Geopolitik

US-Wahl: ++ Plötzlich drehen die Moderatorinnen beiden Kandidaten die Mikrofone ab ++ | ABC-Z

Die Debatte zwischen J.D. Vance und Tim Walz verlief meist erstaunlich sachlich. Doch beim Thema Migration wurde es einmal hitzig. Der Republikaner warf einer Moderatorin vor, sich nicht an die Regeln des TV-Duells zu halten. Alle Entwicklungen im Newsblog.

Beim US-Fernsehsender CBS lief in der Nacht zum Mittwoch die Debatte der beiden Kandidaten für die Vize-Präsidentschaft, J.D. Vance für die Republikaner und Tim Walz für die Demokraten. Es war das wohl letzte TV-Duell vor der Wahl am 5. November. Alle Entwicklungen der US-Wahl im Newsblog.

07:24 Uhr – Der hitzigste Moment: Am Ende werden beiden Kandidaten die Mikrofone abgedreht

Anders als beim TV-Duell zwischen Trump und Harris sollten die Mikrofone beider Kandidaten im US-Sender CBS angeschaltet bleiben, auch wenn der jeweils andere sprach. Doch mehrfach wurde J.D. Vance während der Debatte das Mikrofon abgedreht. Am hitzigsten ging es zu beim Streit um Migranten in Springfield im Bundesstaat Ohio. Vance sprach von „Millionen illegaler Einwanderer“ und Bürger in Springfield, deren Leben, wie er sagte, „durch Kamala Harris‘ offene Grenze zerstört wurde“. Moderatorin Margaret Brennan grätsche dazwischen: In Springfield gebe es eine große Anzahl haitianischer Migranten, die einen legalen Aufenthaltsstatus hätten.

Vance war sauer und verwies auf Abmachungen für das TV-Duell: „Die Regeln lauteten, dass Sie die Fakten nicht überprüfen würden.“ Er sprach über eine App namens CBP One, in der Asylbewerber ihr Asylgesuch stellen könnten – das sei etwas anderes als eine Greencard. Doch seine Ausführungen konnte er nicht beenden, sein Mikrofon war plötzlich stumm. Auch Walz, der widersprechen wollte, war nicht mehr voll zu hören. Die Moderatorin erklärte mit einem Lächeln: „Die Zuschauer können Sie nicht hören, weil Ihre Mikrofone ausgeschaltet sind.“

04:51 Uhr – Am Ende wird‘s pathetisch

Nach erneuter Werbung geht es um die Schluss-Statements. Demokrat Walz beschwört die große Koalition von Taylor Swift bis Bernie Sanders für Kamala Harris. Sie alle glaubten an eine positive Zukunft für das Land. Er verspricht eine Chancen-Ökonomie für alle.

Vance und Trump machten vielen Menschen Angst. Harris stehe dagegen für eine „Politik der Freude“.

Republikaner J.D. Vance erinnert an seine arme Großmutter, die im Winter oft nicht habe heizen können. „Alle Menschen, ob reich oder arm müssen fähig sein, zu heizen“. Kamala Harris‘ Energiepolitik mache das schwerer, sagt Vance. In den USA lebten einige der besten Menschen weltweit – aber diese würden durch die aktuelle Politik übermäßig in ihrem Alltag belastet. „Ich treffe Menschen im Wahlkampf, die kein Geld für Essen haben, aber mich fragen, wie es mir geht“, sagt Vance.

Damit endet die Debatte. Vance gab sich unerwartet mild und versöhnlich – das könnte ihm Punkte bringen. Walz hingegen trat weitgehend wie erwartet auf, leistete sich aber keinen der befürchteten Hänger. Blitzumfragen dürften in Kürze folgen.

04:40 Uhr – Vance verspricht: „Wir werden uns nach der Wahl die Hände reichen“

Kurz vor Ende ist klar: Die Debatte läuft sachlicher und freundlicher als der Schlagabtausch zwischen Harris und Trump vor einigen Wochen. Beide Politiker leisten sich bislang keine großen Schnitzer.

Doch jetzt geht es um den Streit um angebliche Wahlfälschung vor vier Jahren. J.D. Vance wird gefragt, ob er die Resultate dieses Mal anerkennen wird. Vance zieht sich geschickt aus der Affäre: Trump habe Probleme aus dem Jahr 2020 angesprochen. Darüber müsse nun friedlich und offen gesprochen werden. Trump habe das Weiße Haus freiwillig verlassen. Er sei keine Gefahr für die Demokratie – anders als Redeverbote in der öffentlichen Debatte. „Kamala Harris ist beteiligt an Zensur in industriellem Stil“, behauptet Vance.

Tim Walz entgegnet, bisher habe ihm die Debatte gefallen. Doch jetzt sei es kritisch: Walz erinnert an den Sturm auf das Kapitol vor knapp vier Jahren. „Demokratie ist größer als eine Wahl“, sagt er. Trump habe ins Spiel gebracht, politische Gegner zu inhaftieren. Das sei inakzeptabel. Er sei der erste Präsident gewesen, der ein Wahlergebnis umstürzen wollte. „Das muss aufhören“, sagt Walz. In den USA gebe es keine Zensur.

„Wir werden uns nach der Debatte und nach der Wahl die Hände reichen“, verspricht Vance – selbst falls Harris gewinnen sollte. Er weigert sich aber zu sagen, dass Trump 2020 die Wahl verloren habe. „Ich schaue in die Zukunft“, sagt Vance. Er und Trump glaubten an die Demokratie. Die großen Tech-Konzerne wie Meta (Facebook) wollten jedoch Argumente unterdrücken.

„Das ist grotesk“, sagt Walz. Vance werde keine Brandmauer sein, falls Trump erneut die Wahl nicht anerkennen werde, warnt er die Zuschauer: „Amerika, du hast eine klare Wahl.“

04:28 Uhr – Mehr Chancen für junge Familien

Nun geht es auch noch um die „Childcare-Crisis“. Tim Walz will Konzerne dazu bringen, junge Mütter nach der Geburt länger freizustellen. Eltern müssten mehr Geld in der Tasche haben – so wie in seinem Heimatstaat Minnesota. Trump wolle hingegen vor allem Superreichen helfen.

J.D. Vance lobt seine „hübsche Frau“ als „hervorragende Mutter“. Junge Frauen müssten Wahlfreiheit haben, ob sie schnell wieder arbeiten wollten oder nicht. „Wir können da deutlich besser werden“, sagt er.

04:25 Uhr – Verdienter Sozialreformer Trump?

J.D. Vance lobt Trumps Sozialpolitik. Vance behauptet, viele seiner Verwandten hätten sich unter Trumps Präsidentschaft eine bessere Krankenversicherung leisten können. Zudem seien unter Trumps Führung 2018 erstmals die Kosten für Arzneien gesunken. „Man muss nicht mit allem übereinstimmen, was Trump jemals gesagt oder getan hat“, sagt Vance. Aber bei der Krankenversicherung habe er vorbildlich die Programme seines Vorgängers Barack Obama aufgebaut.

Tim Walz sieht das naturgemäß anders. Er erläutert recht umständlich, Trump habe eigentlich anders handeln wollen. Er warnt, viele Menschen mit Vorerkrankungen könnten den Versicherungsschutz verlieren. Das ist ein altes Diskussionsthema in der US-Politik. Es geht plötzlich viel um Vergangenheit, wenig um Zukunft.

04:14 Uhr – Häuser für Familien, nicht für Spekulanten

Nächstes Thema: die Wohnungskrise. Tim Walz sieht den Grund darin, dass Immobilien zum Spekulationsobjekt geworden seien. Er will lokale Hausbesitzer und Familien stärken. Es brauche Förderprogramme für den Immobilienkauf. Menschen mit stabiler Wohnsituation behielten Jobs und könnten ihre Kinder gut aufziehen. Das spare letztlich Sozialausgaben.

J.D. Vance sagt, er wolle Zuwanderer nicht für höhere Immobilienpreise verantwortlich machen – aber Kamala Harris sei verantwortlich für die starke illegale Zuwanderung. Harris sei als Vizepräsidentin verantwortlich und müsse noch vor der Wahl handeln. Der amerikanische Traum vom Hausbesitz zerplatze für viele Menschen. Zudem brauche es mehr öffentlichen Grund für Siedlungen – und weniger Bürokratie.

04:08 Uhr – Waffen ja, Schießereien nein?

Nach einer Werbepause geht es um Waffen. J.D. Vance sagt, er spreche als Vater dreier Kinder. Die Politik müsse mehr gegen Amokläufen an Schulen tun. 90 Prozent der Schusswaffenangriffe passierten aber mit illegalen Waffen – etwa hereingebracht von mexikanischen Drogenkartellen. An den Schulen brauche es mehr Sicherheitspersonal sowie stärkere Türen und Fenster. Es sei unrealistisch, bösen Menschen die Waffen zu nehmen.

Walz berichtet, sein Sohn habe eine Schießerei in einer Sportstätte beobachten müssen. Er sei selbst Jäger – und sei für stärkere Checks beim Waffenkauf. In Finnland etwa gebe es keine Schul-Amokläufe trotz viele Waffenbesitzer. Es sei also möglich, das Recht auf Waffenbesitz zu sichern – und zugleich die Schulen sicherer zu machen, ohne sie zur Festung aufzurüsten. „Sie können ihre Feuerwaffen behalten, und wir können dennoch etwas ändern“, verspricht Walz.

Vance betont, in den USA gebe es mehr Drogenmissbrauch und daraus folgende psychische Probleme als in Finnland – und daher mehr gefährliche Waffenbesitzer. Daher müsse die Polizei stärker werden.

Walz widerspricht: „Wenn jemand ein psychisches Problem hat, bedeutet das nicht, dass er um sich schießt.“

03:54 Uhr – Zwei Männer streiten über Frauen

Beim Thema Familienplanung wird Tim Walz erneut persönlich und betont, er verdanke seiner Tochter der Fruchtbarkeitsmedizin. Sein Kontrahent J.D. Walz betont, er wolle das Leben verteidigen. Er wolle zusammen mit Trump „pro family“ sei – und das Vertrauen der Menschen bei dem Thema zurückgewinnen: „Wir können so viel tun, um den Frauen mehr Optionen zu geben.“ Viele junge Familien wollten Kinder, sähen aber ungewollte Schwangerschaften aber oft als Belastung für ihre Lebensplanung. Das müsse sich ändern.

Es müsse aber Sache der Bundesstaaten sein, über die Abtreibungspolitik zu entscheiden. Das ist möglich, da der durch Trump neu besetzte Oberste Gerichtshof eine bundeseinheitliche Regelung gekippt hatte.

Das Thema Abtreibung gilt als Gewinnerthema für die Demokraten, die die alten Regeln zurückbringen wollen. Walz betont, er sei „pro women“. Es gehe um Freiheiten für Frauen, selbst zu entscheiden. Dabei helfe etwa eine Steuerentlastung für junge Familien, die Kamala Harris vorschlage.

Vance dagegen warnt, es sei „barbarisch“, beispielsweise von katholischen Nonnen geführte Krankenhäuser zwingen zu wollen, Abtreibungen anzubieten. Walz dagegen bestreitet, dass die alten Regeln solche Auswirkungen gehabt hätten.

03:43 Uhr – Walz muss sich rechtfertigen

Walz wird von den Moderatoren auf Widersprüche bei seinen Angaben zu seiner Zeit als Dozent in China im Aufstandsjahr 1989 angesprochen. „Ich war ein guter Soldat, ein gutes Mitglied des Kongresses“, wirbt er um Vertrauen. Er habe sich bei den genauen Daten vertan, sei aber innerhalb des Jahres 1989 in Hongkong und China gewesen. Er berichtet, er habe Schüleraustausche organisiert – etwa von Sport-Teams. Er betont, er sei immer für seine Wähler dagewesen.

Medien hatten berichtet, Walz habe angegeben, auf dem Höhepunkt der Proteste in Hongkong gewesen zu sein. Dort sei er aber erst Monate später gewesen.

Auch J.D. Vance muss sich verteidigen – für seine frühere Kritik an Trump. Er habe fälschlich auf negative Medienberichte über Trump vertraut, sagt Vance. Jetzt wisse er es besser. Es brauche in der US-Politik weniger Konflikt, meint Vance überraschend. Er lobt sogar Joe Biden: Dieser habe Trumps Zölle aufrechterhalten. Dann wird er doch wieder krawallig: Kamala Harris wolle diese Zölle fälschlich senken.

03:39 Uhr – Vance will mehr „gesunden Menschenverstand“ in der Wirtschaftspolitik

Tim Walz will Reiche stärker zur Kasse bitten – und mittelständische Unternehmen fördern. J.D. Vance giftet, Kamala Harris habe ausreichend Zeit gehabt, solche Vorhaben umzusetzen.

Stattdessen sei die demokratische Kandidatin an den enormen Preissteigerungen der vergangenen Jahre schuld. Donald Trump hingegen handle mit gesundem Menschenverstand bei der Wirtschaft – auch gegen den Rat von Fachleuten. „Wenn Leute sagen, seine Pläne ergeben keinen Sinn, sage ich: Schaut euch seine Resultate an“, sagt Vance. Er verspricht Erleichterungen für die Mittelklasse. Die USA würden künftig wieder mehr Produkte selbst herstellen – etwa Medikamente.

Walz greift dagegen Donald Trump an: Dieser habe jahrelang gar keine Steuern gezahlt. Das zeige die schädlichen Lücken des Steuersystems. Es brauche faire internationale Handelsbeziehungen statt Konflikte. „Ich bin ein Gewerkschafts-Typ“, sagt Walz. Und die Demokraten hätten in den letzten Jahren viele Jobs geschaffen.

03:29 Uhr – Streit um Abschiebungen

J.D. Vance spricht von „offenen Fluttoren“ an den Grenzen. Kamala Harris sei verantwortlich für den „Zufluss“ von illegalen Einwanderern und Drogen. Es müsse in einem ersten Schritt mit Abschiebungen von Kriminellen angefangen werden. Wichtig sei auch, die Grenzmauer weiterzubauen, die Donald Trump in seinem ersten Wahlkampf versprochen hatte.

Tim Walz betont, die Demokraten hätten die Gesetze bereits verschärfen wollen wie nie zuvor. Walz wiederholt den Vorwurf, Trump blockiere den Entwurf aus Wahlkampftaktik. Dieser habe in seiner Amtszeit nur zwei Prozent der versprochenen Mauer gebaut. Legale Zuwanderer dürften aber nicht „dämonisiert“ werden. Walz erinnert an Trumps Behauptung in der Debatte mit Harris, legale Zuwanderer aus Haiti äßen in Springfield in Ohio Haustiere wie Hunde und Katzen. Die falsche Behauptung „entmenschliche“ diese Gruppe.

Vance antwortet, es gebe echte Probleme in Springfield – etwa überfüllte Schulen und wenig freie Wohnungen. Das Leben der Menschen dort werde durch Harris‘ Politik „zerstört“. Es sei zu einfach, Asyl zu erhalten.

Walz warnt dagegen davor, Migranten für alles verantwortlich zu machen – statt etwa die Wall Street für die Wohnungs-Knappheit.

03:18 Uhr – Ungeahnte Einigkeit beim Thema Klima

Beim Thema Klimawandel sind sich beide Kandidaten überraschend einig. J.D. Vance drückt sein Mitgefühl für die vom Hurrikan betroffenen Menschen aus. Donald Trump und er wollten sauberes Wasser und saubere Luft. Wer CO₂-Emissionen verringern wolle, müsse aber dafür sorgen, dass Industrie und Energieproduktion in den USA bleibe – statt sie in Länder mit schlechteren Standards wie in Fernost zu verlagern.

Demokrat Tim Walz erkennt an, dass Vance den Klimawandel anders als Trump nicht bestreite. Er lobt die Biden-Regierung dafür, Industrie und Energieproduktion zu fördern. Die USA müssten eine Energie-Supermacht der Zukunft sein – mit sauberen Technologien.

Beide sind auch einig bei dem Punkt, es müssten mehr Solarpanele in den USA hergestellt werden statt in China. Walz betont, die USA produzierten mehr Erdgas und Erdöl als jemals unter der aktuellen demokratischen Führung.

Trump hatte in seiner Amtszeit das Pariser Klimaschutzabkommen aufgekündigt. Dieser Punkt spielt in der Debatte keine Rolle.

03:08 Uhr – Die Debatte startet mit dem Thema Nahost

Erwartungsgemäß steht der Angriff des Iran auf Israel ganz oben auf der Agenda der Debatte der beiden Vize-Präsidentenkandidaten. Der Demokrat Tim Walz erinnert daran, dass der Konflikt mit dem Angriff auf Israel aus Gaza begann. Walz weicht allerdings der Frage aus, ob Israel den Iran direkt angreifen sollte. Stattdessen stellt er die Eignung des Kandidaten Donald Trump infrage.

Der republikanische Kandidat J.D. Vance erinnert zur Eröffnung der Debatte zunächst an seine Herkunft aus der Arbeiterklasse – auch Thema seines Buchs. „Donald Trump hat Stabilität in der Welt geliefert“, sagt Vance. Er habe Frieden durch Stärke gebracht. Dagegen habe die aktuelle US-Regierung durch Schwäche die Stabilität im Nahen Osten gefährdet. Es sei Sache Israels, wie es sich nun verteidigen wolle.

02:59 Uhr – Walz ist bereits im Studio

Der demokratische Vize-Kandidat Tim Walz ist bereits am Debatten-Studio eingetroffen. Er steht an diesem Tag besonders unter Druck: Laut Medienberichten soll er sich falsch zu seinen Aufenthalten in China geäußert haben. Konkret geht es um eine Reise als Dozent im Jahr 1989. Walz hatte behauptet, während der Studentenunruhen in Hongkong gewesen zu sein. Tatsächlich treffen die von ihm mehrfach genannten Daten offenbar nicht zu. Walz war mehrfach als Dozent in dem Land. Das galt bislang als Beleg für seine internationale Erfahrung und als Plus im Handelsstreit mit China.

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