USA: Forschungsbehörde NSF streicht laufende Projekte – Wissen | ABC-Z

Die National Science Foundation (NSF) der USA ist eine der größten Finanziererinnen von Grundlagenforschung in der Welt, neun Milliarden US-Dollar betrug ihr Budget 2024. Das Geld floss unter anderem in Projekte zu Quantencomputern, Astronomie, Mikrobiologie und Bildungsforschung.
Am vergangenen Freitag hat die NSF bekanntgegeben, laufende Forschungsfinanzierungen zu stoppen, deren Anträge Wörter enthalten, die auf sogenannte DEI-Maßnahmen hinweisen. DEI steht für Diversity, Equity und Inclusion. US-Präsident Donald Trump hatte am Tag seiner Amtseinsetzung ein Gesetz erlassen, das die staatliche Förderung solcher Maßnahmen verbietet. Die Regierung hatte eine Überprüfung der NSF-Forschungsanträge angeordnet. Bereits im Februar hatte die NSF daraufhin etwa 10 000 Forschungsanträge markiert, die Begriffe wie „Pronomen“, „Klimaforschung“, „interkulturell“, „Ungleichheit“ und Hunderte andere enthielten. Die Trump-Regierung wirft den Forschungsprojekten unter anderem „Gender-Ideologie“ vor.
Der NSF-Direktor Sethuraman Panchanathan veröffentlichte nun geänderte Prioritäten der Behörde, denen zufolge DEI-Förderung nicht „zulasten anderer Gruppen“ gehen sollte. Diese Haltung ersetzt die bisherige Linie, nach der die NSF Anträge darauf prüfte, wie gut diese unterrepräsentierte Gruppen in die Wissenschaft bringen.
Immer mehr US-Wissenschaftler bewerben sich bereits für Positionen im Ausland
Auf Anordnung der Effizienzinitative DOGE von Elon Musk wurden alle neuen Forschungsanträge bei der NSF auf Eis gelegt, schreibt die Wissenschaftszeitschrift Science. Drei DOGE-Mitglieder sollen vergangene Woche in der NSF-Zentrale in Alexandria im US-Bundesstaat Virginia angekommen sein, wie Science berichtete. Sie ordneten an, dass mehr als 400 Anträge, die kurz vor der Bewilligung standen, nun zu eine weiteren Überprüfung zurückgeschickt werden sollen. Die NSF machte laut Science auf Nachfrage keine Angaben, wie dieser erneute Prozess ablaufen solle. Die DOGE-Mitarbeiter hätten keine Instruktionen hinterlassen.
:„Wir arbeiten plötzlich in einem Zustand der Bedrohung“
Die immer neuen Verordnungen der Trump-Regierung gegen Behörden gefährden Patienten, schaden der Klimaforschung und erzeugen ein Klima der Angst. Was das für Wissenschaftler und ihre Arbeit bedeutet – auch jenseits der USA.
Betroffen ist etwa die Informatik-Professorin Casey Fiesler von der University of Colorado Boulder. Sie sagte der New York Times, dass ihre Forschungsförderung zu KI-Kompetenz mehr als Jahr zu früh ausläuft, vermutlich weil in der Zusammenfassung ihres Antrags das Wort „misinformation“ (Falschinformation) steht. Eine offizielle Erklärung habe es nicht gegeben. Eine Forscherin, die Doktorandin Ember McCoy, untersuchte die politische Komponente von Luftverschmutzung. Auch diese laufende Förderung hat die NSF gekappt, wie die New York Times berichtet.
Die Unsicherheit in der US-Forschungslandschaft zeigt Folgen: Über das Jobportal „Nature Careers“ seien im ersten Quartal 2025 32 Prozent mehr Bewerbungen von US-Wissenschaftlern ins Ausland gegangen als im Vorjahreszeitraum, berichtet Nature.
Auch die größte Initiative zur Frauengesundheit der National Institutes of Health, die Women’s Health Initiative, soll beschnitten werden. Die Langzeitstudie umfasst 42 000 Frauen, die Forschern regelmäßig Updates zu ihrer Gesundheit geben. Außerdem laufen seit mehr als 30 Jahren klinische Studien. Lokale Zentren der Initiative sollen zum September schließen, die Finanzierung der Koordinationsstelle ist nur bis Januar 2026 gesichert.
Die Kürzungen von Forschungsgeldern hatten Anfang April schon das Promotions-Programm der NSF getroffen. Statt 2000 Doktorandenstellen finanziert die Behörde im nächsten Förderzeitraum nur die Hälfte. Ein vorläufiges Papier der US-Regierung sieht außerdem erhebliche Kürzungen bei der US-Weltraumbehörde Nasa und bei der Klimabehörde Noaa vor. Diese müssen aber erst vom Kongress bestätigt werden.