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US-Notenbank schiebt Zinssenkungen auf – Wirtschaft | ABC-Z

Wer in diesen Tagen einen amerikanischen Supermarkt besucht, muss bangen: Um wie viel sind Eier diesmal teurer geworden? Seit wegen eines anhaltenden Ausbruchs der Vogelgrippe Millionen Hühner getötet werden müssen, herrscht Eiermangel im Land. Die Preise klettern immer weiter nach oben. Ein Dutzend Eier kostete im Dezember im Schnitt 4,1 Dollar. Manche US-Supermärkte verlangen sogar zehn Dollar für eine Packung Eier. Die hohen Eierpreise sind eines der großen Aufregerthemen, von denen es im aufgeheizten Klima des US-Politbetriebs ja gerade nicht zu wenige gibt.

Menschen, die in Washington nüchtern Entscheidungen treffen, allein auf Grundlage von Fakten, sind in diesen Zeiten die Ausnahme geworden. US-Notenbank-Chef Jerome Powell gehört dazu. Er verkündete am Mittwoch, die Leitzinsen auf ihrem aktuellen Niveau von 4,25 bis 4,5 Prozent zu belassen. Das war allgemein erwartet worden. Powell begründete dies mit der nach wie vor erhöhten Inflationsrate, die sich unter anderem in den Eierpreisen äußert. Im Dezember lag die Teuerung bei 2,9 Prozent und stieg damit im Vergleich zu November leicht an.

Die Männer und Frauen um Powell aus dem Führungsgremium der Federal Reserve (Fed) hatten schon Ende vergangenen Jahres durchblicken lassen, dass sie bei ihren Zinsentscheidungen Vorsicht walten lassen wollen. In ihrer Prognose für das kommende Jahre sagten sie damals bloß zwei Zinssenkungen für 2025 voraus. Ob und wann diese kommen werden, ist unklar. Die Geldpolitik befindet sich damit in einem Zwischenzustand; sie ist weder locker noch restriktiv. Im September 2024 hatte die Fed den Leitzins nach mehr als vier Jahren zum ersten Mal wieder gesenkt und damit einen Abschied von der Hochzinsphase eingeleitet. Nun ist die Zinswende wieder ins Stocken geraten – ein Trend, der noch fortdauern dürfte.

Die Zurückhaltung der Notenbanker hat nicht nur mit der erhöhten Inflation zu tun, die deutlich über der Zielmarke von zwei Prozent liegt. Die Fed dürfte auch mit Sorge auf die Politik von Donald Trump blicken. Viele wirtschaftliche Vorhaben des neuen US-Präsidenten könnten die Inflation weiter anheizen. Dies trifft nach Einschätzung vieler Ökonomen vor allem auf die von ihm geplanten Handelszölle zu, deren Ausgestaltung noch unklar ist. Es ist wahrscheinlich, dass amerikanische Unternehmen die Zölle an ihre Kunden und damit an die Verbraucher weitergeben würden. Nach einer Analyse der TB Bank könnten amerikanische Autos infolge der Zölle bis zu 3000 Dollar teurer werden, weil etliche der in ihnen verbauten Teile aus dem Ausland importiert werden. Auch die massenhafte Abschiebung von Einwanderern ohne Papier könnte einen Mangel an Arbeitskräften nach sich ziehen. Das würde die Löhne und damit die Inflation ansteigen lassen.

Die Inflation lässt sich nicht einfach per Dekret nach unten drücken

Der Kampf gegen die hohen Alltagspreise gehört zu Trumps wichtigsten Wahlkampfversprechen. Doch die Inflation lässt sich nicht einfach per Dekret nach unten drücken. Trumps Strategie zielt bislang vor allem den Energiemarkt ab. Obwohl die USA schon heute eine Rekordmenge an Öl fördern, erklärte Trump den „nationalen Energienotstand“ und gab noch mehr Flächen für die Öl- und Gasproduktion frei, auch in Naturschutzgebieten. Ob sein Plan aufgeht, ist allerdings fraglich. Die meisten Ölkonzerne haben aktuell wenig Interesse, mehr Öl zu fördern. Denn dies würde zu sinkenden Preisen und damit zu weniger Gewinnen für sie führen.

Zugleich drängt Trump auf schnelle Zinssenkungen, weil diese die Börsenkurse nach oben treiben würden. Dies untermauerte der US-Präsident vergangene Woche noch einmal. „Ich werde verlangen, dass die Zinsen sofort fallen“, sagte er bei seiner Rede vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Die Notenbank trifft ihre Entscheidungen unabhängig von der Politik. Trump hat dies jedoch immer wieder in Zweifel gezogen. Er verlangte ein Mitspracherecht bei den Zinsentscheidungen und kokettierte damit, Fed-Chef Powell zu feuern, sollte dieser die Zinsen nicht schnell genug senken. Powell wies dies mit ungewohnt klaren Worten zurück.

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