Gesundheit

USA wollen Kinder nicht mehr nach Geburt gegen Hepatitis B impfen |ABC-Z

In den Vereinigten Staaten sollen Kinder nicht länger unmittelbar nach der Geburt gegen Hepatitis B geimpft werden. Nach heftigen Auseinandersetzungen stimmte der Beratende Ausschuss für Immunisierungspraktiken (ACIP) der obersten Gesundheitsbehörde des Landes (CDC) gegen eine routinemäßige erste Impfdosis innerhalb der ersten 24 Stunden. Anstelle der seit mehr als 30 Jahren anerkannten Empfehlung sprach sich die Organisation jetzt für eine erste Dosis für Säuglinge im Alter von zwei Monaten aus, falls die Mutter das Hepatitis-B-Virus, das zu schweren Lebererkrankungen führen kann, nicht in sich trägt.

Kritiker der neuen Impfempfehlung wie der Mediziner und republikanische Senator Bill Cassidy warnten derweil vor einem drastischen Anstieg von Infektionen mit dem Hepatitis-B-Virus. „Vor der Einführung der ersten Impfdosis bei der Geburt infizierten sich jedes Jahr etwa 20.000 Neugeborene. Heute sind es weniger als 20“, schrieb Cassidy am vergangenen Wochenende bei X, ehemals Twitter. „Die in der Empfehlung avisierte Abschaffung wird die Zahlen wieder in die Höhe treiben. Amerika wird kranker.“ Auf seiner Plattform Truth Social hatte Präsident Donald Trump die Empfehlung des Ausschusses zuvor als „sehr gute Entscheidung“ gelobt.

Mit Äußerungen zum größten Masernausbruch verstört

Die Beratungen des Ausschusses für Immunisierungspraktiken hatten schon vor dem Treffen in der vergangenen Woche Debatten ausgelöst, nachdem der amerikanische Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. im September verschiedene neue Mitglieder in den Ausschuss berufen hatte, die wie ihr Chef als Impfskeptiker gelten. Einige Wochen zuvor hatte der 71 Jahre alte Kennedy Jr., den der Senat im vergangenen Februar zum Gesundheitsminister der Regierung Trump wählte, alle 17 bisherigen Mitglieder von ACIP entlassen, um „das öffentliche Vertrauen in die Impfwissenschaft zu stärken“. Schon im Frühjahr hatte der Jurist amerikanische Wissenschaftler und Ärzte mit Äußerungen zu dem größten Masernausbruch der vergangenen Jahrzehnte verstört. Kennedy Jr. nannte den Ausbruch damals „nicht ungewöhnlich“ und verwies auf frühere Wellen der hoch ansteckenden, unter Umständen tödlichen Infektionskrankheit. Die in Amerika bei der Einschulung verlangte Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) beschrieb er auf der Website des Gesundheitsministeriums später als persönliche Entscheidung.

Vor drei Wochen sorgte der Sohn des im Jahr 1968 ermordeten Justizministers Robert F. Kennedy abermals für Empörung. Im Widerspruch zur medizinischen Forschung stellte er die Sicherheit von Impfungen infrage. „Die Behauptung ,Impfungen führen nicht zu Autismus‘ wird nicht durch Beweise gestützt, da wissenschaftliche Studien die Möglichkeit nicht ausschließen konnten, dass Impfungen im Kindesalter Autismus verursachen“, hieß es unerwartet auf der Website der CDC. Wie Kennedy Jr. der „New York Times“ später sagte, ging die Formulierung auf ihn zurück. Er habe „Lügen“ entkräften wollen. Die Gesundheitsbehörde des Bezirks Los Angeles, die größte ihrer Art in den Vereinigten Staaten, widersprach und verwies auf einige Dutzend Untersuchungen durch renommierte Forscher sowie das Kalifornische Ministerium für Öffentliche Gesundheit, die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen (WHO) und die American Academy of Pediatrics.

Die vor fast 100 Jahren gegründete Akademie, die mehr als 65.000 Kinderärzte zu ihren Mitgliedern zählt, sprach sich jetzt auch gegen die durch ACIP empfohlene Aufhebung der routinemäßigen Hepatitis-B-Impfung bei der Geburt aus. „Die Immunisierung von Neugeborenen ist entscheidend für eine Verringerung der Gefahr, im späteren Leben chronisch an Hepatitis B zu erkranken“, teilte die Organisation mit. Die „birth dose“ als Teil einer Impfserie bei Kindern habe in den vergangenen Jahrzehnten geholfen, Lebererkrankungen in den Vereinigten Staaten zu verhindern. „Die Impfung bei der Geburt zu streichen, könnte den Fortschritt wieder zunichtemachen“, mahnt die American Academy of Pediatrics.

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