US Open 2024: Auch nach dem Dopingfall wird Sinner von den Fans gefeiert | ABC-Z
Jannik Sinner absolviert den ersten sportlichen Auftritt nach seinem Doping-Freispruch erfolgreich. Der Weltranglistenerste der Tenniswelt konnte sich vorher nicht sicher sein, wie die Zuschauer bei den US Open auf ihn reagieren würden. Sie überraschen ihn.
Den Sieg beim ersten Auftritt nach seinem viel diskutierten Doping-Freispruch feierte Jannik Sinner ohne überschwängliche Jubelgeste. Seine Erleichterung war dem Tennis-Weltranglistenersten erst auf den zweiten Blick anzumerken. Durch den ungebrochenen Zuspruch der Zuschauer wirkte der Italiener wie von einer Last befreit. „Die Reaktion der Fans war großartig. Ich bin froh darüber“, schwärmte Sinner nach dem 2:6, 6:2, 6:1, 6:2 gegen den Amerikaner Mackenzie McDonald. „Schon als die Nachricht herauskam, habe ich während der Trainings viel Unterstützung gespürt“, sagte der 23-Jährige.
Auch nach dem tagelangen Wirbel um die zwei positiven Dopingtests und den anschließenden Freispruch Sinners hatten die Zuschauer den Titelkandidaten im Arthur Ashe Stadium freundlich mit Applaus empfangen. Buhrufe und sonstige Unmutsbekundungen waren auch während der Partie weder zu hören noch zu sehen. „Es ist immer noch nicht einfach“, sagte Sinner dennoch nachdenklich zu seiner Gesamtsituation.
Nach zwei positiven Tests im März auf das verbotene anabole Steroid Clostebol war Sinner nach Angaben der verantwortlichen Tennis-Agentur Itia vor gut einer Woche von einem unabhängigen Gericht freigesprochen worden. Die Itia hatte auch da erst die Positivtests öffentlich gemacht. Die Erläuterung des Australian-Open-Siegers, dass das verbotene Mittel durch eine Massage versehentlich in seinen Körper gekommen sei, wurde als schlüssig angesehen.
„Kann nicht kontrollieren, was sie reden“, sagt Sinner
Einige Spieler wie Novak Djokovic hatten danach eine Ungleichbehandlung anderer Profis in ähnlichen Situationen angeprangert. Die Fälle vieler Spieler seien ähnlich gelagert gewesen, sagte der 24-malige Grand-Slam-Turniergewinner Djokovic. „Ich verstehe den Frust der Spieler, weil es einen Mangel an Konsistenz gibt. Wir sehen einen Mangel an standardisierten und klaren Protokollen“, sagte der 37 Jahre alte Serbe: „Bei diesen Spielern gab es nicht das gleiche Ergebnis. Und jetzt ist die Frage, liegt es an den finanziellen Mitteln, ob ein Spieler es sich leisten kann, eine beträchtliche Menge an Geld für eine Anwaltsfirma zu zahlen, die ihn oder sie in dem Fall vertreten kann.“
Es müsse einen Wandel geben, „ich denke, dies ist offensichtlich“, sagte Djokovic. Er verwies darauf, dass er dies auch mit seiner vor vier Jahren gegründeten Profivereinigung PTPA erreichen wolle. Diese werde allerdings im Tenniszirkus weiter nicht ausreichend anerkannt, sagte der Weltranglistenzweite. Auch der frühere US-Open-Sieger Daniil Medwedew aus Russland sagte, er hoffe, „die Situation kann für jeden Spieler die gleiche sein“.
Es habe direkte Reaktionen anderer Spieler gegeben, berichtete Sinner – ohne genauer ins Detail zu gehen, wie diese ausgefallen waren. „Ich kann nicht wirklich kontrollieren, was sie denken und was sie reden.“ Insgesamt seien die Reaktionen jedoch „nicht schlecht“ gewesen.
Sportlich konnte Sinner den schlechten Start beim Grand-Slam-Turnier in New York mit dem Verlust des ersten Satzes schnell abschütteln und sein druckvolles Spiel wie gewohnt aufziehen. In der zweiten Runde trifft der Australian-Open-Champion auf den US-Profi Alex Michelsen. In einem möglichen Halbfinale könnte es zum Duell der Jungstars mit Carlos Alcaraz kommen. Der Spanier hatte bei seiner Auftaktaufgabe gegen den australischen Qualifikanten Li Tu wie Sinner phasenweise Mühe, setzte sich aber am Ende souverän 6:2, 4:6, 6:3, 6:1 durch.
dpa/pk