Untersuchung eingeleitet: Ukrainer beschreibt unhaltbare Zustände in seinem Regiment | ABC-Z
Untersuchung eingeleitet
Ukrainer beschreibt unhaltbare Zustände in seinem Regiment
21.01.2025, 22:02 Uhr
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Die Skandale in ukrainischen Einheiten scheinen sich zu häufen. Nachdem es in einer teilweise in Frankreich ausgebildeten Prestige-Einheit und einer weiteren Brigade zu großen Problemen gekommen ist, schildert ein Soldat Gründe für tödliche Unfälle. Seine Einheit kämpft in der Grenzregion Kursk.
Ein Soldat des 78. Luftangriffsregiments hat auf eine Überforderung seiner Kameraden hingewiesen, die zu Erschöpfung und tödlichen Unfällen beim Umgang mit Sprengstoff geführt haben soll. Die tödlich Verunglückten sollen dann als Verluste auf dem Schlachtfeld aufgeführt worden sein. Dazu sollen sowohl Tote als auch Verletzte gehören. Das berichtet „Kyiv Independent“ unter Berufung auf den Facebook-Account des Soldaten Vitalii Holovnia. Daraufhin hat das Regiment eine interne Untersuchung angekündigt, heißt es weiter in dem Bericht des ukrainischen Onlinemediums.
Demnach zwingt ein Zugführer einer Kampfdrohneneinheit die Soldaten zu viele Aufgaben zu erledigen. Dies führe dazu, dass die Soldaten erschöpft, überfordert und fehleranfällig seien. „Fälle von Unfällen mit Sprengstoffen ereigneten sich, weil die Leute lange Zeit in Kampfpositionen und müde waren. Es kam auch vor, dass die Leute einige Aufgaben tagsüber und andere nachts ausführten, sie arbeiteten also rund um die Uhr. Infolgedessen wurden Fehler bei den Sicherheitsvorschriften für den Umgang mit Sprengstoffen gemacht“, erklärt Holovnia im „Kyiv Independent“.
Holovnia wies darauf hin, dass der besagte Kommandeur Favoriten hat, die die höchste zusätzliche finanzielle Belohnung, 100.000 Hrywnja (2370 Dollar), erhalten, ohne in Gefechten eingesetzt zu werden, während andere ihr Leben dafür einsetzen müssen. Dem Soldaten zufolge versäumte es der Kommandeur, dafür zu sorgen, dass die Einheiten über Kommunikationsmittel und hochwertige Ausrüstung für die elektronische Kampfführung verfügten, um Kampfeinsätze durchführen zu können. Infolgedessen soll die Einheit in der russischen Region Kursk fast anderthalb Monate lang keine stabile Verbindung für Notfälle gehabt haben.
Holovnia behauptete auch, dass die Entscheidungen des Kommandeurs über die Besetzung von Gruppen für Kampfeinsätze zu internen Konflikten führten. „Die Führung muss richtig und angemessen sein. Wir müssen mit unserem Verstand und unserer Ausrüstung kämpfen, nicht mit (Menschen als) Fleisch.“
Nach der Beschwerde leitete das Kommando des 78. Regiments eine interne Untersuchung ein, „in Übereinstimmung mit allen etablierten Verfahren und mit dem Ziel, die Umstände objektiv zu klären.“ „Wir fordern die Öffentlichkeit auf, keine voreiligen Schlüsse auf der Grundlage ungeprüfter Informationen zu ziehen“, heißt es in der Erklärung.
Weitere Skandale bekannt geworden
Die Beschreibung der Zustände des Soldaten in seinem Regiment kommt inmitten großer Skandale, die andere Einheiten plagen. Kurz vor dem dritten Jahrestag des russischen Angriffskrieges gibt es in der Ukraine immer noch keinen rechtlichen Mechanismus, der eine Demobilisierung nach einer bestimmten Dienstzeit ermöglichen würde, heißt es weiter in dem Bericht des „Kyiv Independent“.
Zuvor hatte der Journalist Jurij Butussow auf dem Portal Zensor.net den Fall der neuen 155. mechanisierten Brigade geschildert, eines Prestigeprojekts der Kooperation mit Frankreich. Noch bevor die Brigade an die Front kam, seien 1700 ihrer Soldaten desertiert – darunter angeblich 50 schon während der Ausbildung in Frankreich. Und bei einer Überprüfung der 156. mechanisierten Brigade seien „eine Reihe von wesentlichen Mängeln“ festgestellt worden, heißt es in einer Mitteilung des Generalstab der Streitkräfte der Ukraine.
Jüngst wurden drei hochrangige ukrainische Militärvertreter wegen ihrer mutmaßlichen „Untätigkeit“ während der russischen Offensive in der nordöstlichen Region Charkiw im vergangenen Mai festgenommen. Laut der ukrainische Ermittlungsbehörde SBI wird den zwei Generälen und einem Oberst vorgeworfen, mit ihrem „fahrlässigen Verhalten“ die Einnahme von Teilen der Region Charkiw durch russische Truppen ermöglicht zu haben.