Holocaustüberlebender Albrecht Weinberg gibt Bundesverdienstkreuz zurück | ABC-Z

Neuer Kurs in Migrationspolitik
Holocaustüberlebender gibt Bundesverdienstkreuz zurück
30.01.2025, 12:09 Uhr
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Die Kritik an der Verschärfung in der Migrationspolitik reißt nicht ab. Ein Fotograf und ein Holocaustüberlebender geben jetzt als direkte Folge ihre Bundesverdienstkreuze zurück. Die CDU habe „unsere demokratischen Werte verraten“, sagen sie.
Der Holocaustüberlebende Albrecht Weinberg und der Fotograf Luigi Toscano geben ihre Bundesverdienstkreuze zurück, wie Toscano RTL und ntv erklärte. „Es kann nicht sein, dass an einem Tag wie gestern morgens ein Holocaustüberlebender im Deutschen Bundestag spricht und nachmittags ein Beschluss gefasst wird zur Migrationsbegrenzung, mit Stimmen der AfD, die teils als rechtsextrem eingestuft worden ist“, sagte der Fotograf zu RTL/ntv. Die Entscheidung sei ihm nicht leichtgefallen.
Toscano wurde 2021 für seine Dokumentation „Gegen das Vergessen“ ausgezeichnet. Die Wanderausstellung zeigt Bilder von mehr als 400 Überlebenden des NS-Holocaust an öffentlichen Orten. Der aus Italien stammende deutsche Fotograf traf die traumatisierten Verfolgten, porträtierte sie und stellte seine Fotos seitdem als Zeichen der Mahnung in aller Öffentlichkeit aus.
Weinberg wurde bereits 2017 für seinen „unermüdlichen versöhnenden Einsatz“ geehrt, wie es damals hieß. Er schloss sich Toscano an, als er davon erfuhr, dass der Künstler sein Bundesverdienstkreuz zurückgeben will. Beide sind der Ansicht, dass die „CDU im Bundestag unsere demokratischen Werte verraten hat“, erklärte Toscano nach dem Entschluss auf Instagram.
Beide wollen ihre Auszeichnungen gemeinsam in Berlin an Frank-Walter Steinmeier zurückgeben. „Entweder empfängt uns der Bundespräsident oder wir werfen es bei ihm in den Briefkasten“, sagte der in Mannheim lebende Fotograf zudem der Deutschen Presse-Agentur.
Abstimmung im Bundestag sorgt für Kritik
Auslöser ist die Abstimmung am Mittwoch: Erstmals erhielt ein Antrag im Bundestag mit Hilfe der AfD eine Mehrheit. In dem Fünf-Punkte-Plan von CDU und CSU geht es um eine Verschärfung der Migrationspolitik in Deutschland. Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz sagte bereits vor der Abstimmung, dass es ihm „völlig gleichgültig“ sei, wer seinem Vorhaben zustimmt. Anschließend hagelte es Kritik von vielen Seiten.
Bundeskanzler Olaf Scholz sagte etwa: „Das ist ein schlechtes Zeichen. Für das Parlament. Und auch für unser Land.“ Seine Vorgängerin Angela Merkel nannte das Vorgehen des CDU-Chefs „falsch“. Grünen-Ko-Fraktionschefin Britta Haßelmann sprach von einem „historischen Tag – und zwar im negativen Sinne“.