunde gelten dagegen als nicht sprachbegabte Spezies. Doch es gibt eine kleine Gruppe besonders begabter Hunde. Das zeigt eine neue Studie ungarischer Verhaltensforscher, die jetzt im Fachjournal Biology Letters veröffentlicht wurde.
Border Collies gelten als besonders lerneifrig
Diese besonders begabten Hunde werden auch “Supermerker” oder “Gifted Word Learner” (GWL) genannt. An der Universität Budapest wird bereits seit längerem an dem Thema “Genius Dogs” – also an besonders begabten Hunden geforscht. In der neuen Studie wurden fünf Border Collies aus verschiedenen Ländern auf ihre Merkfähigkeit getestet. Border Collies gelten als besonders lerneifrig und gelehrig. Alle Testhunde hatten bereits in früheren Studien mit ihrer außergewöhnlichen Lernfähigkeit überrascht.
Den Border Collies wurden in einer Woche elf bis zwölf neue Spielzeuge mit Namen vorgestellt, die sie sich dann merken sollten. Tests dazu wurden über soziale Medien übertragen und begeisterten international Hundeliebhaber. Die Forscherin Shany Dror von der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest ließ immer zwei Hunde zum Test antreten und streamte die Suchbefehle der Frauchen und Herrchen wie auch die Suche selbst live.
Spielzeuge zwei Jahre versteckt
Anschließend wurden die Hundebesitzer gebeten, diese Spielzeuge zwei Jahre vor den Hunden zu verstecken. Leider fanden nicht alle Besitzer die Spielzeuge danach wieder, weshalb nach zwei Jahren nur drei Hunde mit allen zwölf Spielzeugen getestet werden konnten, ein weiterer mit elf und einer nur mit fünf.
Beim Merkfähigkeitstest legten die Hundehalter schließlich einige dieser Spielzeuge, zusammen mit Objekten aus der ständig genutzten Sammlung ihres Hundes, in einen Raum. Dann setzten sie sich in ein angrenzendes Zimmer außer Sichtweite und forderten den Hund jeweils auf, eines der zwei Jahre weggeschlossenen Spielzeuge zu holen.
Gedächtnisspanne deutlich länger als angenommen
Für richtig erkannte Begriffe gab es Leckerlis und Lob. Von den fünf getesteten Hunden konnten immerhin noch vier etwa drei Viertel der zwei Jahre zuvor erlernten Namen den richtigen Gegenständen zuweisen. Bisher war bekannt, dass sich Hunde an Ereignisse mindestens 24 Stunden und an Gerüche bis zu ein Jahr lang erinnern können, so Claudia Fugazza, die Leiterin der Forschungsgruppe.
Bereits 2016 beobachtete Fugazza mit ihrem Team, dass einige Hunde möglicherweise ein episodisches Gedächtnis besitzen. Die Hunde wurden dabei darauf trainiert, menschliche Bewegungen auf Kommando zu imitieren. Anschließend wurde ihnen aber beigebracht sich hinzulegen, statt die Bewegung zu imitieren. Daraufhin wurde einigen Hunden eine Minute später und einigen Hunden eine Stunde später unerwartet der Befehl zur Imitation gegeben. Dabei waren sie nach beiden Intervallen in der Lage, sich an die gezeigten Handlungen zu erinnern.
Spieltrieb spielt offenbar eine Rolle
Mit der jüngsten Studie sei gezeigt worden, dass sich zumindest besonders talentierte Hunde Wörter mindestens zwei Jahre lang merken können, so Verhaltensforscherin Fugazza. Dabei spiele offenbar auch der Spieltrieb der einzelnen Hunde eine Rolle. Denn 74 Prozent der bisherigen Studienteilnehmenden haben angegeben, dass sie ihren Hunden zunächst nicht absichtlich beigebracht hätten, die Namen ihrer Spielzeuge zu lernen. Das sei im Spiel geschehen.
Die diesmal getesteten Hunde waren Border Collies. Diese Rasse gilt als besonders intelligent. Die Hunde brauchen viel Aktivität und lernen sehr schnell. Die ursprünglich aus Großbritannien stammenden Border Collies werden oft als Rettungs-, Hüte- und Katastrophenhund eingesetzt. Daher fordern diese Hunde viel Auslauf, Aufmerksamkeit und Aktivität und sind nur etwas für erfahrene Hundehalterinnen und Halter.
Hunde mit besonderen Fähigkeiten gesucht
Die jüngste Forschung ist Teil des Projekts “Genius Dog Challenge”, bei welchem besonders talentierte Hunde untersucht werden. Erst im Juli hatten die Verhaltensforscherinnen eine Studie veröffentlicht, die zeigte, dass Hunde menschlichen Schmerz erkennen können und mitleiden.
Das ungarische Forschungsteam sucht noch nach weiteren überdurchschnittlich begabten Hunden oder Hundegenies – egal welcher Rasse. Hundebesitzerinnen und Besitzer, die meinen, dass ihr Hund außergewöhnliche Fähigkeiten hat, sollen sich gerne melden und bei dem Projekt mitmachen. Das geht per Mail an info@geniusdogchallenge.com – oder via Facebook und Instagram.
Über das Thema berichtete Impuls- das Wissensmagazin am 1.9. 2024 ab 16:05 Uhr in SWR Kultur