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Urteil in München: Zehn Jahre Haft nach dramatischem Ende einer Flucht | ABC-Z

München – Die Daten vom Handy des Angeklagten sorgten für eine erdrückende Beweislage: Die 2. Strafkammer des Landgerichts München I unter dem Vorsitz von Norbert Riedmann verurteilt am Montag den 46-jährigen Schleuser zu einer zehnjährigen Haftstrafe. Wegen Körperverletzung mit Todesfolge, schwerer Körperverletzung sowie gewerbsmäßigem Einschleusen von Ausländern in zwei Fällen.

Prozess in München: Flüchtlinge zahlen pro Familie bis zu 25.000 Euro an Schleuser-Bande

Die Richter sind am Ende des Prozesses der Überzeugung, dass der Angeklagte Mitglied einer Bande gewesen sei, die Menschen aus der Türkei auf der “Balkanroute” nach Deutschland schmuggelte. Die Flüchtlinge zahlten pro Familie bis zu 25.000 Euro an die Bande.

“Gegenstand des Verfahrens waren zwei Fälle der Schleusung mit acht beziehungsweise zwölf Personen aus dem Jahr 2022, wobei die Kammer deutlich machte, dass der Angeklagte auch an zahlreichen weiteren Schleusungen beteiligt gewesen sei”, berichtet Gerichtssprecher Laurent Lafleur.

Das tragische Ende einer Schleusung: 15-Jährige verstirbt nach Stromschlag

Der Angeklagte hatte in der Hauptverhandlung zu den Vorwürfen geschwiegen. Bei der Polizei hatte er noch angegeben, er habe nur Dolmetscherdienste geleistet. Das ordnete die Kammer als bloße Schutzbehauptung ein. Unter anderem, weil die Auswertung des Mobiltelefons des Angeklagten Hinweise auf seine hervorgehobene Position innerhalb der Bande ergeben haben.

Das tragische Ende einer Schleusung: Bei der Ankunft des Güterzugs in Trudering im Mai 2022 habe der Angeklagte ein Signal zum Aussteigen gegeben. Einer der Geschleusten sei nach oben geklettert und habe einem 15-jährigen Mädchen beim Aussteigen geholfen. Dabei habe der Mann einen Stromschlag erlitten, der auch das Mädchen erreicht habe.

Vorwurf: Angeklagter wollte Geld verdienen für Luxusleben mit  jüngerer Geliebten 

Das Mädchen verstarb wenige Tage später an den Folgen seiner Verletzungen. Der Mann überlebte mit schwersten Verletzungen. Er verbrachte 14 Monate im Krankenhaus, musste 18 Mal operiert werden und ist heute querschnittsgelähmt. 

Die Staatsanwaltschaft hatte zehneinhalb Jahre Haft für den angeklagten Schleuser gefordert. Der 44-jährige Iraker soll die Flucht der Jugendlichen organisiert haben.

Staatsanwalt Kai Gräber betonte in seinem Schlussplädoyer, dass die kriminelle Energie des Angeklagten “erheblich” sei. Die Beweislage gegen ihn sei “überwältigend”. Der Angeklagte habe mit seinen Schleuserfahrten Geld verdient, um sich und seiner deutlich jüngeren Geliebten ein Luxusleben zu ermöglichen, so der Vorwurf.

Die Verteidigung plädierte hingegen auf Freispruch und argumentierte, die Beteiligung des Angeklagten an der Schleusung habe nicht nachgewiesen werden können. Der Angeklagte selbst äußerte sich im Verlauf des Prozesses nicht zu den Vorwürfen.

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