Wirtschaft

US-Wahlkampf: Trump wettert gegen Deutschlands Auto-Exporte – „Halten uns für dumm und zocken uns ab“ | ABC-Z

Donald Trump kündigt einen harten Kurs gegen den deutschen Export-Weg an. Mercedes, BMW und Volkswagen überschwemmten die USA. Das müsse sich ändern. Trump zitiert dabei auch die frühere Kanzlerin Angela Merkel.

Deutsche Einwanderer gehörten zu den frühen Pionieren in den USA. Einer ihrer Siedlungsschwerpunkte: der bei den aktuellen Wahlkämpfern schwer umfochtene Bundesstaat Pennsylvania. In dem auf den Siedler Christian Bomberger zurückgehenden Ort Lititz hat sich Donald Trump am Sonntag (Ortszeit) über das aktuelle Deutschland ausgelassen.

„Die (Deutschen) denken, wir sind dumme Leute“, sagte Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung. Deutschland und die übrigen Europäer versuchten, die USA zu übertölpeln. „Wir werden von jedem Land auf der Welt abgezockt – inklusiver unserer sogenannten Freunde“, klagte Trump. „Die europäischen Nationen zocken uns ab.“ In seiner Amtszeit habe er das gestoppt, nun aber gebe es wieder ein riesiges Handelsdefizit.

Kurz vor Trumps Amtszeit war ein geplantes Freihandelsabkommen mit den USA gescheitert. Zudem hatte Trump in den vier Jahren seiner Präsidentschaft darauf gedrängt, dass die Europäer einen größeren Anteil ihrer Wirtschaftsleistung in Rüstungsausgaben stecken und so die Nato stärken, deren Hauptfinanzier die USA sind. Bis zum Beginn des Ukraine-Kriegs hatten die Europäer ablehnend auf solche Forderungen reagiert.

„Ich sagte: Angela, ihr habt nicht bezahlt. Und sie: Nein, nein – ich denke, wir zahlen ab 2035“, berichtete Trump über ein Gespräch aus seiner Amtszeit mit der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

„Ich habe Angela Merkel gefragt: Wie viele Chevrolet fahren durch Berlin?“, sagte Trump. „Sie nehmen unsere Autos nicht, sie nehmen unsere Landwirtschaftsprodukte nicht – sie nehmen nichts. Aber sie geben uns ihre Mercedes, ihre BMW, ihre Volkswagen – Millionen und Abermillionen“, wetterte Trump.

Mit einem Handelsvolumen von 959 Milliarden Dollar (849 Milliarden Euro) im Jahr 2023 sind die USA vor China der wichtigste Handelspartner der EU. Allerdings exportiert Europa tatsächlich deutlich mehr, als es aus den USA bezieht. Diese Lücke lag 2023 laut offizieller Statistik bei gut 200 Milliarden Dollar. Trump sprach am Sonntag sogar von 300 Milliarden Dollar.

Diese Lücke existiert im Außenhandel der USA mit allen großen Partnern – am deutlichsten mit China. Dank seiner starken Stellung und des starken Dollars kann das Land also weitaus mehr konsumieren, als es selbst herstellt.

Das gilt auch für Deutschland. Die Bundesrepublik hat 2023 Güter und Dienstleistungen für 77 Milliarden Dollar aus den USA bezogen, zugleich aber im Wert von 161 Milliarden Dollar in das Land exportiert.

Der republikanische Kandidat hat mehrfach angekündigt, Zölle auf ausländische Produkte deutlich erhöhen zu wollen. So sollten ausländische Unternehmen ihren Beitrag zum US-Haushalt leisten, falls sie keine Werke in den USA selbst errichten. Das soll es ermöglichen, die Einkommenssteuern zu senken. Trump will so außerdem erreichen, dass einfachere Produktionsjobs in die USA zurückkehren. Ökonomen warnen jedoch, Zölle würden die Preise weiter treiben – zulasten vor allem unterer Einkommensgruppen.

Die Deutschen „nutzten uns aus, und wir haben es gestoppt“, sagte Trump am Sonntag, offenbar in freier Rede. „Sie waren nicht froh darüber“, feixte er. Das sei anders als bei seinem demokratischen Amtsvorgänger Barack Obama: „Die Deutschen haben Obama geliebt. Wisst Ihr wieso?“, fragte er das Publikum. Die Antwort: Die Deutschen hätten damals auch auf Kosten der USA gelebt.

Es ist nicht das erste Mal, dass Trump über Deutschland herzieht. Bereits in seinem ersten Wahlkampf vor neun Jahren hatte er wiederholt berichtet, Deutschland drohe der Verfall von Infrastruktur, zudem leide das Land unter zu starker Migration. Trump zitierte dabei gern angebliche befreundete deutsche Unternehmer, die unter der Situation litten – allerdings ohne Namen zu nennen.

Am Sonntag sagte er: Die Deutschen „haben mich nicht geliebt – dabei habe ich dort familiäre Wurzeln.“ Sein Großvater Friedrich Trump war 1905 endgültig aus Bayern in die USA ausgewandert – wohl auch, um dem Wehrdienst zu entgehen.

Trump legte seinen Zuhörern nahe, nun nicht tatsächlich so beschränkt zu sein, wie die Deutschen von ihnen dächten: „Wenn ihr nicht wählt, seid ihr dumm.“

Christoph Kapalschinski ist Wirtschaftsredakteur. Zurzeit arbeitet er in Los Angeles.

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