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Air France-KLM übernimmt Mehrheit an SAS – Wirtschaft | ABC-Z

Der französisch-holländische Airline-Konzern Air France-KLM will die Mehrheit an seinem skandinavischen Partner SAS übernehmen. Air France-KLM kündigte am Freitag an, die Anteile zweier Finanzinvestoren zu kaufen. SAS würde dann eine Tochtergesellschaft der Gruppe werden und könnte deutlich mehr als jetzt von Synergien profitieren.

SAS ist eine der ältesten Fluggesellschaften der Welt und war über Jahrzehnte im staatlichen Besitz Norwegens, Schwedens und Dänemarks. Die Fluggesellschaft befand sich aber, unter anderem auch wegen hoher Kosten und später wegen des Aufkommens von Billigairlines, in der Dauerkrise. Nach der Corona-Pandemie wurde die Lage noch aussichtsloser: 2022 beantragte sie Insolvenz, Anfang 2024 stieg Air France-KLM nach Abschluss der Sanierung mit zunächst knapp 20 Prozent ein. Es war aber von vorneherein klar, dass dies nur der erste Schritt sein würde. Der Einstieg bringe „nicht nur Stabilität, sondern auch eine tiefere Integration und die volle Unterstützung einer der führenden Airline-Gruppen der Welt“, so SAS-Chef Anko van der Werff.

SAS war mal ein enger Partner von Lufthansa

Die skandinavische Airline war 1997 auch Mitgründerin der Star Alliance und über Jahrzehnte ein Partner der Lufthansa. Der deutsche Konzern wollte aber SAS vor allem wegen der starken Gewerkschaften und der hohen Personalkosten nicht übernehmen. SAS wurde auch innerhalb der Star Alliance zunehmend marginalisiert. Lufthansa investierte zuletzt lieber in die neue italienische Fluglinie ITA Airways (früher Alitalia). SAS orientierte sich um und fand den Lufthansa-Konkurrenten Air France-KLM als neuen Eigentümer, außerdem die Finanzinvestoren Castlelake und Lind Invest dabei.

Der Schritt von Air France-KLM verstärkt die Konsolidierung der europäischen Industrie. Zu der Gruppe gehört neben den beiden namensgebenden Airlines auch die Billigfluglinie Transavia und Virgin Atlantic sowie nun bald SAS. Virgin Atlantic ist Teil eines Joint Ventures für die Nordatlantikstrecken, zu dem auch Delta Air Lines gehört. Lufthansa hat im Laufe der Zeit Austrian, Swiss, Brussels Airlines und ITA Airways übernommen. Zur International Airlines Group (IAG) gehören British Airways, Iberia und Vueling. Zum Verkauf stehen derzeit unter anderem Air Europa (Spanien), TAP Air Portugal und Air Baltic, an der die Lufthansa einen Anteil von zehn Prozent kaufen will.

Die Wende bei SAS begann 2021, als der damals neue Konzernchef van der Werff sein Amt antrat. Der Niederländer, einst Regionalchef von Air France-KLM in Skandinavien, war von 2019 bis 2021 Chef der kolumbianischen Fluglinie Avianca, mit der er ebenfalls ein Insolvenzverfahren nach amerikanischem Recht (Chapter 11) durchzog und das Unternehmen dadurch sanierte. Bei SAS gelang es van der Werff, die Kosten deutlich zu reduzieren.

Van der Werff will Kopenhagen zu einem deutlich größeren Drehkreuz ausbauen. Erst vor wenigen Tagen hatte die Airline 45 neue Flugzeuge des brasilianischen Herstellers Embraer bestellt, auch auf der Langstrecke will SAS als Mitglied der Sky Team-Allianz expandieren.

Die Wettbewerbsbehörden müssen den mehrheitlichen Einstieg von Air France-KLM noch genehmigen, die Unternehmen rechnen mit einem Abschluss in der zweiten Jahreshälfte 2026. Nach Air France-KLM wäre dann das Land Dänemark mit 26 Prozent zweitwichtigster Anteilseigner an SAS. Air France-KLM plant, die Mehrheit der Sitze im Aufsichtsrat zu übernehmen. Der Kaufpreis soll zum Zeitpunkt der Übernahme festgelegt werden und richtet sich unter anderem nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von SAS.

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