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USA und China: Der Showdown der Supermächte naht | ABC-Z

Seltene Erden, Halbleiter und Zölle – im Handelskrieg zwischen den USA und China haben beide Seiten mächtige Trümpfe in der Hand. Donnerstag kommt es in Südkorea zum Showdown: US-Präsident Donald Trump trifft sich mit Chinas Präsident Xi Jinping. Und die Welt fragt sich: Wer hat das bessere Blatt?

Zuletzt wirkte es, als könne China die Bedingungen diktieren. Das Land verfügt über jene kritischen Rohstoffe, die die technologische Zukunft bestimmen. Doch so einfach ist es nicht. „Sie brauchen einander. Das wird ihnen mit jeder Verhandlung klarer“, sagt Marc Gustafson, Analyse-Chef des Beratungsunternehmens Eurasia Group und Leiter des „Situation Room“ im Weißen Haus unter Präsident Joe Biden. Dafür sprechen die Äußerungen nach den Vorverhandlungen in Malaysia: Beide Seiten machten Hoffnung, dass sich Trump und Xi einigen.

Chinas wichtigster Trumpf sind die Seltenen Erden, die für praktisch alle technischen Produkte benötigt werden. China hat im Frühjahr Exportkontrollen eingeführt und diese kürzlich stark ausgeweitet. Rüstungskonzerne sollen gar nicht mehr beliefert werden, und China will auch kontrollieren, wenn Produkte, die chinesische Seltene Erden enthalten, etwa von Frankreich nach Deutschland verschickt werden. Auch die Ausfuhr von Technologie zur Verarbeitung Seltener Erden unterbindet China, damit das Ausland nicht so schnell aufholen kann.

Seltene Erden machen den Unterschied

70 Prozent der US-Importe Seltener Erden kommen aus China, heißt es von der US Geological Survey, einer US-Behörde. Bei Yttrium, das in Sensoren, Lasern und etwa in der Beschichtung von Flugzeugturbinen eingesetzt wird, sind es sogar 93 Prozent. Ersatzstoffe seien „viel weniger effektiv“, und in der Elektronik und für Laser gebe es gar keinen „direkten Ersatz“. Die Hinweise mehrten sich, dass die USA komplett unterschätzt haben, wie abhängig sie sind, sagt Sicherheitsexperte Gustafson. Man habe geglaubt, kritische Mineralien anderswo beschaffen zu können. Wenig beachtet wurde, dass China ein Monopol für die Weiterverarbeitung hat.

Noch weniger bewusst waren die militärischen Folgen, sollte China mit einem Exportbann Ernst machen. Das lernte die Trump-Regierung erst bei Regierungsbriefings. Die Lage wurde umso brisanter, weil sich die Vorräte im Zuge der Unterstützung für Israel und die Ukraine leerten. Chinas Exportkontrollen vom Oktober zeigen, dass Peking die Anfälligkeit des US-Militärs kennt, sagen Fachleute. Deshalb kämpft Washington darum, Seltene Erden für ein bis zwei Jahre weiter zu erhalten. Die Rohstoffe sind derzeit auch Trumps wichtigstes Thema in Gesprächen mit Partnern in Asien.

Amerikas wichtigster Hebel bleiben die Zölle. China hat dieses Jahr bis Ende Juli Güter im Wert von 194 Milliarden Dollar in die USA geliefert. Das waren laut US Census rund 19 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Trotzdem bleiben die USA das wichtigste Käuferland und nehmen 11,4 Prozent (Chinas Zollamt) bis rund 15 Prozent (US Census) der Ausfuhren Chinas ab. Deshalb reagiert Peking auf Trumps Zolldrohungen, Amerikas Verbraucher werden gebraucht. Versuche, andere Absatzmärkte zu entwickeln, waren zuletzt erfolgreich, stoßen aber an Grenzen. China produziert viel mehr, als es selbst verbraucht.

Die USA sind mit Zöllen auf Chinas Importe nicht allein

Der Handelsüberschuss in der verarbeitenden Industrie beläuft sich auf rund zwei Billionen US-Dollar; davon entfallen etwa 1,4 Billionen auf Güter mit niedrigen Qualifikationsanforderungen. Das hat Konsequenzen für Industrieländer und noch stärker für Länder in der Entwicklung. Die Exportstärke beruhe weniger auf hoher Produktivität und Automatisierung und mehr auf Verzerrungen: Industriesubventionen, unterbewertete Wechselkurse und Überkapazitäten verschöben die Bedingungen zu Chinas Gunsten, schreibt Arvind Subramanian, ehemaliger Chef-Wirtschaftsberater der indischen Regierung.

Chinas Dominanz sei nicht nur Ausdruck von Effizienz, sondern Folge politischer Entscheidungen, die ärmere Länder daran hindern, die Entwicklungsleiter zu erklimmen. Diese könnten ihre Geduld mit China verlieren. Unruhen in Indonesien weisen in diese Richtung. Tatsächlich sind die USA mit Zöllen auf Chinas Importe nicht allein. Länder wie Brasilien, die Türkei, Südafrika, Chile und Indien wehrten sich ebenso, erinnert Nicholas Burns, bis Anfang des Jahres US-Botschafter in China. Dennoch suchen viele der Länder gerade die politische Nähe zu China.

Amerikas zweiter Hebel sind Exportkontrollen für technische Erzeugnisse, die China noch nicht in gewünschter Qualität und Menge herstellen kann. Motoren für Flugzeuge fielen im Sommer unter einen Exportbann – zum Verdruss der Chinesen, die ihren Flugzeugproduzenten Comac neben Airbus und Boeing positionieren wollen. Allerdings können solche Beschränkungen zum Bumerang werden. Washington schnitt China jahrelang von Halbleitern des US-Konzerns Nvidia ab. Inzwischen haben Chinas Unternehmen mit staatlicher Hilfe Lösungen gefunden. Stattdessen verbannt China jetzt Nvidia-Chips, um die eigene Industrie zu stützen.

Schon Huawei galt als gefährlich

Die erste Trump-Regierung versuchte, den Konzern Huawei aus dem Weltmarkt zu drängen. Dass ein chinesischer Ausrüster die Kommunikationsinfrastruktur vieler Länder stellte, galt als gefährlich. Huawei blieb 2024 aber mit 34 Prozent Weltmarktanteil größter Telekom-Ausrüster, zeigt eine Untersuchung der Technologie-Denkfabrik ITIF. Der Konzern baute seinen Anteil sogar aus und behauptet, ein von US-Technologie unabhängiges Ökosystem geschaffen zu haben. Die Exportkontrollen schädigten demnach US-Techfirmen, die rund 33 Milliarden Dollar Umsatz verloren.

Für großen Unmut in Peking sorgte Washington kürzlich mit einer Ausweitung von Sanktionen. Demnach fallen nun auch Tochterunternehmen sanktionierter chinesischer Konzerne unter die Sanktionen. China habe das als „scharfe Eskalation“ gesehen, denn es hindere viele chinesische Firmen daran, global aktiv zu sein, schreibt das Pekinger Analysehaus Hutong Research. Deshalb habe Peking mit neuen Exportkontrollen reagiert. Die Wirren um den niederländischen Chiphersteller Nexperia, der Chinesen gehört, wurden auch durch diese US-Maßnahme ausgelöst.

Andere Konfliktfelder spielten zuletzt eine geringere Rolle. So ist offen, ob und wie die USA die Macht des Dollars ausspielen können. Im April, als sich beide Seiten mit rekordhohen Zöllen überzogen, gab es Sorgen um die Stabilität der US-Staatsanleihen. Manche befürchten, dass Trump Zugeständnisse im Umgang mit Taiwan machen könnte.

Doch worauf könnten sich beide Seiten einigen? Wahrscheinlich sei, dass China die verschärften Exportkontrollen um ein Jahr verschiebe, schreibt Hutong Research. Im Gegenzug könnte Washington die Ausweitung der Sanktionen pausieren. Weitere Baustellen bleiben die Hafengebühren, die beide Seiten seit einigen Wochen erheben, der Tiktok-Verkauf und die Sojabohnen, die China zum Unmut vieler Bauern nicht mehr in den USA kauft. Aber im Verlauf des Handelskrieges hat die Welt gelernt, dass beide Seiten für Überraschungen gut sind.

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