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Utting: Erster Gottesdienst in der Christuskirche – Starnberg | ABC-Z

Zuletzt ging es auf der Uttinger Kirchen-Baustelle dank der dicken Massivholzwände, die schon vorgefertigt angeliefert wurden, recht zügig voran. Der Rohbau der neuen Christuskirche nebst Gemeindesaal steht und lässt erahnen, wie der Ersatzbau für die im August 2021 bei einem Großfeuer vollständig ausgebrannte Kirche aussehen wird. Das Uttinger Pfarrer-Ehepaar Alexandra und Jochen Eberhardt ist seit geraumer Zeit mit Planen, Abstimmen und Spendensammeln beschäftigt. „Nun ist unsere Nebenaufgabe absehbar“, sagt die Pfarrerin, die hofft, im nächsten Jahr Weihnachten bereits in der neuen Kirche feiern zu können. Ein großer Wunsch hat sich bereits erfüllt: Am zweiten Adventssonntag – zwei Tage nach dem Richtfest und etwa vier Monate nach der Grundsteinlegung – feierte die evangelische Gemeinde den ersten Gottesdienst im Rohbau mit knapp 300 Gästen.

Die Idee dazu hatte Alexandra Eberhardt. Sie suchte nach einem guten Ort, an dem der neue Kirchenvorstand, der sechs Jahre im Amt sein wird, eingeführt und die ausscheidenden Vorstände verabschiedet werden. Nach mehr als drei Jahren ohne eigene Kirche ist Eberhardt das Improvisieren gewohnt. Dabei hat sie die Wetterprognosen ständig im Blick. Viele Gottesdienste finden draußen auf der Kirchenwiese statt, als Ausweichquartier dient das katholische Pfarrheim in Utting. Als die Bauleitung nun ihr Einverständnis gab, stand dem Baustellen-Gottesdienst, zu dem auch Regionalbischof Thomas Prieto Peral kam, nichts mehr im Wege. Für Jochen Eberhardt war es allein schon ein besonderes Erlebnis, wieder am Turm zu stehen und alle mit Handschlag zu begrüßen, so wie früher bei den Gottesdiensten. „Die Anteilnahme ist groß“, sagt er.

Der Pfarrer freut sich darüber, dass Ideen aus der Planung von Architekt Mauritz Lüps in der Praxis umgesetzt werden konnten. So kann bei großen Gottesdiensten der Altar nun an die Ostseite rücken. Durch die neue Konstruktion gibt es keine Pfeiler mehr, die die Sicht stören. „Wir sind jetzt nah bei den Menschen“, sagt der Pfarrer. Bei kleineren Gottesdiensten wird die Schiebetür zum Gemeindesaal geschlossen, und der Altar wandert an die Nordseite. Schon jetzt, obwohl Türen und Fenster noch fehlen, habe der Raum eine tolle Akustik, berichtet die Pfarrerin. Bei all den Neuerungen, zum Beispiel ist der Gemeindesaal jetzt höher und der Kirchenraum mit 115 Quadratmetern etwas größer, ist für Jochen Eberhardt „noch viel Erinnerung an die alte Kirche“ vorhanden. Diese entstand aus einem 1927 mit einfachen Mitteln gebauten Betsaal. Längst hat sich das Pfarrer-Ehepaar, das gegenüber der Baustelle wohnt, daran gewöhnt, dass Autofahrer einen kurzen Stopp einlegen, um einen Blick auf die Baufortschritte zu erhaschen.

Jetzt im Rohbau ragen noch die Kabel aus der Decke. Vieles kann man auch noch nicht sehen, die Orgel zum Beispiel wird erst zum Schluss eingebaut. Über den Schreibtisch von Pfarrer Eberhardt läuft viel Planungsarbeit, und inzwischen hat er sich in seine Rolle als Bauherr eingearbeitet. „Wir haben auch das Ohr an der Gemeinde“, ergänzt seine Frau. Sie erlebe „ein großes Miteinander“, sagt die Pfarrerin. Auch die Kirchengemeinde helfe tatkräftig mit.

Der Regionalbischof des Kirchenkreises München und Oberbayern, Thomas Prieto Peral, feierte mit etwa 300 Besuchern einen Gottesdienst im Rohbau. (Foto: Arlet Ulfers)
Alexandra Eberhardt, Dirk Wnendt und Jochen Eberhardt (von links) hoffen, dass die Kirche bis Ende 2025 komplett fertig ist. (Foto: Arlet Ulfers)

Pfarrer-Kollege Dirk Wendt hat zwei Projektgruppen organisiert. Die eine kümmert sich um Brotzeit für die Arbeitenden auf der Baustelle, und die andere kümmert sich um das Material für die neue Fassade. Fünfeinhalb Kilometer halbrunde Fichtenstämme werden für diese gebraucht, damit die neue Kirche der in Holzknüppelbauweise errichteten alten Kirche ähnlich sein wird. 40 Freiwillige sind in der Gruppe, die bei gemeinsamen Aktionen schon Fichten gefällt, zugeschnitten und entrindet haben. Da die Truppe so versiert beim Schepsen sei, werde nun die komplette Menge von Hand erledigt, berichtet Jochen Eberhardt. Dazu wird es Abendaktionen bei der Firma Loy Holzbau GmbH in Eresing geben, die Holzbau, Dach und Fassade verantworten. Wie viel im Winter auf der Baustelle gearbeitet werden kann, hängt stark von der Witterung ab. Im Januar werden die drei neuen Glocken, versehen mit eigens ausgewählten Bibelsprüchen, gegossen. Mitgeliefert wird auch der Glockenstuhl aus Eichenholz. 

Dass das Glockengeläut und die neue Kirche sehnsüchtig erwartet werden, erfahren die Eberhardts immer wieder. Da werde mit Taufen und Hochzeiten gewartet. und bei Älteren sei der Wunsch da, mindestens noch so lange zu leben, bis die neue Kirche fertig ist. Zu den Nebenaufgaben des Pfarrer-Ehepaares gehört auch das Einwerben von Spenden. Die kalkulierte Bausumme von 2,65 Millionen Euro für die Kirche werde bislang eingehalten, sagt Jochen Eberhardt. Rund 800 000 Euro an Spenden müssen nach heutigem Stand aufgebracht werden, und davon sind 700 000 Euro bereits zusammengekommen. Darüber freuen sie sich sehr, wissen aber auch, dass bald ein zweiter Schritt mit Inneneinrichtung und Außenanlagen ansteht.

Eigentlich würde Pfarrerin Eberhardt gerne schon die Einweihung planen, aber das ist noch nicht absehbar. Angekündigt hat sich dazu aber schon Landesbischof Christian Koop, der in seiner Zeit als Regionalbischof die Spendenaktion in ganz Oberbayern „Wir sind Utting“ initiiert hatte. Eines war für die Pfarrerin aber immer klar, dass die Kirche, der Mittelpunkt der evangelischen Gemeinde am Ammersee-Westufer, wieder aufgebaut werden wird.

Weitere Informationen und Baustellenwebcam: https://www.evangelisch-am-ammersee.de/auf-dem-weg-zur-neuen-kirche

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