Füchse Berlin zerlegen Melsungen und haben die Meisterschaft im Blick | ABC-Z

Berlin. Das Gipfeltreffen mit Melsungen war heiß erwartet, doch die Füchse Berlin setzten ein deutliches Statement. Gidsel erlebt doppelte Premiere.
Wenn selbst Mathias Gidsel noch erste Male erlebt, weiß man, was die Stunde geschlagen hat. „Es war das erste Mal in meiner Karriere, dass ich vor einem Spiel nervös war“, sagte der Welthandballer am Donnerstagabend, „weil es so viel für mich und den Verein bedeutet“ Die Füchse Berlin stehen kurz vor ihrer ersten deutschen Meisterschaft, und das Topspiel gegen die punktgleiche MT Melsungen war seit Tagen als schwierigste Hürde auf dem Weg dahin identifiziert worden.
Mit einem eindrucksvollen 37:29 (18:12)-Erfolg gaben die Berliner nun ein nicht zu übersehendes Statement ab, und Gidsel erlebte auch auf dem Platz ein erstes Mal. Seine 15 Treffer bedeuteten Karriere-Höchstwert in der Handball-Bundesliga, die Nervosität schien ihm zu helfen. „Heute lag ich vor dem Spiel auf meinem Bett und habe aus dem Fenster geguckt. Meine Freundin hat gefragt: Was ist los mit dir?“ Gidsel wusste selbst nicht so ganz, wie ihm geschah angesichts des historischen Triumphs, der jetzt in Reichweite ist: Noch drei Spiele fehlen bis zum Titel.
Füchse Berlin: Torwart Dejan Milosavljev überragt in Hälfte eins
Am Donnerstag war schon von Beginn an zu spüren, welch ein großer Handball-Abend es an diesem Tag werden würde. Die mit 9000 Zuschauern ausverkaufte Max-Schmeling-Halle war frühzeitig derart auf Temperatur, dass nur so die Funken flogen.
Torwart Dejan Milosavljev trug dazu mit einer Doppelparade im ersten Angriff bei, doch Melsungen konnte zunächst mithalten (7:7, 15. Minute). Dann aber wirbelte das orkanartige Berliner Tempospiel die hessische Abwehr völlig durcheinander, die eigentlich die beste der Liga ist.
Füchse mit 6:0-Lauf in der ersten Hälfte
Sie musste hilflos zusehen, wie die Füchse auf Basis weiterer Paraden des überragenden Milosavljev (allein im ersten Durchgang zehn Paraden) einen 6:0-Lauf konstruierten (13:7, 21.). „Da kam eine gewisse Leichtigkeit mit rein“, freute sich Trainer Jaron Siewert. Es war ein völliger Rausch, wie ihn seine Mannschaft schon ein ums andere Mal in dieser Saison erlebt hat – und auf deren Basis sie im Grunde nicht zu schlagen ist.
Das 18:12 zur Pause war Zeugnis davon, dass es die Berliner mit ihrem besten Angriff der Liga waren, die die Geschehnisse dieses Spiels diktierten – und eben nicht die Melsunger Defensive. Die Füchse legten ein derartiges Selbstverständnis an den Tag, wie es nur absolute Top-Teams tun.
Füchse Berlin spielen wie ein deutscher Meister
Auch im zweiten Durchgang, mit dem deutlichen Polster im Rücken, drückten sie weiter aufs Tempo und ließen keinen Deut nach. Siewert hatte sein Team exzellent eingestellt auf das immer wiederkehrende Melsunger Mittel des siebten Feldspielers, sodass die hessischen Angreifer bald völlig entnervt waren.
In der Berliner Offensive griff derweil auf unnachahmliche Art und Weise ein Rad ins andere. War es am Anfang des Abends noch das heiß erwartete Aufeinandertreffen der punktgleichen Tabellenführer, wurde es in Phasen der zweiten Hälfte ein Klassenunterschied.
Die Berliner sendeten bis hin zum 37:29-Endstand eine Machtdemonstration hinaus ins Land, die nur einen einzigen Schluss zuließ: So spielt ein deutscher Meister. Und Gidsel? „Meine Freundin wird sich freuen, dass heute Abend wieder ein normaler Mathias nach Hause kommt“, sagte der Welthandballer, und zog lächelnd in die Katakomben der Max-Schmeling-Halle von dannen.
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