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Venus Williams: Comeback im Tennis mit 45 Jahren – Sport | ABC-Z

Und da war sie, diese elegante Bewegung, Venus Williams hat nichts verlernt. Leicht ging sie auf die Zehenspitzen, schwang den linken Arm um den Körper und vollführte eine Pirouette, wie sie es oft getan hatte. Williams strahlte, winkte ins Publikum und genoss den Moment, der früher kein derart besonderer gewesen wäre. Solider Erstrundensieg, 6:3, 6:4 gegen Peyton Stearns, neun Asse gelangen ihr, eine Big Hitterin, wie sie im Tennis sagen. Sie haut eben drauf. Aber es ist ja nicht mehr früher.

Venus Williams gewann einst sieben Grand-Slam-Turniere und insgesamt 49 Einzeltitel, war die Nummer eins der Welt, und wichtiger: Wie ihre Schwester Serena, 43 und im Tennisruhestand, wurde sie zu Ikone ihres Sports, sie waren Symbolfiguren im Kampf für Frauenrechte und gegen Rassismus. Ihr gemeinsamer Aufstieg aus East Compton, einem von Gewalt geprägten Viertel in Los Angeles, wurde verfilmt. An diesem 22. Juli 2025 indes spielte das alles keine Rolle. 16 Monate nach ihrem letzten Match, im Alter von  45 Jahren, kehrte Venus Williams zu einer offiziellen Partie im Einzel auf den Platz zurück. Einfach nur als Tennisspielerin.

Bei den US Open will sie mit Reilly Opelka im  Mixed-Wettbewerb antreten

Vom WTA-Turnier in Washington erhielt sie, längst aus der Weltrangliste gerutscht, eine Wildcard. Und als sie das Kunststück vollbracht und mit Stearns die Nummer 35 der Weltrangliste besiegt hatte, sprach sie über das Glücksgefühl, das ihr widerfuhr. „Es geht nur darum, zu gewinnen. Deshalb ist es das beste Ergebnis, ein gutes Spiel zu spielen und zu gewinnen. Ich bin hier mit meinen Freunden, meiner Familie, den Menschen, die ich liebe, und auch mit den Fans, die ich liebe und die mich lieben. Es war einfach ein wunderschöner Abend.“ Ihre nächste Gegnerin ist die Polin Magdalena Frech, Nummer 24 im WTA-Ranking.

Schlägt immer noch hart: Venus Williams. (Foto: Scott Taetsch/Getty Images via AFP)

Auch im größeren Kontext betrachtet, war ihr Erfolg bemerkenswert. Williams ist nun die älteste Gewinnerin eines WTA-Matches seit Martina Navratilova, die 2004 im Alter von 47 Jahren gegen Catalina Castano in Wimbledon siegte. Dass Venus Williams überhaupt noch spielt, grenzt an ein Wunder. 2011 wurde bei ihr das Sjögren-Syndrom, eine Autoimmunerkrankung, diagnostiziert. Im vergangenen Jahr musste sie eine Gebärmutter-Operation verkraften. Als sie vor dem Turnierstart in Washington gefragt wurde, warum sie sich das alles noch antue, erwiderte sich lächelnd nur: „Warum nicht?“ Larmoyanz war nie ihre Art.

Williams, abseits des Tennis in der Modewelt unterwegs, wollte daher auch nicht über ihre weiteren Pläne reden, sie denke nur an die Gegenwart, sie lasse am liebsten „ihre Karten verdeckt“. Bekannt ist, dass sie bei den US Open mit Reilly Opelka im neuen, vorgeschalteten Mixed-Wettbewerb antritt. Im Washington gewann sie am Tag vor ihrem Einzel auch im Doppel mit der 22 Jahre jüngeren Hailey Baptiste. Was aber treibt sie noch an?

Da holte Williams doch kurz aus: „Ich denke, es ist einfach der pure Spaß am Spiel, der Spaß an der Herausforderung, das Überwinden – beim Spielen meistert man so viele Herausforderungen: die Gegner, die Bedingungen, oft muss man sich selbst überwinden. Das ist sehr spannend.“ Ihren Humor hat sie immer noch, selbstironisch machte sie sich über ihr Alter und ihre Leiden lustig. „Ich musste einfach für die Versicherung zurückkommen. Ich muss meine Zusatzleistungen wiederbekommen, deshalb habe ich mit dem Training angefangen“, sagte Venus Williams und gestand: „Ich bin immer beim Arzt, deshalb brauche ich diese Versicherung.“

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