US-Bürger „fliehen“ aus dem Land – und der Präsident trägt die Schuld | ABC-Z

Athen. Immer mehr US-Bürger suchen einen Wohnsitz im warmen Süden Europas. Experten vermuten einen Zusammenhang mit Donald Trump.
George Gavriilidis, Chef des griechischen Immobilienmaklers Elxis, registrierte im vergangenen November einen überraschenden Trend: In den zwei Wochen nach der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten verdoppelten sich auf der Webseite seines Unternehmens die Suchanfragen aus den USA gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
Hinter den Kulissen der Politik – meinungsstark, exklusiv, relevant.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der
Werbevereinbarung
zu.
„Elxis – At Home In Greece“, wie sich die Firma nennt, sitzt im niederländischen Utrecht und ist auf die Vermittlung von Ferienimmobilien in Griechenland spezialisiert. Dort unterhält Elxis vier Dependancen. Die Kundschaft kommt vor allem aus dem deutschsprachigen Raum, aus der Niederlanden und Großbritannien. Aber im November 2024, dem Monat der Präsidentschaftswahl, stellten Interessenten aus den USA plötzlich die meisten Besucher auf der Webseite des Unternehmens.
Auswandern nach Griechenland: US-Bürger fühlen sich im eigenen Land unwohl
Der Trend habe sich bereits in den Vormonaten abgezeichnet, berichtet Elxis-CEO Gavriilidis. „Die Nachfrage aus den USA war 2024 in manchen Monaten sechsmal höher als im Jahr davor“, so Gavriilidis. „Nach der Wahl im November hat sich dieser Trend noch einmal rapide beschleunigt“, berichtet der Immobilienexperte. Gavriilidis erwartet, dass 2025 die Käufer aus der USA nach den Deutschen und den Niederländern Platz drei belegen werden.
Offenbar fühlen sich manche US-Bürger nach Trumps Rückkehr ins Weiße Haus im eigenen Land nicht mehr wohl. Die gesellschaftliche Polarisierung, die sich schon in Trumps erster Amtszeit zeigte, könnte sich jetzt noch weiter verschärfen. Im Internet nahmen nach der Wahl die Suche zum Thema „Verlassen der USA“ sprunghaft zu, wie eine Analyse der Google-Suchanfragen zeigte. Anfragen wie „Auswandern“ oder „Umzug nach Neuseeland“ stiegen nach der Schließung der Wahllokale am 5. November stark an, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.
Auch interessant: Trumps Amtszeit endet 2029 – Wäre eine dritte möglich?
Die auf Vermittlung von Visa und Staatsbürgerschaften spezialisierte Agentur Henley & Partners berichtete, dass die Anfragen von US-Bürgern in der ersten Woche nach der Wahl Trumps um 400 Prozent gegenüber der Vorwoche angestiegen seien.
Nach der US-Wahl wollen immer mehr US-Bürger auswandern, bevorzugt nach Griechenland.
© AFP | ARIS OIKONOMOU
Griechenland im Fokus: Besonders zwei Faktoren zieht Menschen an
Viele US-Bürger gehen nun in Europa auf die Suche nach einem Refugium. Griechenland steht bei diesem Trend wegen der noch relativ niedrigen Immobilienpreise besonders im Fokus, erklären Makler. Sie liegen nach Aussagen von Maklern rund ein Drittel unter dem, was für vergleichbare Objekte in Spanien, Frankreich oder Italien verlangt wird.
Auch interessant

Als interessant gilt Griechenland auch, weil es Ausländern aus Drittstaaten wie den USA mit dem „Golden-Visa-Programm“ Aufenthaltsgenehmigungen anbietet. Wer, je nach Region, mindestens 400.000 bis 800.000 Euro in eine Immobilie investiert, bekommt ein Schengen-Visum, das zum Aufenthalt in Griechenland und Reisen in alle Staaten des Schengen-Raums berechtigt. Der Aufenthaltstitel gilt für fünf Jahre und wird verlängert, solange der Ausländer seine Immobilie hält. Auch beim griechischen Ministerium für Migration und Asylpolitik registriert man so etwas wie eine „Flucht vor Trump“: Die Golden-Visa-Anträge aus den USA sind Ende 2024 gegenüber dem Vorjahr um 46 Prozent gestiegen.
Interessenten aus den USA sind in Griechenland besonders willkommen, denn sie investieren deutlich mehr: „2024 lag der Durchschnittspreis der von uns vermittelten Ferienimmobilien bei 378.500 Euro, während die Käufer aus den USA durchschnittlich 514 000.Euro bezahlten“, berichtet Elxis-Chef Gavriilidis.