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USA: Trump verlangt 100.000 Dollar für Arbeitsvisa | ABC-Z

Präsident Donald Trump will für jeden Visa-Antrag der H-1B-Kategorie 100.000 Dollar kassieren und damit die Anreize für amerikanische Unternehmen erhöhen, Spezialisten aus dem Ausland durch heimische Arbeitskräfte zu ersetzen.

Eine entsprechende Weisung unterzeichnete Trump am Freitag und setzt damit das Bestreben seiner Regierung fort, das Einwanderungssystem des Landes tiefgreifend zu verändern.

Die Ankündigung hat Schockwellen unter Technologiekonzernen, Forschungseinrichtungen und in Indien ausgelöst. Microsoft hat in einer Mail an alle Mitarbeiter die H-1B-Visum­inhaber aufgefordert, auf absehbare Zeit in den USA zu bleiben oder aber schon an diesem Sonntag in die USA zurückzukehren, bevor die neue Regel in Kraft tritt. Sofort zurückkehren sollen auch ihre Ehepartner.

Goldene Visa für eine Million Dollar

In derselben Unterzeichnungszeremonie am Freitagabend im Oval Office setzte der Präsident auch seine Unterschrift unter ein Dekret für die Erteilung sogenannter goldener Visa: Ausländer können sich damit das Aufenthaltsrecht inklusive Arbeitserlaubnis für eine Million Dollar kaufen.

Die H-1B-Visa verteuern sich damit für die Firmen dramatisch. Die Visa-Kategorie half Arbeitgebern in den USA bisher, Ingenieure, Computerspezialisten, Forscher und Ärzte anzuheuern. Spezialisten aus Indien waren bisher die mit Abstand größte Gruppe, die in den Genuss der Visa kam. Sie erhielten in den vergangenen Jahren mehr als 70 Prozent der Arbeitserlaubnisse, Fachleute aus China erhielten 12 Prozent, kein anderes Land steuerte mehr als zwei Prozent der Spezialisten bei.

Nach Darstellung der Trump-Regierung wird die Visa-Kategorie in großem Ausmaß missbraucht. Die Unternehmen würden mit ihrer Einstellungspolitik Amerikanern die Chancen rauben. Mit der Reform des Programms werde der Missbrauch beendet und sichergestellt, dass nur noch „Topleute“ ein Visum bekämen, so Handelsminister Howard Lutnick. Das Arbeitsministerium kündigte unterdessen das „Project Firewall“ an, unter dem Ermittlungsverfahren gegen Unternehmen eingeleitet werden, die im Verdacht stehen, das Programm zu missbrauchen.

Unternehmen werden auch von linken Instituten wie dem Economic Policy Institute verdächtigt, H-1B-Arbeitskräfte im Vergleich zu US-Arbeitskräften in ähnlichen Berufen derselben Region legal zu unterbezahlen. Eine Analyse des Arbeitsministeriums zeigte aber, dass die H-1B-Visa in der Regel mehr als den Durchschnittslohn zahlen.

Die vom Weißen Haus als Begründung der Maßnahme angeführte Verdrängung amerikanischer Spezialisten findet keine Bestätigung in den Arbeitsmarktdaten, die eine Beschäftigungsquote von 96 Prozent bei einer Arbeitslosenquote von 3 Prozent ausweisen. Darauf weist der Immigrationsexperte des Cato Institute, David Bier, hin.

Amazon, Tesla, Google, Meta, Tata, Infosys und andere Technologiekonzerne haben die meisten H-1B-Beschäftigten. Mehrere Vorstandsvorsitzende von Technologieunternehmen, darunter der ehemalige Trump-Vertraute Elon Musk, hatten vergeblich dafür geworben, die Spezialisten-Visa nicht anzurühren. Microsoft-Chef Satya Nadella und Google-Chef Sundar Pichai hatten selbst ein H-1B-Visum, das ihnen die Tür zu einer Karriere in den USA öffnete. Lutnick behauptet, die Tech-Konzerne seien mit der Neuregelung einverstanden.

Die Vergabepraxis sieht so aus: Jedes Jahr im Frühjahr veranstalten die USA eine Lotterie für 65.000 Plätze, dazu 20.000 weitere für Masterstudiengänge. Gewöhnlich bewerben sich grob 400.000 Personen für die Plätze. Universitäten und Forschungseinrichtungen sind von dieser Begrenzung ausgenommen. Sie können ständig die Beschäftigung von ausländischen Forschern sponsern. Die Visa sind auf drei Jahre befristet und können um drei Jahre verlängert werden.

Das Visum eröffnet den Inhabern unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit, eine Greencard und auf dieser Basis in einigen Jahren die Einbürgerung zu beantragen. Bei der Abarbeitung von Greencard-Anträgen hat sich ein gewaltiger Rückstau gebildet.

Dies erklärt, warum aktuell zwischen 700.000 und 1,1 Millionen H-1B-Visum­inhaber in den USA leben. Sie dürfen bleiben, solange ihr Greencard-Antrag noch in Bearbeitung ist. Einige sind deshalb schon mehr als zehn Jahre im Land.

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