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Usyk schlägt Fury: „Einer der sehenswertesten Revanchekämpfe in der Geschichte des Boxsports“ | ABC-Z

Wie schon im ersten Kräftemessen liefern sich Oleksandr Usyk und Tyson Fury in Saudi-Arabien einen harten Box-Fight im Schwergewicht über zwölf Runden. Am Ende jubelt wieder einmal der Favorit aus der Ukraine. Fury aber mag sich mit dem Urteil der Ringrichter nicht abfinden.

Oleksandr Usyk bleibt das Maß aller Dinge im Schwergewichtsboxen. Der 37 Jahre alte Ukrainer gewann auch den Rückkampf gegen den Briten Tyson Fury einstimmig nach Punkten und verteidigte seine WM-Titel der Verbände WBC, WBA und WBO erfolgreich. Er ist der Superstar des Schwergewichts.

Der in nun 23 Profikämpfen unbesiegte Usyk konnte sich in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad einmal mehr auf seine boxerische Klasse und körperliche Fitness verlassen. Der mit einem Vollbart boxende Fury erwies sich jedoch als zäher Herausforderer, der zwischenzeitlich auch einige Treffer beim Favoriten setzen konnte.

Der 36 Jahre alte Fury hatte stark begonnen, konnte einige Körpertreffer landen. Die 5. Runde war seine wohl Beste im Duell gegen Usyk. In der landete er einen starken Aufwärtshaken. Zu diesem Zeitpunkt lag Fury auf den Zetteln aller drei Punktrichter in Führung.

KI-Roboter wertet Kampf sogar 118:112 für Usyk

Aber direkt in der Runde danach schien es so, als würde Usyk seinen Gegner mit einer harten Linken kurz zum Wackeln bringen. Danach übernahm der Titelverteidiger den Kampf immer mehr. Mit seinen schnellen Bewegungen kam Fury nicht so recht klar. Auch zum Schluss konnte Usyk das Tempo hochhalten, ließ so Fury in den Runden 11 und 12 bei den Punktrichtern hinter sich.

Usyk landete insgesamt 179 Treffer. 42 Prozent seiner Schläge trafen ihr Ziel. Bei Fury waren es bei über 500 Schlägen nur 144 Treffer und damit 28 Prozent. Das große Fury-Manko: der 2,06 Meter große Hüne nutzte seinen Größenvorteil (15 Zentimeter) nicht genug, schaffte es viel zu selten, den Jab zu etablieren. Randnotiz: Der von den Saudis erstmals eingesetzte KI-Roboter wertete den Kampf sogar 118:112 für Usyk.

Sieben Monate nach dem gewonnenen ersten Duell sorgte Usyk damit auch für Furys zweite Niederlage im 37. Karriere-Kampf. Unter den Zuschauern waren auch die früheren Box-Stars Wladimir Klitschko und Lennox Lewis.

Nach dem Sieg kamen aus der Heimat des Ukrainers die ersten Glückwünsche. „Sieg! So wichtig und so nötig für uns alle jetzt“, schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj bei Telegram. Mit der Verteidigung des WM-Gürtels habe Usyk demonstriert, dass die Ukrainer nicht aufgäben, was ihnen gehöre, führte der Präsident in seinem Glückwunschschreiben aus.

Auch Vitali Klitschko, der einst wie Usyk Schwergewichts-Champion war, gratulierte seinem Landsmann zu dem „würdigen und glänzenden Sieg“. Die Auseinandersetzung sei einer der sehenswertesten Revanchekämpfe in der Geschichte des Boxsports gewesen, urteilte der inzwischen als Kiewer Bürgermeister fungierende Ex-Weltmeister. „Der Sieg heute ist nicht nur deiner persönlich – es ist ein Sieg für die Ukraine“, schrieb er. Die Ukraine wehrt seit knapp drei Jahren eine russische Invasion ab.

Im Mai hatte sich Usyk nach dem Sieg gegen Fury zum ersten Mal seit Lennox Lewis vor mehr als 25 Jahren zum sogenannten „Undisputed Champion“ gekrönt – er sicherte sich alle WM-Titel der bedeutenden Weltverbände. Weil er seinen Titel aber nicht verteidigte, wurde der IBF-Gürtel inzwischen dem Briten Daniel Dubois zugesprochen.

Furys Promoter zeigte sich verwundert über Kampfurteil

Fury verschwand nur wenige Augenblicke nach dem Urteil frustriert aus dem Ring, war zügig weg. In den Katakomben brüllte er dann: „Ich schwöre bei Gott, dass ich den Kampf mit mindestens drei Runden Vorsprung gewonnen habe.“

Usyk erklärte im Ring nach dem Kampf: „Ich bin so glücklich. Es ist einfach ein toller Tag. Ich kann noch mehr!“ Danach forderte er IBF-Champion Dubois heraus. Zunächst wolle er aber erst einmal eine Pause einlegen. Zu seinem englischen Kontrahenten sagte Usyk: „Er ist so ein toller Kämpfer, ein toller Gegner. Es waren unglaubliche 24 Runden. Danke dir!“ Noch im Ring kam es dann zu einer rührenden Szene. Etwa 20 Minuten nach Ende des Kampfes umarmten sich Usyk und Wladimir Klitschko. Die beiden Landsmänner herzten sich innig.

Fury-Promoter Frank Warren war hingegen verwundert. „Wie kommt es“, fragte er, „dass Tyson nur vier Runden in diesem Kampf bekommen hat? Das ist unmöglich. Er ist sehr enttäuscht, und ich bin es auch.“

Dafür aber wurde Fury zumindest fürstlich entlohnt. Beide Boxer wurden mit einer hohen Millionen-Gage für den Rückkampf bezahlt – und geködert. Für den Mega-Kampf bei den Saudis soll Gewinner Usyk nach Informationen der „Bild“ 125 Millionen Euro kassiert haben, Fury soll demnach 57 Millionen Euro bekommen haben.

Neben den Kampfbörsen begleiteten das Duell auch Misstöne um den Austragungsort. Saudi-Arabien, das wegen seiner Menschenrechtslage kritisiert wird, versucht durch große Sportveranstaltungen sein Image zu verbessern. In der Boxszene wird das jedoch weniger kritisch gesehen.

pk

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