Untersuchungsbericht: Versäumnisse bei Gewaltprävention im deutschen Tennissport – Sport | ABC-Z
Nach eineinhalb Jahren hat die Unabhängige Aufarbeitungskommission des Deutschen Tennis Bunds (DTB) ihren Bericht zu Gewalt im deutschen Tennissport vorgelegt. Demnach gab es in den vergangenen 40 Jahren mindestens vier Fälle interpersonaler Gewalt. Die Kommission sieht zudem Anhaltspunkte für „eine Vielzahl weiterer Fälle“.
Im März 2023 hatten SZ, NDR und „Sportschau“ veröffentlicht, dass der ehemalige DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff in mindestens zwei Fällen Spieler, die er als Manager oder Trainer betreute, wiederholt sexuell belästigt haben soll. Es handelte sich um den indischen Tennisprofi Sriram Balaji und um den ehemaligen Nachwuchsprofi Maximilian Abel. Beide sprachen in den Recherchen umfassend über ihre Erfahrungen. Andere Betroffene hatten anonym Ähnliches geschildert.
Hordorff bestritt die Vorwürfe. Der DTB bat den ehemaligen Tennisfunktionär nach Bekanntwerden der Anschuldigungen, seine Ämter ruhen zu lassen. Im Mai 2023 hatte der DTB außerdem eine Unabhängige Kommission damit beauftragt, die konkreten Vorwürfe zu bewerten und zudem zu prüfen, wie der DTB sein System zur Prävention und Aufarbeitung von Gewalt künftig verbessern könnte. Hordorff verstarb im August 2023 an einer Herzkrankheit.
Am Dienstag hat der DTB eine Zusammenfassung der Untersuchung veröffentlicht. Demzufolge hat das dreiköpfige Gremium mit zehn Personen sprechen können, wovon drei „potenziell unmittelbar von interpersonaler Gewalt betroffen“ gewesen seien. Den Bericht selbst, 147 Seiten lang, veröffentlicht der DTB nicht – um die Intimsphäre derjenigen zu schützen, die darin Angaben gemacht haben.
In dem Zeitraum, in dem sich die Fälle ereigneten, habe der DTB nicht über ein Schutzkonzept zur Gewaltprävention verfügt, moniert die Kommission. Das habe Fälle von Gewalt begünstigt. Auch fehlende Sensibilisierung und Verbandsstrukturen hätten Machtmissbrauch und Gewalt durch Mitarbeiter und Tennistrainer erleichtert. Welche Strukturen die Kommission genau kritisiert, steht nicht in der Zusammenfassung.
Zwischenzeitlich habe der DTB ein Schutzkonzept eingeführt, das den Vorgaben des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) entspreche. Die Kommission hält jedoch „den hierdurch erreichten Schutzstandard für nicht ausreichend“. Das Gremium habe dem DTB Empfehlungen zur Verbesserung der Gewaltprävention vorgelegt. Diesen wolle der DTB folgen, hieß es.